NVA – BMS-8 Karow

Mitte der 1960er wurde mitten im Wald in der Nähe von Karow ein größer Komplex aus dem Boden gestampft. Die Lage war strategisch günstig gewählt. Karow war ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt; der neue militärische Standort, der als Versorgungs- und Nachschublager dienen sollte, wurde unmittelbar an der Bahnstrecke Wismar – Karow erbaut. Zuerst wurde ein Haltepunkt eingerichtet; in Fahrtrichtung Wismar wurde ein Anschlussgleis gebaut, das in einer scharfen Rechtskurve direkt in das Versorgungslager führte. Die Gleise innerhalb des militärischen Lagers wurden inzwischen komplett zurück gebaut, übrig blieb nur ein einzelner Güterwagen.

Ein großer Teil der Transporte wurde per Bahn abgewickelt. Für Transporte im Nahbereich wurden LKWs eingesetzt – die LKW-Flotte wurde am Standort vorgehalten und repariert.

Offiziell in Nutzung ging das Gelände am 10. Oktober 1967. Von einem „Standort Damerow“ war zu Zeiten der NVA nie die Rede – hier war die interne Standortbezeichnung leicht getarnt als „Karow“.

Hauptnutzer war das BMS-8 (Bataillon Materielle Sicherstellung-8 „Herbert Tschäpe“).

Aufgestellt wurde das BMS-8 am 30. Juni 1956 noch als Transportbataillon-8 in Schwerin. In der Schweriner Stellingstraße war bis zur Verlegung nach Karow der Dienstsitz des Transportbataillons-8. Die vorgesetzte Dienststelle des BMS-8 war der Stab der 8. MSD (Motorisierte Schützendivision) in der Schweriner Werderstraße.

Mit Befehl Nr. 81/81 des Ministers für Nationale Verteidigung und Anordnung Nr. 20/81 des Chefs Landstreitkräfte wurde das BMS-8 (aus dem Transportbataillon-8) neu aufgestellt.

Die Hauptaufgabe des BMS-8 war die technische Sicherstellung und die Durchführung von Militärtransporten im Bereich des Verbandes (der 8. MSD) und die Organisation des Zusammenwirkens mit den Transportkommandanturen in besonderen Fällen.

Zum BMS-8 gehörten zunächst:

  • das Divisionslager-8
  • das Kraftfahrzeug-Transport-Bataillon-8
  • die Feldbäckereikompanie-8

In dem Aufstellungsbefehl war auch geregelt, dass ein Standort in Karow bezogen werden soll. 1967 war es dann so weit. Insgesamt standen in Karow nun 56.800 Quadratmeter an Nutz- und Lagerflächen auf dem Kasernengelände zur Verfügung.

Zum Zeitpunkt des Einzuges bestand das BMS-8 aus dem Stab, drei Kompanien, einem Instandsetzungszug und den Rückwärtige Diensten.

In den Folgejahren gab es immer wieder strukturelle Anpassungen – das Divisionslager-8 und die Feldbäckerei-8 wurden zum Beispiel am 01.12.1981 als selbständige Einheiten aufgelöst und in das BMS-8 eingegliedert.

Im Wesentlichen bestand das BMS-8 bis 1989 aus:

  • dem Stab mit Stabschef, der Arbeitsgruppe für politische Arbeit, der Technischen Stelle, der Führung Rückwärtiger Mobilmachungsverbände/ TT 12 mit dem Rückwärtigen Dienst sowie Einheiten der Gefechtssicherstellung (Funktrupp und Verkehrsreglergruppe)
  • dem Transportbataillon-8 (mit Munitions-Transportkompanie, Treib- und Schmierstoff-Transportkompanie, einem Instandsetzungszug und die Versorgungs- und Transportgruppe)
  • der Mobilmachungsbasis für die Brigade Materielle Sicherstellung (BrmS-8)
  • dem Sanitäts-Bataillon-8 „Hans Rodenberg“ (ab 1989 nur noch kadrierte Einheit – sprich personelle Vollbesetzung nur noch im „Ernstfall“)

Nach der Auflösung der NVA zum 03. Oktober 1990 übernahm die Bundeswehr den Standort. Offiziell hieß der Standort nun „Kaserne Damerow“.

Die verschiedenen Lagermöglichkeiten auf dem Gelände wurden weiter genutzt. Verschiedene Einheiten hatten hier ihren Dienstsitz, unter anderem:

  • das Logistikbataillon 142
  • das Nachschubbataillon 6
  • das Nachschubbataillon 141
  • das Nachschubbataillon 802
  • das Instandsetzungsbataillon 142

Aus der Zeit der Bundeswehr blieb noch die Bezeichnung „Mannschaftsheim“ an einem Speisesaal erhalten. Zu Zeiten der NVA dürfte dieses Gebäude der Speisesaal für die Offiziere gewesen sein. Die einfachen Soldaten und Unteroffiziere nahmen ihre Mahlzeiten in rein zweckmäßigen Speisesälen (meistens in Baracken) ein.

Im Jahr 2004 wurde der Standort Karow / Damerow dann endgültig aufgegeben. Auch der zugehörige 2.000 Hektar große Standortübungsplatz wird seitdem nicht mehr genutzt.

Heute wird das Gelände der Damerower Kaserne teilweise als Gewerbestandort nachgenutzt.

Die Grundstruktur der gesamten Anlage ist auch heute noch gut zu erkennen. Direkt neben dem Bahnhaltepunkt befand sich der Haupteingang – der KDL (Kontroll-Durchlass).

Eine breite Betonplattenstraße führt schnur-geradeaus. Links de Straße befand sich der Versorgungsbereich mit einem Laden der MHO (Militärische Handelsorganisation), Bibliothek, Frisör, Med-Punkt für die medizinische Versorgung, Küchen und Speisesäle für die Offiziere und Soldaten; die B/A-Kammer (Baracke in der die alltägliche Bekleidung und Ausrüstung gelagert wurde), der obligatorische Sportplatz und etwas weiter hinten das Heizkraftwerk.

Rechts von der Hauptstraße befand sich der Kasernen – und Unterkunftsbereich sowie das Stabsgebäude und das Gebäude der Nachrichtentruppe.

Neben dem Stabsgebäude steht noch eine Antenne; das Gebäude selbst sieht aus als stünde es auf einem kleinen Hügel – darin befindet sich ein Schutzbauwerk.

Nach etwa 300m begann der ausgedehnte Lagerbereich mit vielen Freiflächen und unzähligen Lagerhallen.

Schmale Betonplatten-Straßen führen zunächst in den Wald und weiter zu unzähligen Lagerhallen verschiedenster Bauarten.

Am nördlichen Ende des Geländes, etwa 600m vom KDL entfernt, befand sich die Tankstelle und der Kraftstofflagerbereich. Er war separat gesichert. Reste der Zaun- und Toranlage schlummern im Wald neben einer umgeknickten Peitschen-Lampe mit dem dem typischen Betonmast.

Treibstoffanlieferungen erfolgten meistens mit Kesselwagen, das Bahnanschlussgleis führte bis hier her, auch wenn davon heute nichts mehr zu sehen ist. Die Betankungsanlagen und das Pumpengebäude stehen noch, auch wenn der Zahn der Zeit schon etwas dran genagt hat.

Das Treib- und Schmierstofflager für Kanister und Fässer liegt gleich nebenan.

In der nordwestlichen Ecke des Geländes befanden sich die Kavernen für die Wasser – und Abwasseranschlüsse. Die Installationen sind hier zum großen Teil noch vorhanden.

In den letzten Jahren wurden einige Lagerhallen abgerissen, übrig blieb dann nur noch die Betonfläche.

Quellen:

BArch DVH 22-11 Bestandsübersicht zum Bataillon Materielle Sicherstellung – 8

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