Rostock – DMR

Was ab den 1860er Jahren als kleine Werkstatt zur Reparatur von Dampflokomotiven der Lloydbahn begann, entwickelte sich nach und nach zu einem wichtigen Industriestandort Mecklenburgs.  In der sogenannten Halle 4 findet sich der Ursprung des Geländes – ein Stichgleis des nahen Lloydbahnhofes (heute Rostock – Hauptbahnhof) führte in die Werkstatthalle.

1907 wurde die sogennante Halle 3 als Lokwerkstatt neu gebaut – mit dem brandneuen Baustoff Stahlbeton.

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1926 wird aus der Lloydwerkstatt das Reichsbahnausbesserungswerk Rostock, das sich ab 1936 sukzessive weiter ausbreitet durch den Bau neuer und größerer Reparaturhallen. Der typische Look der Industriearchitektur ist unverkennbar.

HRO - DMR - Werkhalle 1

DMR – Halle 1 im look der Industriekultur – 2008 unter Denkmalschutz gestellt, 2017 trotzdem abgerissen…

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde fast alles demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion geschafft, was nicht durch Kriegseinwirkung und Bomben zerstört war. Die Lokrichthalle (Halle 1) wurde 1947 fast vollständig demontiert. Auf dem teilweise brach liegenden Gelände und in den ausgeweideten Hallen wurden dennoch notdürftig Reparaturen an Lokomotiven und Waggons durchgeführt.

1947 gründete sich hier der VEB WIMA (Windkraftwerke und Maschinenbau), aus dem per Beschluss der Deutschen Wirtschaftskommission 1949 der VEB Dieselmotorenwerk Rostock wird. Das Reichsbahnausbesserungswerk wurde geschlossen und ab 1951 wurden in den ehemaligen Hallen für die Lok- und Waggonreparatur Schiffsdieselmotoren und Getriebe für Großschiffe gefertigt.

Ebenfalls Anfang der 1950er Jahre wurde das Kraftwerk errichtet. Weithin sichtbar ist der 30m hohe Schornsteins neben dem Kesselhaus. In zwei großen Kesseln wurde hier Steinkohle-Staub verbrannt und damit Strom und Wärme erzeugt.

Ab 1960 stieg man in die Entwicklung eines 2-Takt-Kreuzkopf-Großdieselmotors ein und war damit der alleinige Hersteller derartiger Motoren im östlichen Teil Deutschlands.

Ab dem 01.01.1970 erfolgte die Angliederung des VEB Eisenguß Waren an den VEB Dieselmotorenwerk; hier wurden Schiffsschrauben als Festpropeller produziert.

1992 wurde das DMR im Paket mit der MTW in Wismar für 100.000 DM an die Bremer Vulkan AG verkauft (die damalige Treuhandanstalt nannte das Privatisierung). So entstand der einzige Hersteller von Kreuzkopf-Schiffsdieselmotoren des wieder vereinigten Deutschlands. Wirkliche Synergieeffekte zwischen den beiden Standorten wurden jedoch nicht genutzt – Subventionsmillionen der EU und von Bund und Ländern – für dringend notwendige Investitionen in den ost-deutschen Werftstandorten gedacht – versackten im Rahmen des sogenannten „Konzern-clearings“ in den Untiefen des Bremer Vulkan Verbundes. Dies gab nach der Insolvenz der Bremer Vulkan Anlass zu lang anhaltenden Rechtsstreitigkeiten.

1994 wurde im DMR die Fertigungslinie für Schiffsgetriebe mangels Nachfrage eingestellt; 1999 wurde Insolvenz angemeldet.

Auf einem kleinen Teil des ehemaligen DMR-Geländes werden heute Gondeln für Windenergieanlagen montiert – sozusagen eine Art von „back to the roots“…

Im Dezember 2018 wurde die Halle 1 abgerissen – trotz Denkmalschutz. Ein Schicksal, das dem Kraftwerk möglicherweise erspart bleibt: das denkmalgeschützte Gebäude sieht einer Nachnutzung als Kulturverein entgegen.

Der Abriss und die Umgestaltung des Geländes schreiten 2019 weiter voran. Großflächig wurde – trotz Denkmalschutz – abgerissen.

Der gesamte Bereich des Bahnanschlusses und  des Rangierbereiches wird gerade von dreißigjährigem Grünbewuchs befreit und danach vermutlich endgültig beseitigt werden.

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