NVA – Gefechtsstand 43 Rövershagen

Trotz seiner Größe ist dieser Bunkerbau in Form einer Bogendeckung – wie sie eigentlich für Flugzeuge verwendet wird – von außerhalb des Geländes kaum wahrnehmbar. Sehr gut getarnt durch Erdüberdeckung, Bepflanzung und inzwischen viel natürlichem Bewuchs. Erbaut wurde dieser Bunker von 1982 bis 1985 als  2-etagige- Bogendeckung mit monolithischem Kopfbau für Technik/Sanitär und Garagenanbau (Typ: erweiterte geschlossenen Deckung für Flugzeuge AU-16 bzw. FB-360-STB-71; Belegung: normal 34, maximal 85 Personen; Gesamtfläche 1.811 qm)

Der Blick in die geöffneten Rolltore der Bogendeckung lässt jedenfalls nicht erahnen, das sich hier der GS 43 (das heißt, der Gefechtsstand der 43. Flugabwehr-Raketenbrigade) befand. Der kleine Holzzaun, der sich heute davor befindet, hielt eine Herde Schafe davon ab, sich über das weite Gelände zu zerstreuen. Eine Nachnutzung der anderen Art…

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Im Inneren der Bogendeckung befindet sich der Bunker für den Gefechtsstand 43 – der vordere Teil der Bogendeckung wurde zeitweilig als Schafstall genutzt.

Die Tore hatten an der Unterseite Laufrollen, die auf einer Stahlschiene liefen. Angetrieben wurden sie durch einen kleinen Elektromotor, der sich an den Seiten befand und einen Seilzug aus Stahlseilen antrieb. So konnte im Ernstfall ein schneller Verschluss des Bauwerkes durchgeführt werden.

Selbst wenn man die Bogendeckung durch den ehemaligen Schaffstall betritt, ahnt man noch nichts von dem Bauwerk im Inneren. Dieser Weg war nicht der offizielle Eingang, sondern der Notausgang.

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Im Inneren der Bogendeckung – im Hintergrund sieht man, wie stark begrünt das gesamte Objekt inzwischen ist; ebenso im Hintergrund erkennbar: die Mannschaftsbunker

In dem Hangar-ähnlichem Bauwerk befanden sich die mobilen Generatoren für die Hauptstromversorgung. Insgesamt 4 Stück mit einer Nennleistung von jeweils 240 kW. Der Strombedarf der gesamten Technik im Schutzbauwerk war gigantisch.

Vor der sichtbaren gemauerten Wand im „Hangar“ befindet sich auf der rechten Seite der sogenannte Gefechtszugang. Er wurde auch als Notausgang genutzt und mündet im Garagenkomplex, der sich an der Längsseite der Bogendeckung befindet.

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Notausgang in der Bogendeckung bzw. Gefechtszugang

Durch einen ebenso schmalen Zugang (der als Notausgang vorgesehen war) gelangt man in den Hauptraum des Bauwerks: den Führungsraum, der heute leider völlig ausgeräumt ist. Selbst die Wandverkleidungen wurden entfernt, und es gehört viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, das hier auf großen Glaswänden mit der Karte des Ostseeraumes von Planzeichnern die aktuelle Luftlage dargestellt wurde. Im Juni 1985 erfolgte die Inbetriebnahme als Automatisierter Gefechtsstand (AGS) der 43. Fla-Raketenbrigade der NVA, die Luftlage stellte die Funktechnische Abteilung-4301 (FuTA-4301) aus einem separaten Schutzbauwerk bereit. Im Gefechtsstand wurde eine Jägerleitstelle entfaltet (taktische Bezeichnung „Jägerleitstelle-33/1“) für die automatisierte Führung von Abfangjägern der NVA zur Bekämpfung von Luftzielen im Ostseeraum. Vordergründig erfolgte die Jägerleitung von Jagdflugzeugen des Jagdfliegergeschwaders-9 in Karlshagen/ Peenemünde mit Flugzeugen vom Typ MiG-23 und des Jagdfliegergeschwaders-2 in Trollenhagen mit Jagdflugzeugen vom Typ MiG-21.
Die Jagdflugzeuge konnten ab dem Startflugplatz geführt werden.

Durch das Automatisierte Führungs-und Leitsystem erfolgte auch die Entscheidung und Zielzuweisung, welche Ziele mit Flugabwehr-Raketen (Fla-Raketen) oder von Jagdflugzeugen bekämpft werden.

Neben der Kampfführung hatte der Gefechtsstand auch die Aufgabe der Organisation des Zusammenwirkens verschiedener Teilstreitkräfte, Waffengattungen und Verbände im Ostseeraum.

Eine steile Eisentreppe führt hinauf in die Galerie, wo sich die Jägerleitstelle befand. Die Galerie erreicht man regulär über die Treppe in das Obergeschoß, die sich zentral im Bunker befindet.

Im Obergeschoß des Bunkers befanden sich die Arbeitsräume des Stabes, eine Teeküche und vermutlich auch der sogenannte VS-Raum – eine Stahlgittertür vor der eigentlichen Tür deutet darauf hin – die Räume sind alle ausgeräumt.

Im Untergeschoß – genau gegenüber der Treppe – befanden sich die besonders gesicherten Räume der Spezialnachrichten für den Chiffrierdienst sowie für SAS-Verbindungen. Heute leider völlig zugemüllt.

Daneben schließen sich die Räume für die offene Fernsprechvermittlung, die Fernschreibstelle mit mehreren Fernschreibanschlüssen im Sondernetz-1 sowie ein Nachrichtenbetriebsraum mit Übertragungstechnik an. Der Gefechtsstand verfügte zur internen und externen Kommunikation über eine Telefon-Nebenstellenanlage ATZ-65N.

Erstaunlicherweise ist doch noch einiges erhalten geblieben…

Auf der gegenüberliegenden Seite des Flures befindet sich neben dem Sanitärbereich die Lüftungstechnik und die Filteranlage.

In Richtung zum eigentlichen Haupteingang des Bauwerkes der Schleusenbereich (der fast nicht mehr zu erkennen ist – viele Stahltüren fehlen) und der Steuerraum für die Netzersatzanlage und der Batterieraum. Auch hier stehen noch einige Relikte herum – zwar ausgeweidet, aber zumindest keine ganz kahlen Räume. Die Besonderheit dieses Bauwerkes ist, das die Netzersatzanlage sich nicht im Inneren befindet, sondern im Garagenanbau. Sehr wahrscheinlich war es ein mobiles Diesel-Aggregat, das in der Garage betrieben wurde.

Der eigentliche Haupteingang schimmert durch das Dunkel…

Von außen noch der Blick über den Hauptzugang auf das Bunkerdach – einige Aufbauten sind noch zu erkennen, markant der ABC-Detektor.

Hauptzugang und Bunkeraufbauten

Auf dem Bunkerdach sind noch einige Aufbauten erkennbar – hier der ABC-Detektor