NVA – FuTA 4301 Rövershagen

Ein spannender Lost Place in einem recht guten Erhaltungszustand – die Technische Zone der Funktechnischen Abteilung 4301 in Rövershagen. Dieser Ort bietet eine Menge: gleich zwei Schutzbauwerke (einmal den Brigadegefechtsstand 43 und die Führungsstelle), dazu ein ausgedehntes Gelände (die sogenannte Technische Zone) mit allerlei Hinterlassenschaften, kleineren Bunkern, Radarhügeln mit Bauwerken, Unterkunfts- und Dienstgebäuden.

Der zugehörige Kasernenbereich befand sich etwas abseits in Hinrichshagen – mitten im Wald der Rostocker Heide.  Nur ein Teil der Technischen Zone mit dem Standort der ehemaligen Rundblickstation und dem Tanklager ist nicht zugänglich.

Der Zugang ist nicht allzu schwierig, nachdem der Wachdienst schon lange nicht mehr vor Ort ist, und das Gelände sich selbst überlassen wurde. Gleich der erste Blick auf das Gebäude des Kontrolldurchlasses (KDL) zeigt, wie sich die Natur das Gelände zurück erobert hat.

Hinter dem KDL-Gebäude befand sich ein Schlafbunker für die diensthabende Wachmannschaft – dieser ist so zugewuchert, das nicht einmal ein Bild möglich war.

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Trafostation gegenüber dem KDL-Gebäude

Gegenüber dem KDL-Gebäude steht eine riesige Trafostation, die darauf schließen lässt, das hier richtig viel Strom ge- und verbraucht wurde.

Elektrische Anschaltpunkte befinden sich fast überall auf dem Gelände, das Anfang der 1970er Jahre zur Luftraumaufklärung, zur Ortung von Tieffliegern und zur Jägerleitung gebaut wurde.

Die Radaranlagen hatten einen gigantischen Stromverbrauch.

An Aufklärungstechnik stand einiges zur Verfügung: auf einem kleinen Hügel in einem sogenannten Radardom (eine mit Druck-Luft gefüllte Folie zum Sichtschutz) eine störgeschützte Funkmeßstation zur Ortung von Tieffliegern, eine Rundblickstation zur Luftraumaufklärung und Zielzuweisung (in einem separaten Teilobjekt), ein Funkmeßkomplex zur Luftraumaufklärung und Jägerleitung sowie 3 Funkhöhenmesser.

Die Luftlage wurde an den Gefechtsstand der Flugabwehr-Raketen-Brigade 43 (Gefechtsstand 43)  und den Divisionsgefechtsstand in Cölpin weitergeleitet. Erst 1989 wurde ein Gerät zur Freund-Feind-Erkennung installiert.

Schon nach wenigen Metern im Gelände fühlt man sich wie auf einem anderen Planeten. Es ist still und einsam hier. Der Blick schweift über die begrünte Größe des Geländes hinüber zu dem Garagenkomplex, in dem sich der Bunker der Führungsstelle befindet.

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Blick von der Trafostation über das Gelände in Richtung der Gefechtsstände

Es ist unglaublich, wie ungestört man hier auf diesem Gelände ist! Die halb zugewachsene Beton-Plattenstraße führt – vom KDL aus gesehen – rechts herum in Richtung des Garagenkomplexes.

Der Garagenkomplex war sozusagen multifunktional: zum einen zum Abstellen der fahrbaren technischen Gerätesätze, zum anderen verbarg sich im Inneren ein kleiner Bunker. Eine seiner Besonderheiten war, das die Stromversorgung über eine mobiles Aggregat von außen erfolgte. Dazu wurde ein Dieselaggregat in einer Garage geparkt – der Strom wurde über Anschaltkästen in das Schutzbauwerk geführt. Die Abluft wurde über Abluftrohre, die in der Garagendecke installiert waren, über das Dach abgeleitet.

Auch Freunde der Graffitikunst scheinen die Abgeschiedenheit des Geländes zu schätzen: an einigen Splitterschutzwänden der Fahrzeugdeckungen haben sie sich verewigt.

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Splitterschutz bei den Garagen

Hinter dem Garangenkomplex mit Bunker der Führungsstelle schließt sich ein weiterer Garagenkomplex an. Dieser ist der seitliche Anbau des Brigadegefechtsstandes in Form einer russischen Flugzeug-Bogendeckung, deren markante Form selbst jetzt noch nicht zu erkennen ist. Der reguläre Personaleingang zu diesem Bunker liegt ebenfalls versteckt im Grünen.

Völlig zugewuchert und halb verfallen befinden sich ebenfalls an der Außenseite der Bogendeckung die Reste eines Lüftungsbauwerkes. Hier wurde Frischluft für das Schutzbauwerk angesaugt.

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Reste des Lüftungsbauwerkes am GS 43

Am Kopf der Bogendeckung mit den großen Rolltoren angekommen fällt der Blick zunächst auf die kleinen Mannschaftsbunker gegenüber.

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Mannschaftsbunker gegenüber der Bogendeckung

Das Gras ist mindestens hüfthoch und es ist schwerer als gedacht, dorthin zu gelangen. Offensichtlich waren diese kleinen Bunker von einem Zaun umgeben – Pfosten stehen traurig im Gras herum. Von den Stahltüren fehlt inzwischen jede Spur, ansonsten sind diese erdüberdeckten Kleinbunker vom Typ FB-3 noch ganz gut erhalten, wenn auch völlig ausgeräumt.

Von hier drüben hat man einen herrlichen Blick auf die Bogendeckung, die den verbunkerten Gefechtsstand 43 beherbergt.

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Blick auf die Bogendeckung…

In unmittelbarer Nähe befindet sich ein kleiner Radarhügel. Von diesem hat man ebenfalls einen wundervollen Blick auf die Bogendeckung und das ehemalige Wasserwerk.

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Blick vom kleinen Radarhügel – links die Bogendeckung,in der Bildmitte das ehemalige Wasserwerk

Auf dem Weg zum großen Radarhügel, auf dem sich einst ein Radardom befand – eine mittels Luft aufgeblasene Kuppel, unter der sich die Radartechnik verbarg – im Volksmund „Riesenbovist“ genannt – finden sich verschiedene Fahrzeugdeckungen.

Oben auf dem goßen Radarhügel kann man noch die kreisförmig betonierte Stellfläche für die Technik erkennen. Ebenso die Bodenbefestigung für den Radardom und Reste der Lüfter, über die die Folie aufgeblasen wurde.

Für die Bedienmannschaften gab es einen kleinen Schlafbunker unterhalb der befestigten Fläche, der über eine kleine Treppe zu erreichen war.

Der Weg hinunter vom großen Radarhügel führt zum ehemaligen Wasserwerk. Das Gelände ist völlig zugewuchert und die Hügel mit den Zisternen sind kaum zu erkennen. Besondere Vorsicht ist hier angesagt, sonst landet man mehrere Meter tiefer – einigen Zisternen fehlen die Abdeckungen.

Durch das dichte grün hinter dem Wasserwerk lugen die Umrisse eines Satteldaches. Das nächste Ziel auf der Erkundungstour: das DHS-Dienstgebäude. DHS ist die Abkürzung für Diensthabendes System – der Standort war rund um die Uhr in Betrieb. Der Schichtdienst aller Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten betrug im Regelfall 24 Stunden. Im DHS-Gebäude befanden sich einige Offiziersbüros und die DHS-Küche für alle, die nicht in den Schutzbauwerken Dienst hatten. Das DHS-Gebäude ist völlig „eingeigelt“: eine Splitterschutzwand zieht sich ca. einem Meter vom Gebäude entfernt über eine volle Längsseite; der Haupzugang an einer Giebelseite war von einem separaten Wachgebäude flankiert und einem dichten Drahtgeflecht; die Fenster alle vergittert.

Die Giebelseite des DHS-Gebäudes mündet an die zentrale Objektstraße; nach links führt der Weg direkt zum KDL, nach rechts ins grüne Dickicht…

Noch an der Straße, jedoch schon halb im Grünen noch ein Gebäuderest, der aussieht, wie eine ehemalige Waffenkammer – die Art der speziellen Sicherung durch eine Gittertür und die Art der noch herumliegenden Metallrahmen zur Aufbewahrung lassen darauf schließen.

Weit im Grünen, da wo das Gelände feucht und teilweise sumpfig ist – auch im Sommer – schimmert ein halb verfallenes Gebäude im Gras: die ehemalige Unterkunft für die Soldaten der Wachmannschaft.

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Der Zustand des Gebäudes ist noch viel schlimmer, als es aussieht: alles ist modrig, schimmlig; die Fußböden bröckelig und durchgefault; hier sollte man sich nicht länger aufhalten. Die noch erhaltene Einrichtung lässt erahnen, wie spartanisch hier alles war. Schmale Betten, 4 in einem kleinen Raum – Privatsphäre gab es hier nicht.

Ein neues Gebäude war bereits im Rohbau fertig – es steht etwas abseits und auf trockenerem Boden. Fertig gestellt wurde es ganz offensichtlich nie.

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Mitten im grün, und eher zufällig gefunden: das Heizhaus. Es steht soweit ab vom Schuß, das der gußeiserne Verbrennungsofen sogar noch da steht. Auf dem Boden Schutt und letzte Hinterlassenschaften. Besenrein sieht anders aus…

Am 02.10.1990 erfolgte der letzte Appell unter der Ägide der NVA, danach zog die Bundeswehr ein.

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Rundblickstation P 15

Im Sommer 1992 wurde das komplette System der Funkortung abgebaut – die Gefechtsstände gingen außer Dienst. Die gesamte Technik wurde zunächst nach Peenemünde transportiert, wo sich ihre Spur verliert.

Das Bild links zeigt eine Rundblickstation vom Typ P-15, wie sie auch am Standort der FuTA 4301 im Einsatz war (auf dem kleinen Radarhügel) – das Bild entstand im Technikmuseum Pütnitz.

Am 30.06.1993 zog dann auch die Bundeswehr aus dem Objekt aus und überließ den Standort dann sich selbst.

4 Gedanken zu „NVA – FuTA 4301 Rövershagen

  1. Habe dort April 1962 meine Grundausbildung gemacht ,Beginn
    der Wehrpflicht in der DDR, waren immer zum Baden und zum Tanzen in Gral Müritz, schöne Zeit

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  2. WAR 1979/82 dort bei Mojor Vorbau Gute Menschen ich meine nicht Genossen sonst regt sich wieder jemand auf Erinnere mich gerne daran War keine leichte Zeit-DHS- für uns alle!

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  3. Es werden alte Erinnerungen wach, ich habe dort 1974/75 einen Teil meines Wehrdienstes als Funker abgeleistet. Es gruselt mich noch heute, wenn ich an dieses Objekt denke.

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