Guben – Villa Lehmann

Guben – die Perle der Niederlausitz. Die Stadt liegt landschaftlich schön, eingebettet in das kleine Neiße-Tal mit seinen Weinbergen. Mit den Städten Forst und Spremberg bildete Guben einst das Zentrum der niederlausitzer Textilindustrie. Die Gubener Tuchfabriken Lehmann & Richter sowie Carl Lehmans Witwe & Sohn befanden sich unmittelbar an der Neiße im industriellen Herzen der Stadt. Die Familie Lehmann mit ihren Textilfabriken war der größte Arbeitgeber der Stadt. Das sollte sich auch in einem standesgemäßen Wohnsitz widerspiegeln. 1901 wurde der Familienwohnsitz in der Alten Poststraße 63, direkt gegenüber der Fabrik Carl Lehmans Witwe & Sohn, errichtet. Auf dieser Seite der Straße reihte sich eine Fabrikantenvilla an die andere – da musste man schon auffallen.

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1915 fanden schon die ersten Erweiterungsarbeiten statt. Während die Straßenseite der Villa Lehman recht prunkvoll daher kommt, ist die Südseite recht schlicht gehalten.

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Von außen blieben noch recht viele der üppig verwendeten Stuckelemente erhalten. Diese sind auch an der Mauer zu erkennen, die die straßenseitige Einfriedung bildet. Das kleine Rundbogentor bildete den Hauptzugang, bewacht von zwei Ochsenaugen links und rechts vom Tor.

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Die mannshohe Mauer schließt an der Nordseite mit einem zweiflügeligen eisernen Tor ab – vermutlich die Wirtschaftszufahrt.

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Im hinteren Teil des Grundstücks befanden sich ein Wintergarten, eine große Terrasse mit Freitreppe sowie ein begehbares Flachdach.

Das Innere des Gebäudes ist mit seinem Parkettfußboden, mit den Stuckdecken und verzierten Treppen, Wandbrunnen und Kaminen noch zum großen Teil erhalten, jedoch (leider) nicht begehbar bzw. nicht zu besichtigen.

1948 wurde die Tuchfabrik Carl Lehmans Witwe & Sohn verstaatlicht und als VEB Gubener Wolle (Werk I) weiter betrieben. Lehmann & Richter existierte noch bis 1953 als eigenständiges Unternehmen – bis die Firmeninhaber wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen 1952 angeklagt wurden, jedoch rechtzeitig „in den Westen“ fliehen konnten.

Lehmann & Richter wurde enteignet und als Werk IV dem VEB Gubener Wolle angegliedert. Der Wohnsitz der Familie Lehmann wurde vermutlich in diesem Zusammenhang ebenfalls enteignet und zu einem Betriebskindergarten des VEB Gubener Wolle umgestaltet und in dieser Funktion bis 1990 genutzt.

Danach zog hier die AOK mit einem Verwaltungssitz ein. Das Gebäude erlebte noch das Ende der Gubener Textilindustrie im Jahre 1994; viel später zog auch die AOK aus und das denkmalgeschützte Gebäude steht inzwischen leer.

Quellen:

[Hrsg.] Stadt Guben, Denkmalobjekte der Stadt Guben, Internetpräsenz guben minus gubin Punkt eu

Roy, S. „Historisches Guben: Die Tuchfabrik Lehmann & Richter“, in: Der Märkische Bote“, 23.12.2022 (online)

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