Die Bäderstraße, die Rostock mit Graal-Müritz verbindet, führt über mehrere Kilometer durch ein großes Waldgebiet. Bis 1990 waren große Teile dieses Küstenwaldes – Rostocker Heide genannt – militärisches Sperrgebiet. Unter anderem versteckte sich hier auch eine Flugabwehr-Raketenstellung. Die Kaserne (das sogenannte A-Objekt) befand sich unmittelbar an der Straße.
Anfang der 1960er Jahre wurden die Gebäude errichtet und nach und nach bezogen. Wie so oft musste auch hier die gesamte Infrastruktur aus dem Boden gestampft werden: Wasser- und Abwasserleitungen, Stromanschlüsse, Telekommunikationskabel, Wärmeversorgung, Straßen, Wege und alles Erforderliche für das fast autarke Leben der Soldaten. Übrig geblieben sind nur die Wohnblöcke für die Offiziere, die sich außerhalb des Kasernenzaunes befunden hatten.
Man muss sehr genau hinschauen, um noch ein paar kleinere Relikte zu entdecken, z.B. die Hügel der Wasser – und Abwasserkavernen, einen Schachtdeckel oder Reste eines Kettengeländers.
Das eigentliche A-Objekt mit der Technischen Zone fiel schon Anfang der 1990er Jahre dem Abrissbagger zum Opfer.
In unmittelbarer Nähe (und etwas näher am A-Objekt, als sonst üblich) befand sich der Raketenlagerbunker. Dieser wurde nicht abgerissen, sondern nur mit Erde zugeschoben. So erhebt sich heute ein völlig zugewachsener größerer Hügel im Wald, von dem vermutlich nur die wenigsten wissen dürften, was sich darunter verbirgt.
Surreal und deplatziert wirken die Hydranten im Dickicht des Waldes.
In dem Bereich, in dem sich die FB-3 Bunker des Technischen Zuges befanden, sind heute noch kleinere Hügel im Wald erkennbar.
Auf dem Weg vom Raketenlagerbunker zur ehemaligen Technischen Zone liegt ein undefinierbares Relikt im Wald.
Von der Technischen Zone blieb nichts übrig. Alles abgerissen. Auf einer großen Waldlichtung steht ein einsamer Strom-Verteilerkasten. Der Verteilerkasten ist neueren Datums, nutz aber sehr wahrscheinlich die ursprüngliche Kabelführung in das ehemalige Objekt. Auf der heute freien Fläche im Wald befanden sich bis 1990 einige Gebäude, die vom Militärischen Forstbetrieb genutzt wurden.
Auch von diesen Gebäuden blieb fast keine Spur zurück; eine kleine Betonfläche mitten auf der Wiese mutet seltsam an..
Unscheinbar und gut versteckt findet sich noch der Rest eines befestigten Kellers – das Gebäude oben drüber ist längst verschwunden. Etwas Tarnfarbe ist noch zu erkennen, auch so ein militärischer Forstbetrieb muss ja wenigstens etwas militärisches an sich haben. Der ehemalige Keller dient heute als Fledermausquartier.
Von der Plattenstraße, die am Waldrand zwischen der ehemaligen Technischen Zone und dem Gelände des militärischen Forstbetriebes vorbei in Richtung Feuerstellung führte, blieb ein breiter Waldweg übrig.
Der Ausbau der Feuerstellung – mehr als einen Kilometer vom A-Objekt entfernt im Wald auf der anderen Straßenseite – erfolgte in sogenannter Truppen-Eigenleistung.
Die Stellung wurde 1962 bezogen, damals noch als 3. Flak-Abteilung des Flakregiments-18 (FR-18). Nach intensiver Ausbildung an der bis dahin neuen Technik erfolgte noch im selben Jahr (1962) das erste Raketen – Gefechtsschießen auf dem Staatspolygon in Ashuluk (Kasachstan). Die noch als Luftschutz zusätzlich vorhandene „herkömmliche“ Flak führte das erste Gefechtsschießen ebenfalls 1962 durch, allerdings „nur“ in Zingst auf dem Flak- und Artillerieschießplatz Sundische Wiesen. Beide Gefechtsschießen wurden bestanden; die Abteilung erhielt die Zulassung für das Diensthabende System. Am 25.September 1962 wurde das gesamte FR-18 (also auch die 3. Flak-Abteilung Hinrichshagen) in das Diensthabende System der Luftverteidigung der DDR integriert. Bis zum Jahr 1965 wurde der russische Flugabwehr – Raketenkomplex „Dwina“ genutzt. Ab 1965 wurde die verbesserte Variante vom Typ „Wolchow“ eingeführt – Flug-Reichweite bis zu 80 km. Dieses System war bis 1990 das meistverkaufte Raketensystem der Welt und war bis 1990 im Einsatz.
Eine Spurensuche im Bereich der Feuerstellung ist mühsam, da hier großflächig abgerissen und renaturiert wurde.
Der Bereich der Zufahrt ist durch seine Erdaufschüttungen noch zu erkennen.
Die Hochspannungs-Sicherungsanlage (HSA), die das Gelände umgab, ist vollständig verschwunden. Einzig die geraden Schneisen im Wald zeigen den ehemaligen Verlauf noch an, zumindest solange sie noch nicht völlig zugewuchert sind. Die Natur hatte inzwischen 30 Jahre Zeit, sich ihr Territorium zurück zu holen.
Am nördlichen Ende der Feuerstellung befand sich wahrscheinlich die Radar-Stellung des Höhenfinders PRW-13. Einige wenige Reste kann man noch erahnen.
Am westlichen Ende der Feuerstellung befand sich die mobile Richtfunktechnik.
Völlig mit Erde zugeschoben ist die sogenannte Mittelpunktsdeckung. Hier ist nur noch ein großer und bewaldeter Erdhügel zu finden. Hier muss einiges an Erde bewegt worden sein, das Bodenniveau scheint hier heute deutlich höher zu sein, als ursprünglich angelegt.
Wie viel Erde hier angehäuft wurde, kann man am Zugangstunnel für das technische Personal noch erkennen.
Südlich von der Mittelpunktsdeckung finden sich dann tatsächlich noch einige Kleinbunker vom Typ FB-3. Am Standort der ehemaligen Raketenleitstation liegen zwei FB-3 mit der Stirnseite aneinander – ein kleines Zugangsbauwerk mit Schleusenbereich ist mittig angeordnet.
Erstaunlicherweise kann man noch einige kleinere Details erkennen, selbst ein Luftfilter russischer Bauart liegt hier noch herum.
Ungewöhnlich ist eine Art Gang in Richtung Mittelpunktsdeckung, leider fast völlig zugeschüttet. Die Bedeutung ist derzeit nicht bekannt.
Von oben scheint der Gang mit Betonplatten abgedeckt gewesen zu sein.
Auch im Bereich der Radarstellung für die Rundblickstation P-18 finden sich noch ein paar Kleinbunker vom Typ FB-3 unter großen Erdhügeln.
Die taktische Bezeichnung der in Hinrichshagen stationierten Einheiten änderten sich noch einige Male – 1963 wurde aus dem FR-18 das FRR-18 – das Flugabwehr-Raketen-Regiment-18, entsprechend der neuen Technik – den Flugabwehr-Raketen; aus der 3. Flak-Abteilung wurde die FRA-183. Mit der Formierung der 43. Fla-Raketen-Brigade am 1.12.1971 als taktischer Verband wurde aus der FRA-183 die FRA-433. Anfang der 1980er Jahre wurde die neue taktische 4-stellige Nummerierung eingeführt und aus der FRA-433 wurde die FRA-4323. Die Bezeichnung FRA 432x bedeutete, dass diese FRA mit S-75 Raketen (Typ „Wolchow“) ausgerüstet war.
Mitten im Wald ragt noch ein Rohr aus dem Boden. Ob das noch aus der Nutzungszeit stammt, kann man nur vermuten.
Nach dem Ende der DDR und der NVA wurde der Standort formell von der Bundeswehr übernommen und kurz darauf geschlossen. Ab 1994 erfolgten in großem Umfang Renaturierungsarbeiten in der gesamten Rostocker Heide. Die EU spendierte üppige Fördermittel im Rahmen des Konver II – Programmes. Diesen Arbeiten fiel auch das Gelände der FRA – 4323 zum Opfer. Vor Ort erinnert hier nichts an die fast dreißigjährige militärische Nutzung des Geländes.
Ich kenne das Objekt ,habe von 1984 – 1986 als Richfunker in Rövershagen auf dem Gefechtsstand gedient und wir waren in Hinrichshagen untergebracht wenn wir nicht im DHS-Diensthabenden System waren
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