AFüSt BEL Neubrandenburg – Hohenzieritz

Ein Bunker steht im Walde. An einem sandigen Waldweg, vielleicht einhundert Meter von einer kleinen Straße entfernt.

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Hier würde niemand ein solches Bauwerk vermuten. Auf halben Wege zwischen der heutigen B 96 (die früher die Fernverkehrsstraße 96, kurz F 96, war) und dem Örtchen Hohenzieritz, einige Kilometer von der damaligen Bezirkshauptstadt Neubrandenburg entfernt, liegt das Schutzbauwerk, das einmal als Ausweichführungsstelle (AFüSt) der Bezirkseinsatzleitung des Bezirkes Neubrandenburg dienen sollte. Wer den kleinen und schmalen Waldweg entlang geht, der fragt sich unweigerlich, wo die ganzen Autos wohl geparkt haben bzw. hätten parken sollen, die die hochrangigen Funktionäre des Bezirkes Neubrandenburg zum Aufsuchen ihres geheimen Versteckes benutz haben. Ob man daran auch gedacht hat beim Ausarbeiten der geheimen Einsatzpläne?

Der Waldweg führt zu einem heute verschlossenen Tor. Für kleinere Fahrzeuge sicher passierbar.

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Ein paar Meter weiter, direkt am Waldweg, der hier eine Art Hohlweg bildet, eine schmale Treppe, die einen kleinen Hügel hinauf zum Bauwerk führt. Wahrscheinlich der Mannschaftszugang.

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Gerade noch kann man die beiden Zugangsbauwerke erkennen. Eines sieht so aus, als wäre es schon verfüllt worden.

Gebaut wurden die beiden Bunker vom Typ LP-09, die nach der Eingangstreppe und noch vor dem Schleusenbereich durch einen 30 Meter langen Gang miteinander verbunden sind, vom VEB Wohnungsbaukombinat Neubrandenburg erst Ende der 1970er Jahre. Die gesamte Bunkernutzfläche in den beiden hermetisierbaren Bunkern betrug etwa 280 Quadratmeter. Der LP-09 war ein sogenanntes Typenprojekt, also ein genormtes Bauwerk mit den Abmessungen 15 Meter mal 11 Meter. Hier waren gleich zwei davon verbaut.

Die Besonderheit bei dieser Anlage ist das außen liegende Wasserwerk zur Wasserversorgung. Durch den Bewuchs ist von außen so gut wie nichts zu erkennen, bis auf den deutlich sichtbaren Abwasserschacht.

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Von 1963 bis zum Ende der DDR war Johannes Chemnitzer der 1. Vorsitzende der SED Bezirksleitung in Neubrandenburg (und somit in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Bezirkseinsatzleitung auch der „Bunkerchef“) – bei den Eingeweihten soll der Bunker deshalb „Chemnitzer-Bunker“ genannt worden sein.

Ende der 1980er Jahre gehörten zur Bezirkseinsatzleitung weiterhin der Vorsitzende des Rates der Bezirkes, der Leite für Sicherheitsfragen der SED Bezirksleitung, der Chef der BdVP, der Leiter der Bezirksverwaltung des MfS und der Chef des Wehrbezirkskommandos.

Viele Jahre war dieser Bunker vergessen. Einiges Aufsehen erregte nur die Versteigerung im Jahre 2021. Ein neuer Eigentümer fand sich für das Waldgrundstück nebst sanierungsbedürftigem Bunker für 20.500 Euro. Immerhin erkennt der „Spiegel“, das es sich hier um ein Immobilie mit historischer Bedeutung handelt.

Der neue Eigentümer hat das Gelände gesichert und die Tore verschlossen.

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Von außen kann man noch den einen oder anderen Blick auf die oberirdischen Relikte erhaschen. Im Wald fällt es schwer, die so typischen „Dinohälse“ zu erspähen.

Das kleine Bauwerk für die Zuluft und Abluft der Netzersatzanlage ist gerade noch im Wald zu erkennen. Der merkwürdige Aufbau bei einem Bunker, der an einen Bienenstock erinnert, ist nicht original.

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Beim zweiten Bunker sieht man noch fast den Originalzustand.

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Die Öffnung für die Frischluftzufuhr für die Belüftungsanlage ist ebenfalls noch zu erkennen. Abhanden gekommen ist im Laufe der Zeit die Original-Verschlussluke, die Öffnung wurde provisorisch gesichert. Von den beiden „Dinohälsen“ blieben nur die Stümpfe übrig.

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Hinein in die Bunker kann man heute nicht mehr. Der Besucher steht vor verschlossenen Toren.

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Welche Pläne der neue Eigentümer mit dieser Anlage hat, wird die Zeit zeigen.

Quellen:

„Ex-SED-Führungsbunker in Hohenzieritz wird versteigert“, Nordkurier (online), 20.03.2021

„Grundstück mit Ex-SED Führungsbunker für 20.500 Euro versteigert“, Spiegel (online), 25.03.2021

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