Malchin – Bahnhofshotel

Diese Gebäude hat wirklich viel erlebt.

Als im Jahre 1864 die Bahnstrecke von Güstrow nach Neubrandenburg eingeweiht wurde, befand sich in Malchin der Verwaltungssitz der Großherzoglichen Friedrich Franz Eisenbahn. Das prachtvolle Backsteingebäude war dem repräsentativem Bahnhofsgebäude angepasst, das als eines der schönsten Bahnhofsgebäude im Norden Deutschlands galt.

Malchin Bahnhofshotel 009

Die Eisenbahnverwaltung verlegte ihren Sitz am 30.06.1870 von Malchin nach Schwerin. Das Gebäude stand einige Zeit leer und wurde dann verkauft. Zunächst wurde hier (etwa ab1880) eine Kegelbahn betrieben. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt Malchin (1879 Eröffnung der Bahnstrecke nach Waren, 1882 Errichtung einer Zuckerfabrik; 1886 Einweihung des neuen Postamtes genau gegenüber des ehemaligen Bahnverwaltungsgebäudes) entstand der Bedarf nach einem Hotel in der Stadt. Im Jahre 1899 wurde aus dem ehemaligen Verwaltungssitz der Eisenbahn das Malchiner Bahnhofshotel „Kaiserhof“. Zeitgenössische Werbung schwindelte hier ein wenig: „Hotel Kaiserhof Malchin. 1899 neu erbaut. Hotel und Restaurant ersten Ranges„. Lange hatten die Malchiner Gäste jedoch keine Freude am Bahnhofshotel. Der erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise zeigten auch hier ihre Nachwirkungen; der Hotelbetrieb wurde um 1920 eingestellt.

Ab 1921 zog in die Räume des nunmehr ehemaligen Bahnhofs-Hotels das Malchiner Finanzamt ein. Dies bleib so bis 1945. Nach der Gründung der DDR zog in das Gebäude die Kreisleitung der SED ein und blieb bis 1990. Danach wurde das Gebäude erneut verkauft und wieder zu einem Hotel und Restaurant umgebaut. Dieses Mal unter dem Namen „Zum Kartoffelkäfer„.

Malchin Bahnhofshotel 006

Der Hotelbetrieb ging mindestens bis 2011. Gäste schätzten hier die Themen-Zimmer und das reichhaltige Frühstücksbuffet. Und preiswert soll es obendrein gewesen sein. Welche Gründe zur Geschäftsaufgabe führten, ließ sich leider nicht ermitteln.

Nach erneutem Eigentümerwechsel erfolgten im Inneren Umbauarbeiten. Es sollten Wohnungen entstehen. Aktuell steht das geschichtsträchtige Gebäude leer und wird als „denkmalgeschützte Villa“ wieder zum Verkauf angeboten.

Quellen:

Informationstafel Nr. 7 der Stadt Malchin „Malchin. Ein historischer Rückblick. Bahnhofsvorplatz“ (Michael und Norbert Böttcher, 1991 – 2001)

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