2023 – Der etwas andere Jahresrückblick

Wieder ist ein Jahr vergangen. Zeit für einen kleinen und etwas anderen Blick zurück und voraus.

Für die meisten wahrscheinlich unbemerkt wurde im Januar ein Artikel über ein verfallenes Gutshaus entfernt. Das Objekt hat einen neuen Eigentümer gefunden. Weil hier Lost-Place-Tourismus befürchtet wurde und sich das besagte Objekt in einem sehr maroden Zustand befindet, wurde außerordentlich höflich um Löschung des Artikels gebeten. Ich bin dieser Bitte gerne nachgekommen, da auch ich nicht möchte, das sich irgend jemand in dem Bauwerk verletzt. Viele Aufrufe hatte der Beitrag ohnehin nicht…. Ich erinnere mich noch gut an die Veranda, die zur Toilette umgebaut worden war… fast ein Sakrileg. Ich wünsche diesem Ort, das er irgendwann wieder in alter Schönheit erstrahlen wird!

-- verwunschenes Gutshaus - Veranda

Dem aufmerksamen Leser ist sicherlich nicht entgangen, das die auf dieser Seite beschriebenen und dokumentierten Objekte nie verfremdet oder anonymisiert wurden. Nur so kann man die Geschichte dieser Orte angemessen erzählen und diese Orte – wenn schon nicht vor dem Abriss – wenigstens vor dem Vergessen bewahren. Sonst sind es nur Bilder anonymer und toter Steine… Hin und wieder (und leider viel zu selten) stößt man jedoch auf Objekte in so tadellosem Zustand, dass man (in diesem Fall ich) diese am Liebsten nicht veröffentlichen möchte. Das hat mir doch einige schlaflose Nächte bereitet. Im nächsten Jahr wird es neben der Kategorie „Gelungen“ (in der über die meiner Meinung nach gelungene Sanierung ehemaliger Lost Places berichtet wird) auch eine Kategorie „anonym“ geben. Die Anonymisierung von Orten ist leider immer verbunden mit einem Verlust von Informationen zum geschichtlichen Hintergrund – dies ist der notwendige Kompromiss. Eines Tages wird die Geschichte der anonymisierten Orte sicher im Detail erzählt werden – dies wird jedoch nur auf zwei Wegen geschehen können. Entweder sind die Orte trotz Anonymisierung irgendwann so verfallen (oder bekannt), dass eine Anonymisierung keinen Sinn mehr macht, oder die Objekte wurden erfolgreich gerettet und können dann hoffentlich in die Rubrik „Gelungen“ umziehen.

Der mediale Hype um Lost Places ist weiterhin ungebrochen. Auch die inzwischen überall bekannte Karte mit Orten wird weiterhin regelmäßig von einer eher für Computer – Themen bekannten Zeitschrift publiziert. Zumindest produziert das Klickzahlen. Diverse Regionalzeitungen widmen sich in Artikelserien über verlorene Orte – eine Bloggerkollegin schaffte es so auch in „ihre“ Heimatzeitung mit einigen Beiträgen (viele Grüße an Frauke an dieser Stelle). Meine Meinung zu Lost – Place – Tourismus habe ich ja schon oft genug gesagt, gern nachzulesen in den zurückliegenden Jahresrückblicken dieser Seite.

Das Haus am See 009

Im August diesen Jahres, als ich einen mir bekannten sehr gut erhaltenen verlassene Ort besuchte, begegnete ich dort dem Grundstücksverwalter. Dieser schaut dort hin und wieder nach dem Rechten, soll das Objekt doch schon seit Jahren verkauft werden. Da ich auch bei solchen Begegnungen offensiv mit dem Thema umgehe, erzähle ich natürlich wer ich bin und was ich mache. Reflexartig kommen da natürlich die gewohnten Reaktionen: solche Menschen wie ich sind schuld daran, das die Orte verwüstet und demoliert werden. Das dies jedoch meist durch die örtliche Jugend geschieht (die solche Menschen wie mich weder kennen noch brauchen) oder durch professionelle – sagen wir es vorsichtig -Wiederverwerter und Altmetallsammler, hat er hoffentlich verstanden. Niemand fährt mehrere Hundert Kilometer, nur um sich irgendwo mit Sprühdosen zu verewigen oder um Altmetall in harter Arbeit heraus zu polken – das lohnt sich meistens nicht; und wenn es länger dauert, ist das Risiko, entdeckt zu werden für die illegalen Wiederverwerter viel zu groß. Solche Menschen wie ich dokumentieren diese Orte und bewahren sie vor dem Vergessen – oft genug steht am Ende ja nur der Abriss oder der völlige Verfall. Ich wage gerne eine Prognose: Auch das besagte Objekt wird vermutlich keinen Käufer finden – die Gründe sind vielfältig; angefangen beim viel zu hohen Kaufpreis; wie üblich steht das Objekt unter Denkmalschutz; trotz der super Lage in einem Wald am See – es ist Landschaftsschutzgebiet und dazu noch Außenbereich – neu bauen ist hier also auch nicht. Auch hat der Metalldiebstahl schon begonnen – im großen Park befanden sich zwei große bronzene Statuen – die sind längst weg (diese Statuen wollte ich an jenem Tag aufs Bild bannen).

Das Haus am See 015

Was am langen Ende bleiben wird, ist eine ausgeräumte Ruine; ich hoffe, ich irre mich! Im momentanen Zustand ist dieses Objekt jedenfalls noch ein guter Kandidat für die künftige Rubrik der anonymisierten Standorte. Da ich dort in größeren Abständen vorbei schauen kann, bin ich gespannt auf die weitere Entwicklung.

Ebenfalls im Sommer diesen Jahres konnten endlich die Überreste der Feuerstellung der FRA-4323 in Hinrichshagen erkundet werden. Das war sozusagen ein Heimspiel; jedoch ohne die tolle Skizze von Thomas Schwalger wäre es ungleich schwieriger geworden. Das Gelände wurde in den 1990er Jahren umfänglich renaturiert und wenn man nicht weiß, wo man suchen muss, ist es schwer, hier etwas zu entdecken. Vielen Dank, Thomas!

FRA 4323 Feuerstellung 306

Kein Aprilscherz: diese Seite ist seit dem 01. April 2023 werbefrei! Das Lesen sollte nun für alle angenehmer sein.

Gänzlich unverhofft – ich hatte es tatsächlich nicht auf dem Schirm – meldete sich im Mai WordPress als Hoster dieser Seite:

5 Jahres Banner WordPress

Wie schnell doch 5 Jahre vergehen…. Material und vor allem Orte auf der persönlichen to- do- Liste gibt es noch reichlich; die Karte mit Standorten kratzt schon an der 2.000 – das reicht wahrscheinlich für zwei Leben, auch wenn für manche spannende Orte unweigerlich das Ende kommt.

Apropo Ende – Auf der diesjährigen Verlustliste stehen wieder einige bekanntere und unbekanntere Orte. 

  • Auf dem Wulmsberg in den Harburger Bergen brannte kurz vor Jahresende das ehemalige Hotel Sennhütte fast vollständig ab. Nur eine kurze Zeit bestand hier Hoffnung auf Sanierung; später stellte sich heraus, das in dem Gebäude jede Menge Asbest verbaut worden war. Ein Schelm, wer Arges denkt…
  • Der VEB Waagenbau Anklam in der Leipziger Allee wird abgerissen und muss einem gesichtslosen Supermarkt weichen.
  • Der Speicher Basepohl war schneller Geschichte, als befürchtet –  am 28. Mai.2023 wurde er durch einen Brand in den frühen Morgenstunden völlig vernichtet. Es besteht Verdacht auf Brandstiftung.

Basepohl Speicher 02

  • Geschichte ist inzwischen auch das Gelände des sogenannten Waldschlösschen – Bunkers in Crivitz – das war die Bezeichnung für das Schutzbauwerk der Ausweichführungsstelle für die Stasi-Bezirksverwaltung Schwerin. Dieser Bunker stand schon lange auf der to-do-Liste, war jedoch viele Jahre nicht zugänglich. Das kurze Besuchs-Fenster kurz vor bzw. während der Abrissarbeiten habe ich verpasst; es sollte eigentlich erst Ende diesen Jahres soweit sein, im Spätsommer war jedoch schon alles vorbei und es ist nicht mehr viel zu sehen. Der Beitrag dazu muss noch geschrieben werden.

AFüSt MfS BV Schwerin 021

Besonders viel Arbeit steckte dieses Jahr in den Beiträgen über die Bunker in Alt Rehse – Unmengen Bilder wollten nachbearbeitet werden und es gab einiges zu recherchieren. Auf dem Gelände wird jedoch noch der eine oder andere Besuch notwendig sein; es fehlen noch drei Bunker, die auf eine Erkundung warten. Viel Zeit hat auch die Arbeit  an den Einstiegsseiten zu den Liegenschaften der NVA und zu den Liegenschaften des MfS in Anspruch genommen. Hier wird es bestimmt hin und wieder zu dem einen oder anderen silent update kommen.

Ein kleiner Rückblick auf die Seitenstatistik:

Laut Statistiktool waren es im Jahr 2023 ganz genau 149.923 Seitenaufrufe – im Durchschnitt 12.550 pro Monat! WOW! Für diese kleine Seite und ganz ohne Werbung ist das einfach mega!

Überraschungen gab es bei den meist geklickten Artikel in diesem Jahr. Platz 1 war für mich völlig überraschend der Beitrag über das Kreiskrankenhaus Pirna, dicht gefolgt vom Dauerbrenner FRA 4322 in Barth (Platz 2). Der dritte Platz war auch überraschend: der Beitrag über die NVA Kaserne in Basepohl. Hier ist noch ein weiterer Beitrag zu schreiben, nämlich der über das Hubschraubergeschwader HG-54.

Der Beitrag über die FRA 4322 in Barth ist auch der mit Abstand am meisten gelesene Artikel auf dieser Seite.

Zum Schluss dieses etwas anderen Jahresrückblickes bleibt nur noch eines zu sagen:

Vielen, vielen Dank!

Danke an alle meine Leser, egal ob Stammleser oder Spontanbesucher, egal ob Follower oder nicht. Danke für Eure Treue, Eure Kommentare, Euer feedback und Eure likes! Vielen Dank für die vielen ausgetauschten emails, Informationen und Gedanken. Vielen Dank für das Teilen Eurer Erfahrungen und das Mitteilen Eurer Meinung in den Kommentaren! Gerade persönliche Erfahrungen lassen Geschichte lebendig werden. Vielen Dank auch fürs Verlinken dieser Seite!

Eine kleine Entschuldigung, wenn ich noch nicht allen geantwortet habe, die mich kontaktiert haben – in den letzten Monaten des Jahres war privat einiges Unvorhersehbares zu regeln; weiterhin musste ganz dringend der Computer ausgetauscht werden – die Neueinrichtung und der Dateitransfer haben gefühlte Ewigkeiten gedauert. Ich werde das Liegengebliebene nach und nach in den nächsten Wochen aufarbeiten. Danke für das Verständnis!

Allen Verfallsfaszinierten wünsche ich auch im kommenden Jahr viele schöne Touren, gelungene Fotos, und wenig Frust über Vandalismus!

Weiterhin viel Spaß beim Stöbern und Lesen auf meiner Seite sowie beim Entdecken spannender Ort, großer und kleiner.

Lasst Euch nicht verunsichern durch plakative Medienmeldungen in dieser Zeit! Bleibt entspannt, gesund und kommt gut durch die Omnikrise!

Wer mir einen Kaffee spendieren möchte, darf dies natürlich gerne tun.

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Wenn es beim Recherchieren oder Schreiben der Artikel einmal nicht so recht laufen möchte, hilft oft ein Käffchen. Gern dürft ihr mich zu einem Kaffee einladen. Vielen Dank!

4,95 €

2 Gedanken zu „2023 – Der etwas andere Jahresrückblick

  1. Hallo Frank,
    toll geschriebener Artikel,
    hinsichtlich des Hypes und der negativen Auswüchse um Lost Places, kann ich nur zustimmen.
    Im März 2023 war ich beim „Waldschlösschen“ und habe ein paar Bilder gemacht – wenn Interesse hast, kannst du sie gerne nutzen.
    Grüße Thomas

    Gefällt 1 Person

    • Hallo Thomas, vielen Dank für das Lob!
      An den Bildern vom Waldschlösschen – Bunker habe ich natürlich Interesse 😉
      Falls Du meine email-Adresse nicht mehr haben solltest, schreibe mich bitte nochmal übers Kontaktformular an.
      Danke Dir.
      Viele Grüße
      der Frank

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