Rostock – Poliklinik Salvador Allende

Ein großer verfallener Komplex, gebaut aus Betonplatten, fristete am östlichen Rand des Rostocker Stadtteils Lütten Klein ein trauriges Dasein. Gähnende Fensteröffnungen, Vandalismus und Graffities überall. Die Räume alle ausgeräumt. Sehr verwahrlost und heruntergekommen. Der Gebäudekomplex war nie besonders schön, sondern eher funktional angelegt: hier war die Poliklinik Salvador Allende.

HRO - Allende Klinik 01

Auffahrt für Rettungswagen

Baubeginn auf dem eigentlich nicht tragfähigen Baugrund war 1969. Die erste Betonplatte wurde im November 1970 montiert. Bis zur Schlüsselübergabe und Eröffnung des medizinischen Komplexes dauerte es jedoch noch 3 Jahre. Am ehemaligen Tag des Gesundheitswesens (10. Dezember) war es dann soweit. Eine mit modernster Technik ausgestattete Poliklinik ging an den Start. Viele angestellte Fachärzte unter einem Dach in einem Haus. Eine eigene und fachübergreifende Röntgenabteilung befand sich genauso im Haus, wie ein zentrales Labor.

Eine zentrale Patientenakte, in der alle Untersuchungsergebnisse abgelegt waren, erleichterte die fachübergreifende Diagnostik und vermied unnötige Doppel-Untersuchungen.

Ab 1990 hatte das bewährte Konzept der Poliklinik ausgedient. Jeder Arzt musste nun selbständig tätig werden und alles selber organisieren. Es folgten Umbauarbeiten innerhalb des Gebäudes, da nun für jede Arztpraxis eigene Büroräume, eigene Patientenaufnahme- und Warteräume, eigene Untersuchungsräume usw. benötigt wurden.

1999 wurde das Gebäude verkauft – ein neues Gebäude sollte mittelfristig hier errichtet werden; doch der oft und lange angekündigte Neubau erfolgte nicht. Zumindest nicht an dieser Stelle. Überraschend wurde im Jahre 2006 an einer völlig anderen Stelle, ca. 500 m entfernt, das neue Gesundheits- und Dienstleistungszentrum errichtet. Allen Mietern der Allende-Klinik flatterte die Kündigung ins Haus – schließlich brauchte der Neubau ja neue Mieter…

HRO - Allende Klinik 02

Wegweiser zu den Fachärzten

Die Salvador Allende Klinik stand schnell leer und mit dem Leerstand erfolgte der rasante Verfall. In solch einem Tempo, das es einem schwindelig wurde. Für den Abriss wollte sich niemand mehr zuständig fühlen; das Gelände war auch nur notdürftig gesichert… so kam es, wie es kommen musste. Völlige Plünderung des gesamten Komplexes in sehr kurzer Zeit, mehrfache Brandstiftungen und Vandalismus in erheblichem Ausmaß. In sehr, sehr kurzer Zeit wurde aus einem lost place eine verwahrloste Ruine. Diesem trostlosen Zustand machte der Abrissbagger Anfang 2018 ein endgültiges Ende. An sinnvoller Nachnutzung des Objektes hatte es ohnehin kein Interesse gegeben.

 

Quelle:
Gose, Elke „Rostock – Lütten Klein. Ein Stadtteil im Wandel der Zeit.“, Rostock, 2016

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