NVA – FRA 4332 Nienhagen

Im März 1972 begannen die Bauarbeiten an der neu zu errichtenden Stellung für Flug-Abwehr-Raketen nordöstlich von Nienhagen bei Rostock. Fertiggestellt und bezogen wurde das Objekt als FRA 436, das zur 43. Flug-Abwehr-Raketenbrigade gehörte, im Juni 1973. In das Diensthabende System der Luftverteidigung wurde das Objekt ab März 1975 einbezogen.

Das gesamte Gelände war von einer hohen Mauer umgeben, lag es doch sehr exponiert unmittelbar an der Steilküste in einem touristischen Gebiet. Jeder Radfahrer oder Wanderer zwischen Warnemünde und Nienhagen kommt unweigerlich daran vorbei.

FRA-4332 Mauer im Wald 1

FRA 4322 Nienhagen – die Mauer, die das ganze Objekt umgab, ist an der Steilküste noch erhalten – man beachte den Tarnanstrich der Mauer!

Die 43. Flug-Abwehr-Raketenbrigade (43. FRBr) hatte ihren zentralen Gefechtsstand in Rövershagen. Von dort wurden 10 Flug-Abwehr-Raketen-Abteilungen (FRA) geführt.

Mit der Einführung und Umstellung auf „neue Technik“ wurde Anfang der 1980er Jahre die taktische Bezeichnung des Standortes Nienhagen geändert: von FRA 436 zu FRA 4332.

Hier waren nunmehr S-125 – Flugabwehrraketen des sowjetischen Systems „Newa“ stationiert. Reale Schießübungen mit den Raketen wurden seit den 1960er Jahren alle zwei Jahre ausschließlich auf dem sowjetischen Schießplatz Aschuluk – Kapustin Jar in der kasachischen Steppe durchgeführt. Die Verlegung der Truppen und Raketen nach Kasachstan erfolgte per Bahn! Bei einer Strecke von 2.400 km dauerte das meist acht bis neun Tage, für eine Tour.

Am 02. Oktober 1990 erfolgte der letzte Appell der NVA. Wie die anschließende Übergabe des Objektes an die Bundeswehr erfolgte, ist nicht bekannt.

Zum Objekt gehörte noch ein Hubschrauberlandeplatz auf einer Rasenfläche, der heute nicht mehr erkennbar ist.

Ab 1997 wurde des Gebiet völlig umgestaltet und seitdem als Wohn- und Technologiepark genutzt. Basis dafür war der zweite Bebauungsplan der Gemeinde Nienhagen-Elmenhorst seit 1989 – man hat hier offensichtlich die Gunst der Stunde genutzt, um einen militärisch genutzten Standort in bester Ostsee-Lage zu einem 1a-Wohn- und Gewerbegebiet umzugestalten – immerhin befindet sich das Gebiet im Außenbereich der Gemeinde!

3 Gedanken zu „NVA – FRA 4332 Nienhagen

  1. Mit meinen nun mehr 38 Jahren hier vor Ort, möchte ich etwas zur Korrektur von Herrn Preschers Kommentar beitragen.
    Begonnen mit den Baumaßnahmen wurde meines Wissens bereits 1994.
    Die Bunker wurden geräumt, bis auf ein Bunker der heute unter Naturschutz steht und zu geschüttet wurde. Das Kasernengebäude, das Heizhaus, die Halle mit den Schleppdach wurde nach und nach abgerissen. Die letzten beiden Blöcke wurden für die Familien der diensttuenden Soldaten bereit gestellt.
    Der fotografierte Garagenkomplex diente und dient heute noch der privaten Nutzung der Anwohner und hatte mit dem gesamten Areal hinter der Mauer nichts zu tun.
    Auch weiß ich nichts davon, daß die Bundeswehr dieses Areal übernommen hat.
    Aber ich kann ihnen sagen Herr Köhler, die Gemeinde hat eine Tafel am Strandzugang und am ehemaligen Standort des Konsums bzw. dem Haupttor und Wachgebäude errichtet. Einige Zeitzeugen lassen sich noch vor Ort finden.
    Mit freundlichen Grüßen

    Like

  2. Richtigstellung
    Guten Tag, leider wird der Verfasser von dem vorangegangenen Artikel nicht genannt, deshalb nenne ich ihn einfach anonymer Verfasser.
    Als Einwohner und Unternehmer der 1. Sunde im Technopark möchte ich zum Text folgendes richtigstellen:
    Man hat hier nicht die Stunde der Gunst genutzt, wie hier vom anonymen Verfasser etwas abfällig beschrieben wird, wegen der sogenannten 1A-Lage. Richtig ist, dass es keine Alternative zum Sondergebiet gegeben hat, es seid denn, man wollte das gesamte Gebiet verwahrlosen und verkommen lassen mit all den Hinterlassenschaften auf dem Militärgelände. Geld wollte man seitens des Landes für eine Renaturierung und Altlastenbeseitigung ohne Konzept nicht ausgeben. Erst durch den Einsatz privater, engagierter Unternehmer, mit der Bereitschaft zum wirtschaftlichen hohen Risiko gelang es das teilweise konterminierte benannte Gebiet grundsolide zu entwickeln und dass ist beispiellos, einmalig, erfolgreich in Deutschland gelungen. Letztendlich war diese hervorragende Entscheidung von einem Investor, im Zusammenwirken mit den zuständigen Behörden eine Bereicherung für die Natur und seltenen Vogelarten, sowie für junge, aufstrebende Unternehmen, als auch gewinnbringend für die gesamte Gemeinde Ostseebad Nienhagen. Schließlich war es auch ein ganz wesentlicher Moment, dass das Ostseebad Nienhagen sich so entwickeln konnte, wie es heute dasteht, zu einem eindrucksvollen Kur- und Erholungsgebiet für alle dort lebenden Menschen und Touristen.
    SLOGAN: ARBEITEN UND WOHNEN IM OSTSEEBAD NIENHAGEN
    Die Entscheidung für die Entwicklung eines Sondergebietes ist von allen Entscheidungsträgern seinerzeit mitgetragen worden und hat seit nunmehr beinahe 30 Jahren eine Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten, Einwohner, Touristen, Natur und Fauna ohne Ausnahme geschrieben und das ist gut so. Steffen P.

    Like

    • Hallo Herr Prescher,
      vielen Dank für den ausführlichen Kommentar, erhellt er doch ein klein wenig die „Nachwende-Sorgen“ mit derartigen Objekten.
      Ich kann nichts negatives in meinem Beitrag erkennen, ihr Kommentar rundet das Bild ab. Ohne jetzt zu sehr in die Niederungen des Bauplanungsrechtes abzutauchen – „im Normalfall“ ist das Bauen im Außenbereich bauplanungsrechtlich nicht zu lässig, insoweit (und das ist durchaus positiv gemeint) haben alle „damals“ Beteiligten tatsächlich die Gunst der Stunde genutzt. Mir persönlich sind nur wenige gelungene Nachnutzungen derartiger Objekte bekannt; ich persönlich hätte mir gewünscht, das es an diesem Ort einen Hinweis gibt, der die Geschichte dieses Ortes würdigt.
      Herzliche Grüße aus Rostock
      Frank Köhler

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..