NVA – Standortübungsplatz Rostocker Heide

Wer heute durch Deutschlands größten zusammenhängenden Küstenwald wandert, stößt mitunter auf skurril anmutende Relikte.

Plötzlich steht der Rest eines größeren Tores mitten auf einer Wiese.Rostocker Heide 01

Oder aus dem Waldweg wird unvermittelt ein breites Stück Betonstraße, das ebenso plötzlich wieder endet.

Rostocker Heide 04

Heute weiß kaum noch jemand, das große Teile des östlich von Rostock gelegenen Waldgebietes bis 1990 militärisches Sperrgebiet waren. Von dem insgesamt 5.800 Hektar großen Gebiet wurden zuletzt 2.600 Hektar militärisch genutzt und waren für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Weit mehr als 20 Millionen Mark der DDR sollen in der Rostocker Heide für militärische Anlagen verbaut worden sein.

Neben diversen kleineren Bunkern befand sich hier auch das Gelände der Flugabwehr-Raketen-Abteilung 4323 Hinrichshagen (mit den drei typischen Objekten: Kasernen- und Wohnbereich, Raketenlagerbereich und Raketenabschußstellung), das Küstenraketen-Regiment 18 mit Kasernen und umfangreichen technischen Einrichtungen sowie drei ausgedehnte Schießplätze. Heute kaum noch zu erkennen,  befanden sich die die Schießplätze versteckt im Wald:

  • zwei an der Wiethäger Schneise zwischen Hinrichshagen und Wiethagen
  • einer bei Rosenort (Nutzung von 1958 bis 1990)

Rostocker Heide 02Baracken standen unmittelbar neben den Schießplätzen – sie dienten der Munitionsausgabe und als Aufenthaltsmöglichkeit für die schießenden bei schlechtem Wetter – geschossen wurde prinzipiell bei jedem Wetter.

Nach dem Ende der DDR und der NVA begann ab 1994 die komplette Renaturierung. Die EU spendierte üppige Fördermittel im Rahmen des Konver II – Programmes. 66 Gebäude wurden abgerissen, 50.000 Quadratmeter Betonflächen wurden beseitigt, 5.8000 Quadratmeter Asbest entsorgt und mehr als 900 Kilogramm Waffenteile und Munitionsreste geborgen. Bunker wurden verfüllt oder zu Fledermausquartieren umgebaut.

Der letzte Schuß in der Rostocker Heide fiel am 21. Dezember 1999 – solange nutzte die Bundeswehr noch einen der ehemaligen NVA-Schießplätze. Heute ist auch dieser verschwunden.

Die Rostocker Heide wurde zum Naturschutzgebiet. Meist muss man sehr genau hinschauen, um die noch vorhandenen Spuren der einstigen militärischen Nutzung zu erkennen.

Manchmal liegt einfach nur Beton im Wald.

Rostocker Heide 03

In manchen Bäumen haben sich Soldaten mit den typischen „EK-Ritzungen“ verewigt. EK ist die militär-Umgangssprache für Entlassungskandidat und die Zahlen dahinter gaben an, wann die reguläre Dienstzeit des Betreffenden endete.

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Quellen:
Fox, Christoph „Auf den Spuren der Militärs“, Schweriner Volkszeitung, 28.04.2008
„Das Ende der NVA in Mecklenburg Vorpommern“; NDR info, 09.07.2020

2 Gedanken zu „NVA – Standortübungsplatz Rostocker Heide

  1. Das Tor stand ursprünglich nicht dort,wo es jetzt steht.Die Forst hat es dort aufgestellt.Es stand zwischen der Betonstraße und der Meyers-Haustelen-Schneise-quasi als Eingangstor.Dort schoß bis 1989 das MSR-28,und bis 1990 das KVR-18.Auf dem PSP die panzereinheiten des MSR-28 bwz.KVR-18.Aber von einer Wippe.Im gesamten Areal sind hunderte meter Gleisanlagen verlaufen.Einige Holzschwellen sind noch da.Die Gleise wurden genagelt(4 Nägel pro Schwelle !).Auf den Gleisen fuhren von Stahlseilen gezogene Waden hin und her,wo die Scheiben drauf montiert waren.Habe von beiden SP`s Lagepläne angefertigt.Vom SP Rosenort auch.Dort schoß bis 1990 die 4.Flotille aus Rostock-Hohe Düne.Vorher befand sich auf dem Areal von 1945-48 ein ca.700ha großer Panzerschießplatz der Roten Armee.Noch heute findet man aus dieser zeit Schützengräben.Auf dem PSP steht im Busch noch ein vergessener Steuerkasten zum aufrichten der Scheiben.Die Panzerscheiben aren ein entmagnetisierter Stahlrahmen in grober form eines Panzers (z.tl in orig.größe) mit Stoffbespannung.Flog ein Magnetisertes Geschoß (23+152mm B)Übung durch,wurde ein Signal an die steuereinheit geschickt,die die Scheibe abklapte.Für Schützenscheiben waren es Körperschallgräte.So einen Kasten habe ich 2017 auf dem SP gefunden und zum laufen gebracht.Bin auf dem Stüp Rostock schon seit gut 20 Jahren unterwegs und habe dort scon einiges gesehen.PS:Die Pläne könnte ich mal Mailen.

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    • Hallo Herr Schwalger,
      vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und die Hintergrundinformationen – sehr spannende Details! Die Lagepläne der Schießplätze interessieren mich natürlich 😉 Herzliche Grüße, Frank Köhler

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