Guben – VEB Fischverarbeitung

Am Westufer der Gubener Nordbrücke wurde am 14. November 1892 nach knapp 2 Jahren Bauzeit der städtische Schlachthof eröffnet.

Guben - Nordbrücke 007

Guben – Nordbrücke – Westufer mit Resten des städtischen Schlachthofes

Der moderne Bau kostete 597.000 Mark und enthielt unter anderem eine große Schlachtehalle, ein großes Kühlhaus mit 110 Kühlzellen und modernste technische Anlagen. Der Standort war gut gewählt: unmittelbar am Gubener Neißehafen gelegen und mit Bahn-Anschlussgleis zum nahen lokalen Güterbahnhof.

VEB Fischverarbeitung Guben 001

Mitte der 1920er Jahre wurden hier pro Jahr 3.000 Rinder, 16.000 Schweine, 6.000 Kälber, jeweils 1.000 Schafe und Ziegen sowie 200 Pferde geschlachtet. Beliefert wurden mehr als 100 Fleischereien. Dabei war der Personalbestand des Schlachthofes mit 18 Arbeitern und 2 Tierärzten sehr überschaubar. Die Tierärzte wohnten in den oberen Etagen des Verwaltungsgebäudes; in der unteren Etage befand sich der Trichinenschau-Raum.

VEB Fischverarbeitung Guben 015

Die Gebäude des Schlachthofes überstanden den zweiten Weltkrieg unbeschädigt und konnten noch bis 1957 weiter genutzt werden, wenn auch auf einem deutlich geringerem Niveau als vor 1945. Unmittelbar nach Kriegsende konnten nur noch 10 Fleischereien beliefert werden.  Ab 1957 bekam die Bevölkerung Gubens ihr Fleisch aus dem Schlachthof in Forst / Lausitz. Der Gubener Schlachthof war nach 60 Jahren und zwei Weltkriegen technisch veraltet und verschlissen. Der Schlachthof wurde umgebaut und nun als Fischverarbeitungsfabrik genutzt. Als VEB Fischverarbeitung Guben gehörte der Betrieb zum VEB Fischkombinat Rostock.

VEB Fischverarbeitung Guben 016

Zunächst wurde in reiner Handarbeit Seefisch zerkleinert, Räucherfisch produziert und Marinaden hergestellt. Die Mengen waren mit 500 bis 1.000 Kilogramm pro Tag zunächst eher bescheiden. Im Laufe der nächsten Jahre wurde viel in moderne Technik investiert und in die Ausbildung von Arbeitskräften; die Sozialräume wurden modernisiert; ein Betriebskindergarten wurde eingerichtet. So konnte eine Stammbelegschaft von ca. 80 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aufgebaut und gehalten werden. Ende der 1980er Jahre betrug die tägliche Verarbeitungskapazität 20.000 Kilogramm (!).

Die politische Wende in der DDR 1989 / 1990 überlebte die Gubener Fischfabrik nur kurz. Die neu gegründete Gubener Fisch – und Feinkost GmbH schaffte es nur bis zum 28. Februar 1993. Seit dem steht das Gelände leer und verfällt.

Quellen:

„Guben. Fischkonserven aus dem Schlachthof“ in: Der Märkische Bote, 21. März 2014 (online)

SLUB / Deutsche Fotothek

[Hrsg.] Stein, Erwin „Monographien deutscher Städte“, Band XXV Guben, Berlin, 1928

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..