Goldberg – Bahnhof

Goldberg – die Stadt der drei Lügen. Kein Gold, kein Berg und Stadt sei es auch nicht. So behaupten böse Zungen; ob es eine Stadt ist, davon muss sich jeder selbst ein Bild machen. Keine Lüge ist es, dass die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, als sie endlich einen Anschluss an die Eisenbahn erhielt.

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Die Stadt Goldberg gehörte zu den Treibern und Initiatoren für die Errichtung der Eisenbahnstrecke von Wismar nach Karow. Im Jahre 1887 war es endlich soweit. Die Strecke wurde eröffnet und zunächst als Privatbahn der Wismar-Karower-Eisenbahn-Aktiengesellschaft betrieben. Ab 1890 – mit der Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften, gehörte die Strecke zur Großherzoglich Mecklenburgischen Friedrich Franz Eisenbahn. Sämtliche Bahnangestellte waren nun Staatsbedienstete.

Für das Jahr 1916 können am Bahnhof Goldberg vier Lokomotivführer namentlich nachgewiesen werden. Am Bahnhof selbst waren ein Stationsvorsteher, ein Stationsgehilfe, ein Weichenwärter und ein Güterbodenvorarbeiter beschäftigt.

Der Bahnhof Goldberg liegt am Südrand des Stadtkerns – die Kopfsteinpflasterstraße und der Bahnhofsvorplatz sind noch erhalten.

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Bis kurz nach 1900 hatte der Kurbetrieb in Goldberg einige Bedeutung. Durch den Bahnanschluss profitierten die Kurgäste deutlich davon. Die Anreise war nun um vieles bequemer. Bahnhofshotel und Post entstanden in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes. Eine Landhandelsgesellschaft errichtete ein (heute nicht mehr vorhandenes) Speichergebäude, ein kleiner Güterbahnhof entstand.

Insbesondere nach 1945 herrschte im Bahnhof Goldberg reger Güterverkehr – der ehemalige Landhandel, nun eine Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) hatte ein eigenes Anschluss- und Verladegleis; ein Agrochemisches Zentrum und ein Tierfutter  – Trockenwerk siedelten sich in unmittelbarer Nähe an und profierten vom Bahnanschluss.

Personenverkehr spielte nach1945 eher eine bescheidene Rolle; eines der drei täglichen Personen-Zugpaare wurde Mitte der 1980er Jahre schon durch einen Bus ersetzt. Dieser blieb meistens leer.

Nach 1989 verschwanden das Agrochemische Zentrum und das Trockenwerk; der Güterverkehr sank deutlich und wurde weiter auf die Straße verlagert. So ist es nicht verwunderlich, dass bald das Aus für die Strecke kam. 1996 wurde der Personenverkehr eingestellt, kurz darauf auch der Güterverkehr.

Ein großer Teil der ehemaligen Gleisanlagen ist inzwischen verschwunden – übrig blieb ein einziges Streckengleis, das noch für Draisinenfahrten zwischen Damerow Kaserne und Borkow genutzt wird.

Verschwunden ist der beschrankte Bahnübergang vor dem Bahnhof (in Fahrtrichtung Karow) – die Autofahrer freut es.

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Verschwunden sind auch der Lokschuppen und das kleine Stellwerksgebäude neben dem Empfangsgebäude. Ein Wunder, das noch zwei Flügelsignale die Zeiten überdauert haben.

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Das Empfangsgebäude steht noch. Es ist als solches kaum noch zuerkennen.

Von der Bahnsteigseite aus gesehen bietet sich ein wenig Eisenbahnromantik.

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Relikte aus der Bahnbetriebszeit finden sich noch bei genauerem Hinsehen.

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Wie heruntergekommen der Bereich um den Bahnhof heute ist, zeigt auch ein verfallenes Fahrplanschild (vermutlich aus der Zeit nach 1990) – im Hintergrund – passend dazu – ein leer stehendes Gebäude, neben dem sich bis 1990 das ehemalige Speichergebäude der Landhandelsgesellschaft befand.

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Quellen:

„Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender“, herausgegeben vom Großherzoglichen Statistischem Amt, Schwerin, 1916

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