Wiesbaden – Taunusfilm

Der heutige Wiesbadener Gewerbepark mit der Geschäftsanschrift Unter den Eichen ist ein geschichtsträchtiger Ort der jüngeren deutschen Film- und Fernsehgeschichte.

Bei dem Namen UFA denkt vermutlich jeder unwillkürlich an große deutsche Kinofilme. Nachdem die UFA nach dem Ende des zweiten Weltkrieges zerschlagen wurde, erwarb eine Tochtergesellschaft der UFA – die AFIFA Aktiengesellschaft für Filmfabrikation – das Wiesbadener Gelände, das zu der Zeit als Reitsportanlage genutzt wurde. Aus einer ehemaligen Reithalle wurde 1949 das Filmstudio 1; eine neu gebaute Halle wurde das Studio 2 und in einem Zwischenbau entstand das Studio 3. Davon ist heute äußerlich nichts mehr zu erkennen. Einzig das Gebäude, das das Kopierwerk beherbergte, steht einsam und verlassen auf dem Gelände.

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Nach der Liquidation der AFIFA im Jahre 1956 übernahm die Taunus-Film GmbH das Gelände. Gegründet 1953 in Herne wurde 1955 der Sitz nach Wiesbaden verlagert. Die Verhandlungen zum Erwerb des Geländes und des Kopierwerkes zogen sich bis 1959 hin, was praktisch dazu führte, das zwischen 1956 und 1959 die deutsche Filmproduktion fast zum Erliegen kam.

Der Standort entwickelte sich dann schnell zum Zentrum der deutschen Film- und vor allem Fernsehproduktion. Viele Wiesbadener kenne das Gelände noch heute als „Taunusfilm-Gelände“. Hier war auch von 1964 bis 1984 der Sitz des ZDF (bis zu dessen endgültigem Umzug nach Mainz).

Die Taunusfilm Produktionsgesellschaft, unter deren Dach die Film- und Fernsehproduktionen zusammenliefen, meldete 2003 Insolvenz an – wegen der schwierigen Lage auf dem Werbe- und Medienmarkt, wie es hieß. Am 30.09.2003 wurde der Betrieb eingestellt.

Das ehemalige Studio 1 des ZDF wurde im Jahre 2007 umgebaut und bildet heute einen wesentlichen Bestandteil der (Medien-) Hochschule RheinMain.

Das unter dem Namen ABC & Taunusfilm Kopierwerk betriebene Kopierwerk für Film- und Fernsehproduktionen hatte noch bis zum Jahr 2012 Bestand.

Viel ist nicht mehr zu sehen von diesem einstigen Zentrum des deutschen Films. Mit etwas Glück kann man noch den einen oder anderen Blick auf einige Relikte erhaschen.

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