MfS – Bezirksverwaltung Rostock

Rostock, August – Bebel – Straße 15 – 20. Eine prominente Adresse unweit der Innenstadt. Straße und Hausnummer stimmen auch heute noch, baulich ist noch fast alles beim alten. Der Schrecken, der von hier ausging, war nie auf den ersten Blick sichtbar und ist es auch heute nicht.

Hier befand sich von 1952 bis 1989 der Dienstsitz der Bezirksverwaltung Rostock des Ministeriums für Staatssicherheit.

In diesem Gebäudekomplex, in dessen von außen nicht einsehbarem Hinterhof – versteckt vor den Blicken der Öffentlichkeit – sich eine berüchtigte Untersuchungshaftanstalt befand, waren mehr als 1.000 Menschen damit beschäftigt, ihre eigenen Mitbürger zu überwachen (für die gesamte Bezirksverwaltung Rostock waren mehr als 3.500 Menschen hauptamtlich tätig).

Der Bezirksverwaltung Rostock waren 10 Kreisdienststellen von Grevesmühlen bis nach Wolgast unterstellt sowie eine besondere Dienststelle, die sich im „Objekt Kernkraftwerk Bruno Leuschner in Greifswald“ befand.

Zur BV Rostock gehörten neben konspirativen Wohnungen, Wohnungen für Angehörige des MfS, Erholungsobjekte (z.B. Ferienheime) und Sportobjekte für den Sportverein „Dynamo“ auch unzählige weitere sogenannte Dienstobjekte, wie z.B. das Dienstobjekt in Waldeck (das unter anderem ein Sendezentrum der Hauptabteilung Aufklärung beherbergte) oder der Schießplatz in Fresendorf.

Eine verbunkerte Ausweichführungsstelle für Krisenzeiten befand sich etwas außerhalb von Rostock.

Zu der Vielzahl von hauptamtlichen Mitarbeitern der Bezirksverwaltung kamen noch mehr als 9.000 „inoffzielle Mitarbeiter“ (ich bin versucht, diese Menschen als Spitzel zu bezeichnen).

Der Platz reichte bald nicht mehr aus, so dass zwei große Neubauten errichtet wurden; das gesamte Gelände war rückwärtig von einer Mauer vor neugierigen Blicken geschützt.

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MfS BV Rostock – rückwärtiger Blick auf Neubau und Altbau-Komplex, Mauer und Wachturm-Rest

Im Wendeherbst 1989 wurde durch die hauptamtlichen Mitarbeiter auch in Rostock versucht, möglichst viel an Akten zu vernichten. Erhalten sind allein aus der Bezirksverwaltung Rostock mehr als drei Kilometer Aktenbestände, dazu ca. 4.000 Rollen Mikrofilm, 48.000 Mikrofiches sowie mehr als 1 Million Karteikarten.

Nach dem Ende der DDR begann der schwierige Prozess der Aufarbeitung.

Fast alle Gebäudeteile werden heute nachgenutzt – ein großer Teil beherbergt heute das Landgericht und das Sozialgericht; in dem Neubau befindet sich heute die philosophische Fakultät der Universät Rostock; nur in einem kleinen Teil des Gebäudes wurde eine Dokumentations- und Gedenkstätte eingerichtet.

Wer an diesem Gebäude-Komplex inne hält, spürt das Besondere dieses Ortes.

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