Bunker und Schutzbauwerke NVA

Seit der Gründung der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR im Jahre 1956 bis zu ihrer Auflösung 1990 waren die Standorte ein streng gehütetes Geheimnis. Berichtet wurde darüber nicht, wenn, dann nur allgemein, so dass keinerlei Rückschlüsse zu ziehen waren. Heute geht man von mehr als 1.000 Objekten an mehr als 500 Standorten aus. Die Geheimhaltung ging soweit, das auf keiner zivilen Karte militärische Objekte verzeichnet waren.

30 Jahre nach dem Ende der DDR und damit der NVA sind viele Objekte inzwischen abgerissen – renaturiert, wie es im amtsdeutsch heißt. Genügend sind jedoch noch vorhanden, oft vergessen.

Typische Bauformen – eine unvollständige Übersicht

Wie die in der DDR stationierten russischen Truppen der GSSD , versuchte auch die Nationale Volksarmee ihre Bauwerke zu standardisieren. Das betraf natürlich nur Neubauvorhaben – nachträgliche An- und Umbauten bei nachgenutzten Objekten des zweiten Weltkrieges waren da eher individueller Natur. Die standardisierten Bunkerbauten wurden im offiziellen Sprachgebrauch als Wiederverwendungsprojekte bezeichnet. Dabei wurden nicht die Bunker wieder verwendet, sondern die grundsätzliche Konstruktion, das Projekt.

FB-1

Der Fertigteilbunker 1 war als Bogendeckung zur geschützten Unterbringung von Fahrzeugen und Munition konzipiert.

Errichtet wurde er aus vorgefertigten schmalen Betonbogensegmenten, die gegeneinander verschraubt wurden. Die Höhe beträgt im Inneren am Scheitelpunkt etwa 4,60 Meter. Als Verschluss dienten in der Garagenausführung schwere Druckschutztüren. Durch Innenausbauten (und Einzug einer Zwischendeckung) konnte das Bauwerk auch als Stabsbunker genutzt werden. Die Bunkertechnik wurde in einem monolithischen Kopfbau untergebracht.

Bauzeit waren die 1960er Jahre – hauptsächlich für abgesetzte Funksendestellen. In den 1970er Jahren wurde dieser Bunkertyp vom stabileren FB-75 abgelöst.

FB-2

Der Fertigteilbunker 2 ist eine kleinere Variante des FB-1, die Höhe beträgt nur 3,80 m. Genutzt wurde er vorrangig für die geschützte Unterbringung von Netz-Ersatz-Anlagen (NEA) in abgesetzten Funksendestellen und als Munitionslagerbunker. Für diese Zwecke waren keine großen Bunker erforderlich.

Grundsätzlich war das Bauwerk – nach entsprechendem Innenausbau – auch als kleiner Stabsbunker nutzbar.

FB-3

Der Fertigteilbunker 3 ist eine elliptischen Röhre, die aus Fertigteilen (Halb- oder Viertelschalen von einem Meter Länge) vorgefertigt war. Die zu verbauende Länge war dabei grundsätzlich variabel. Standardmäßig bestand der FB-3 aus 8 Schalensegmenten und kam dabei auf eine Länge von ca. acht Metern, je nach Art der Schleusenausführung. An der breitesten Stelle (unten) war er 2,88m breit und das lichte Höhenmaß betrug 2,28m. Die gesamte Nutzfläche betrug knapp 24 Quadratmeter.

Der Vorteil war seine flexible Einsetzbarkeit (z.B. als Lagerbunker, Mannschaftbunker, Technikbunker für Flugpeiler) bzw. seine Kombinierbarkeit.

Die vorgefertigte Röhre wurde meist mit Erde überdeckt und bekam einen Vorbau, der entweder eine Schleusenanlage oder nur eine Zugangstür enthalten konnte.

Der FB-3 ist eine DDR-Eigenentwicklung, da die bis in die 1960er Jahre verwendeten russischen Kleinbunker vom Typ SBU zu kompliziert beim Bau waren. Entwickelt wurde dieser Bunkertyp vom VEB Projektierungsbüro Süd und kostete – je nach Ausstattung – zwischen 64.000 und 80.000 Mark der DDR. Ausgelegt war er für die Schutzklasse E mit Schutz vor betonbrechenden Bomben bis 100 Kilogramm. Die integrierte kleine Filteranlage sollte Schutz vor radioaktivem Staub und Schutz vor chemischen und biologischen Kampfstoffen bieten. In den 1980er Jahren erfolgte eine Verbesserung der Lüftungs- und Filteranlage. Eine Heizung war standardmäßig nicht vorgesehen – meist erzeugten die elektrischen Geräte allerdings genügend Abwärme.

FRA 4322-07Frühe Bauformen des FB-3 kann man heute noch an der sehr image-2019-05-22markanten Lüftungshutze russischer Bauart erkennen. Erst später – mit zunehmender Erfahrung im Bunkerbau – wurden Lüftungsrohre aus standardmäßig vorhandenen Teilen einheimischer Produktion verwendet: die typischen „Dinohälse“.

Die Ausführung des FB-3 als Mannschaftsbunker (FB-3/M) unterschied sich nicht von der des Führungsbunkers (FB-3/F) – Unterschiede gab es nur in der Belegung und in der Innenausstattung.

image-2019-05-07 (4)Eine weitere Variante stellte der Typ FB-3/S dar: ein Lagerbunker für explosionsgefährdetes Lagergut. Diese Bunkervariante hatte keine Zugangsschleuse und keine Filteranlage, jedoch eine etwas größere gasdichte Drucktür zum einfacheren Be- und Entladen des Bauwerkes. Typisch für diesen Bunkertyp ist der Eingangsbereich, der eine Art Splitterschutz bzw. Druckwellenableiter an beiden Seiten der Eingangstür enthielt – ebenfalls aus Viertelschalen-Betonsegmenten  gefertigt und paarweise übereinander liegend verbaut.

Der FB-3 in seinen Varianten stellt den am meisten gebauten Bunkertyp in der ehemaligen DDR dar (mehrere Hundert Stück) und wurde praktisch bis zum Ende der DDR gebaut und verwendet.

FB-75

Aus den gesammelten Erfahrungen mit dem FB-1 wurde in den 1970er Jahren der Bunkertyp FB-75 entwickelt. Zu Erhöhung der Stabilität des Bauwerkes wurden die 75 Zentimeter breiten und 45 Zentimeter dicken Bogensegmente längs verspannt.

Die Länge des Bauwerks war bei der Errichtung im Prinzip nun unbegrenzt und konnte den örtlichen Gegebenheiten besser angepasst werden.

Standardmäßig betrug die lichte Höhe 4,50 Meter und die untere Breite 5,60 Meter. Durch den Einbau von Drucktüren entsprach der FB-75 nun der Schutzklasse E.

Der FB-75 wurde in deutlich höherer Stückzahl errichtet als der Vorgängertyp FB-1. Hauptverwendungszwecke waren der Einsatz als geschützte Garage (z.B. für mobile Funktechnik) und als Führungsbunker mit 2-etagigem Innenausbau.

NVA Nachrichtenbunker Alt Rehse 172

FB-75 „Stern“

Als Standardisierung für Stabs- und Führungsbunker wurde auf Basis des FB-75 zusätzlich ein standardisiertes quaderförmiges 2-etagiges monolithisches Zugangsbauwerk entwickelt. Um dieses Zugangsbauwerk herum wurden drei FB-75 gruppiert.

Dem 2-etagigen Zugangs- und Sicherstellungsbauwerk ist der Eingangsbereich vorgelagert. Im Obergeschoss befand sich der Schleusenbereich, Dekontaminationsdusche/, WC, Waschraum und die Filteranlage.

Im Untergeschoss sind drei Räume für Elektro, Klimatechnik und Wasserversorgung- und Entsorgung untergebracht. Vom Untergeschoss des Zugangsbauwerkes gelangte man in die drei sternenförmig angeordneten Bunker vom Typ FB-75, die durch Innenausbauten auf zwei Etagen flexibel zu konfigurieren waren.

Bunker-Anlagen vom Typ FB-75 „Stern“ finden sich z.B. in der Führungsstelle des MB V in Alt Rehse und in der Führungsstelle des MB III in Söllichau (heute Bunkermuseum Kossa/ Söllichau).

FB-360-STB-71

Der Fertigteilbunker 360 in der Ausführung als Stabsbunker bestand aus einer Bogendeckung mit angebautem Garagenkompelx, in dem sich die Netzersatzanlage befand. Die Bogendeckung hatte einen speziellen Anbau (monolithischer Kopfbau genannt), in dem sich die sonstige Technik des Schutzbauwerkes befand (Grobsandfilter, Vorfilter, Lüftung- und Klima)

FuTA 4301 - 19

Bogendeckung AU 16 mit monolithischem Kopfbau

Dieser Bautyp kam vorrangig bei den Luftstreitkräften zum Einsatz. Beim Schutzbauwerk für den Gefechtsstand 43 in Rövershagen wurde z.B. eine Bogendeckung vom Typ AU 16 als Grundstruktur verwendet.

GDF (Geschlossene Deckung für Flugzeuge)

Praktisch das Gegenstück zu den russischen Bogendeckungen vom Typ AU ist die DDR-Variante GDF. Sie wurde vollständig in der DDR produziert – standardisiert als Viertel-Bogen in Spannbeton-Ausführung. Die Abmessungen waren aus Gründen der Kompatibilität zum „sozialistischen Waffenbruder“ identisch.

Garagenbunker

Zwischen 1974 und 1988 wurden verschiedene Typen von Garagenbunkern gebaut, die vorrangig als Führungsstellen in den Luftstreitkräften Verwendung fanden. Aus vorgefertigten Fertigteil-Modulen wurden Bunker unterschiedlicher Größe gebaut, die jeweils einen Garagenanbau hatten. In der Garage fand sich mindestens Platz für eine mobile Netzersatzanlage.

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FuTA 4301 in Rövershagen – Garagenbunker vom Typ G1d

Die Garagenbunker hatten – je nach Typ – zwischen 3 und 10 Garagenboxen mit Toren.

MB-1

Der monolithische Bunker, Typ 1. Er wurde verwendet als Lagerbunker für Flugabwehr- Raketen der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung Aus Gründen der Tarnung wurde das Bunkerdacht mit Bäumen bepflanzt.

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An der Decke im Inneren befand sich eine kleine Krananlage / Laufkatze.

In der Doppel-Ausführung wurde der Bunker als MB-2 bezeichnet.

Munitionslagerbunker

MunBunker WaldeckMunitionslagerbunker bzw. Munitionsbunker gab es in verschiedenen Größen. Die kleinste Ausführung besaß nur eine Zugangstür – bei größeren Bunkern wurde das Bauwerk längs oder quer gespiegelt – je nach örtlicher Gegebenheit.

Die Munition wurde in den Bunkern auf Paletten gelagert, die entweder mit Gabelstaplern oder mit manuellen Hubwagen in den Bunker gefahren wurden bzw. aus ihm heraus. Dazu war eine Mindestbreite für das Türmaß erforderlich sowie eine nicht zu steil abfallende Rampe. Aus diesem Grund wurden Munitionslagerbunker meist oberirdisch bzw. nicht zu tief in der Erde liegend errichtet und mit einer großen Erdaufschüttung versehen. Einige Munitionslagerbunker besaßen eine spezielle Klimatisierung, um Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant zu halten. Damit sollten ideale Lagerbedingungen geschaffen werden und somit die mögliche Einlagerungszeit erhöht werden.

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