Rostock – FIKO

Ab 1950 wurde auf dem ehemaligen und inzwischen demontierten Betriebsgelände der Heinkelwerke an der Unterwarnow in Marienehe ein Fischereihafen und ein Betrieb zur Fischverarbeitung aus dem Boden gestampft – Hochseefischerei fand bis 1945 nur von westdeutschen Häfen aus statt. An der Ostsee gab es weder dafür taugliche Schiffe noch entsprechende Häfen oder Verarbeitungsbetriebe. Die russischen Besatzer hatten bereits ab Januar 1946 befohlen, zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung den Fischfang in der Ostsee wieder zu beleben – als wenn es hier etwas wieder zu beleben gegeben hätte…. Fischfang fand bis dato nur in sehr geringem Maße statt. Um so erstaunlicher nun das Tempo, mit dem der neue VEB Fischkombinat Rostock (FIKO genannt) buchstäblich aus dem Nichts errichtet wurde. Bis zur Fertigstellung des Hafenbeckens wurde der Fisch am Kai des Schlachthofes angelandet; der erste Bauabschnitt des Fischereihafens ging schon am 01. Mai 1951 in Betrieb.

Markant ist das ehemalige Verwaltungsgebäude. Im Keller befand sich die Telefonzentrale.

In kurzer Zeit entstand nicht nur die Hafeninfrastruktur sondern auch die komplette Fischverarbeitung mit Eishäusern, Eisfabrik, Kühlhäusern, Filetieranlage und Fischmehlverarbeitung, Salzerei. Schnell kamen weitere Einrichtungen hinzu: Lehrlingswohnheim, Lehrwerkstatt, Betriebsarzt, Kindergarten und Kinderkrippe, Betriebskantine und Kulturhaus (der sogenannte Fred-Wehrenberg-Saal). Ebenso wurden Abteilungen für die Schiffsausrüstung etabliert: Taklerei, Netzboden, Reparaturwerkstatt, Versorgungslager.

Zum 01. Juli 1990 wurde der VEB Fischkombinat Rostock privatisiert. Zu diesem Zeitpunkt standen mehr als 8.300 Menschen in Lohn und Brot, etwa die Hälfte davon war fahrendes Personal. Faktisch endete hier die Geschichte des größten gesamtdeutschen Fischereibetriebes. Ein großer Teil der Flotte wurde entweder verkauft oder verschrottet.

Der ehemalige Fischereihafen Marienehe wird heute als reiner Frachthafen genutzt; auf dem Gelände haben sich verschiedene Unternehmen angesiedelt. Hochseefischerei und Fischverarbeitung findet an diesem traditionsreichen Standort nicht mehr statt.

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