Beobachtungsstelle Stavenhagen-Kölpin

Wie eine kleine Burg auf einem Hügel thront die Beobachtungsstelle der ehemaligen Zivilverteidigung der DDR neben einer viel befahrenen Hauptverkehrsstraße. Heute – nach mehr als 30 Jahren Leerstand – ist eine dichte Baumgruppe so hoch gewachsen, dass der gemauerte Bau mit seinem Türmchen kaum noch zu erkennen ist. Dichtes Brombeergestrüpp wächst an den Rändern des kleinen Hügels, auf dem die Beobachtungsstelle erbaut wurde.

Bauwerk mit Zaun

Der Standort war gut gewählt. Von hier oben hat man einen weiten Blick über die teils hügelige Feldlandschaft der Mecklenburger Seenplatte. Das gesamte Bauwerk wurde ebenerdig errichtet. Deshalb ist es kein Bunker im eigentlichen Sinne, sondern könnte als geschützte Beobachtungsstelle klassifiziert werden. Meistens werden diese Bauwerke jedoch als Luftbeobachtungsbunker – Typ B bezeichnet. Im Gegensatz zu den in die Erde gebauten Luftbeobachtungsbunkern, die als Luftbeobachtungsbunker – Typ A bezeichnet werden. Gebaut wurden sie in den 1960er und 1970er Jahren vom Ministerium des Inneren, dem die Zivilverteidigung unterstand.

Eingang

Auch diese Bauwerke waren nicht ständig bemannt, sondern wurden nur in sich anbahnenden Krisen oder zu Übungen besetzt. Aus diesem Grund waren sie zusätzlich von einem hohen Zaun umgeben, der oben mit Stacheldraht versehen war. Bei diesem Bauwerk ist der gesamte Zaun noch völlig intakt. Die kleine Tür im Zaun steht einen Spalt weit offen, wird jedoch von dichten Brombeerhecken bewacht. Dagegen fehlen sämtliche Türen des Bauwerkes. Die ehemalige Gasschleuse erkennt man nur noch an der baulichen Struktur, die gasdichten Türen fehlen komplett. Nur der Stahlrahmen bleib erhalten. Links von der Eingangstür befindet sich ein gemauerter länglicher Schacht, der den Grobsandfilter für die Luftreinigung beherbergte.

Eine automatische Ventilationsanlage gab es bei diesen Bauwerken nicht – hier waren handbetriebene Vorrichtungen zur Belüftung installiert. An der Innenseite des Bauwerkes (quasi hinter dem Grobsandfilter) ist noch die Halterung der manuellen Belüftungsanlage zu erkennen, sowie einige Rohrreste. Vermutlich war hier ein kleiner, mit einer Handkurbel ausgerüsteter, Ventilator befestigt. Überdruckventile (die sogar noch vorhanden sind) sorgten dafür, dass der Luftdruck im Inneren des Bauwerkes durch das permanente Ansaugen von Frischluft nicht zu hoch wurde.

Lampen und Lichtschalter sind im Bauwerk auch noch vorhanden. Ich muss gestehen, das ich für einen kurzen Moment versucht war, den Lichtschalter zu betätigen (obwohl es durch den Turmaufbau nicht dunkel war).

Das Innere des Bauwerkes kann man nur als karg und eng bezeichnen. Viel mehr Platz als neun Quadratmeter bietet das Bauwerk nicht. Im Krisenfall wären hier zwei bis drei Leute eingezogen. Zwei bedienen abwechselnd den Lüfter und einer stand auf der Beobachtungsplattform und beobachtete den Luftraum. Das kleine metallene Podest, auf dem der Luftraumbeobachter stand, diente vermutlich gleichzeitig als Ablage-Regal mit integrierter kurzer Stahlleiter.

Treppenregal

Die verglasten Fenster des Beobachtungsturmes sind noch erhalten, ebenso die im inneren jeweils vor den Fenstern angebrachten Peilscheiben!

In der ehemaligen Gasschleuse hat sogar noch ein Schrank aus DDR-typischen Press-Spanplatten die Zeiten überdauert.

Schon erstaunlich, das auch diese Bauwerken, die doch an recht exponierten Stellen errichtet wurden, so schnell aus dem kollektiven Gedächtnis und der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sind.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..