Karow (Meckl.) – Bahnhof

Nur neun Jahre nach der allerersten Fahrt einer Eisenbahn in Deutschland, war der Siegeszug dieses neuen Verkehrsmittels auch in Mecklenburg nicht mehr aufzuhalten. Schon 1844 querte die erste Bahntrasse, die Berlin und Hamburg verband, das damalige Groß-Herzogtum.

Es dauerte dann noch bis zum Jahre 1882, bis das mecklenburgische Hinterland Anschluss an die große, weite Welt bekam. Im Dezember jenen Jahres ging die normalspurige Nebenbahn in Betrieb, die Wendisch Priborn mit Güstrow verband. Im Januar 1885 war dann die Strecke der Mecklenburgischen Südbahn fertig gestellt, die Neubrandenburg mit Parchim verband. Im November 1887 ging dann die normalspurige Nebenbahn von Karow nach Wismar (als Wismar – Karower – Eisenbahn) in Betrieb.

Der kleine Ort Karow hatte sich in relativ kurzer Zeit zu einem bedeutenden regionalen Eisenbahnknotenpunkt entwickelt.

Das Bahnhofsgebäude wurde schon 1882 errichtet und gemeinsam mit der ersten durch Karow führenden Bahnstrecke eingeweiht.

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Von Anfang an besaß der Bahnhof eine Schankwirtschaft. Schnell folgten weitere Erweiterungen: 1884 folgte schon eine Poststation. Mit dem stetig wachsenden Personen- und Güterverkehr wuchsen auch die Ansprüche und der Platzbedarf. Zwischen 1900 und 1938 wurde der Bahnhof permanent erweitert. Neue Gleise und Bahnsteige entstanden, ein Wasserturm, Einrichtungen für die Güter- und Gepäckabfertigung sowie ein kleines Bahnbetriebswerk mit Bekohlungsstelle und Wassertankstelle für die Dampflokomotiven.

Für die Bahnangestellten wurden neue Wohnhäuser in Bahnhofsnähe errichtet; nicht nur der kleine Ort Karow nahm eine steile Entwicklung. Auch heute noch strahlen die inzwischen denkmalgeschützten Gebäude einen gewissen Charme aus.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Strecke der Mecklenburgischen Südbahn (zwischen Karow und Malchow) als Reparationsleistung demontiert. Erst 1968 konnte die Lücke im Bahnnetz wieder geschlossen werden. In Fahrtrichtung Malchow findet sich das wohl am meisten aufs Bild gebannte Motiv dieses Bahnhofs – die noch top erhaltenen Flügelsignale am Ausfahrtgleis.

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Bis 1989 war die Eisenbahn das wichtigste Verkehrsmittel, nicht nur für den Personenverkehr im ländlichen Raum, sondern auch für den Güterverkehr. Ende 1989 arbeiteten im Bahnhof Karow insgesamt 90 Menschen und fertigten täglich 20 Personenzüge und 50 Güterzüge ab. Irgendwie zeitlos und verloren wirken die heute im Bahnhof abgestellten Rungen-Wagen.

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Nach 1990 ging das Verkehrsaufkommen schlagartig zurück. Der Güterverkehr wurde nach und nach auf die Straße verlagert und die plötzlich stark ansteigende individuelle Motorisierung führte zu einem Einbruch bei den Passagierzahlen. Anfang 1990 wurde schon die Gaststätte im Bahnhof geschlossen. Die große und markante Fußgängerbrücke zu den Gleisen wurde wegen Baufälligkeit längst geschlossen – der Zugang zu den Bahnsteigen erfolgte zuletzt direkt über die Gleise.

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Karow 05So kam es, das sämtliche Strecken – wie üblich – in Raten starben.

Die Wismar-Karower-Eisenbahn stellte nach und nach den einst regional bedeutsamen Personenverkehr ein, der viele kleinere Städte bahntechnisch verband. Zuerst der Abschnitt von Karow nach Sternberg (1996) und danach (1998) die restliche verbliebene Strecke zwischen Sternberg und Wismar. Eine kurze Galgenfrist blieb noch für ein paar Kilometer: das nahe gelegenen Bundeswehr – Depot (ehemals ein NVA – Depot) wurde noch bis 2003 bedient. Mit dem Ende der Bundeswehr kam dann auch das endgültige Aus für diese Strecke.

2015 wurde die erste Teilstrecke der Mecklenburgischen Südbahn eingestellt (Ludwigslust – Malchow); nur wenige Jahre später weitere Abschnitte, die teilweise zurück gebaut wurden.

Seit 2015 fährt auf den Karower Gleisen kein regulärer Zug mehr. Gebäude und Gleise fielen in einen Dornröschenschlaf.

Ob und wie es mit der „Südbahn“ weiter geht, hängt sehr von weiteren politischen Entscheidungen zur Verkehrspolitik zusammen.

Quellen:

Herbst, Simone „Bahnhof Karow – Dem Verfall preisgegeben?“, Schweriner Volkszeitung, 12.04.2016

Leitholt, Iris „Linke will drohende Bahnstrecken-Stilllegung im Schweriner Landtag verhindern“, Ostseezeitung, 05.04.2019

Thiessenhusen, Kai-Uwe „Flächenbahn stirbt weiter. Abbestellung auf der Mecklenburgischen Südbahn“, Signal 05/2013

3 Gedanken zu „Karow (Meckl.) – Bahnhof

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