Bunker und Schutzbauwerke GSSD

Die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) bildeten seit 1954 die auf deutschem Territorium stationierten Besatzungstruppen. Von 1945 bis 1954 hießen sie auch noch so: Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (GSBT).

Es gibt keine genauen Aussagen darüber, wie groß die Truppenstärke tatsächlich war – die Angaben schwanken zwischen 400.000 und 1 Million Mann. Selbst über die Anzahl der genutzten Objekte gibt es keine genauen Angaben. Es wird davon ausgegangen, dass es mehr als 10.000 genutzte Objekte an über 270 Standorten gab – darunter unzählige Bunker und Schutzbauwerke. Schätzungsweise waren etwa 50% der von der GSSD genutzten Objekten Bauwerke, die von den deutschen im zweiten Weltkrieg errichtet wurden – angefangen bei Flugplätzen, über Kasernen, Truppenübungsplätzen und natürlich auch Bunkeranlagen.

Die GSSD war dem Oberkommandierenden der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland mit Sitz in Wünsdorf unterstellt. Im Kriegsfall wäre daraus das Oberkommando der 1. Westfront geworden.

Ab dem 29.06.1989 wurden die in Deutschland stationierten russischen Truppen als Westgruppe der Truppen (WGT) bezeichnet.

Am 31. August 1994 zogen die letzten russischen Besatzungstruppen aus Deutschland ab.

25 Jahre nach dem Abzug der letzten Truppen sind viele Objekte inzwischen abgerissen – renaturiert, wie es im amtsdeutsch heißt. Genügend sind jedoch noch vorhanden, oft vergessen.

Typische Bauformen – eine unvollständige Übersicht

Wie die Nationale Volksarmee auch, versuchten auch „die Russen“ ihre Bauwerke zu standardisieren. Das betraf natürlich nur Neubauvorhaben – nachträgliche An- und Umbauten bei nachgenutzten Objekten des zweiten Weltkrieges waren da eher individueller Natur.

Kleinbunker Typ SBU

FRA 4322-17Der große Bedarf an variabel einzusetzenden kleineren Bunkerbauten führte zur Entwicklung des sogenannten Wiederverwendungsprojektes vom Typ SBU – ein Schutzbauwerk, das aus standardisierten und vorgefertigten Stahlbetonelementen bestand. Eine etwa halbrunde Betonröhre (bzw. ein bogenförmiges Segment als Drittelkreis) wurde dabei auf senkrechte (rechteckige oder quadratische Betonelemente) gesetzt. Errichtet wurden sie meist auf Bodenniveau bzw. leicht darunter und anschließend mit Erde überdeckt. Durch die Verwendung von standardisierten Betonelementen war das Bauwerk grundsätzlich variabel in der Länge. Die Giebelseiten waren entweder massiv oder als Tür-Element ausgeführt. Entweder hatte der Bunker zwei Eingangstüren jeweils am Giebel oder nur eine Eingangstür und eine geschlossene Giebelseite. Bemerkenswert ist, das die Türen nicht mittig vorgesehen waren.

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Abtrennungen im Inneren wurden dann durch gemauerte Wände ausgeführt, falls erforderlich. Installationen (Kabel, Rohre etc.) wurden meist direkt auf der Betonwand befestigt oder unter einem geständerten Holzfußboden verlegt.

Dieser Bunkertyp wird gerne als „russischer FB-3“ bezeichnet; er bot durch die senkrechten Wandelemente etwas mehr Platz als der DDR-Bunkertyp FB-3, war jedoch teurer in der Anschaffung und schwieriger zu errichten.

offene Splitterschutzdeckung

Ein Schwerpunkt bei der GSSD lag auf den Flugplätzen und ihren Bauten. Hier fallen insbesondere die typischen Bogendeckungen auf, die vorrangig als Splitterschutz für abgestellte Flugzeuge dienten. Die industrielle Fertigung von Fertigbetonteilen in größeren Stückzahlen begann Ende der 1950er Jahre in der damaligen UdSSR.

Deren Vorläufer waren die offenen Splitterschutzdeckungen.

Anfang der 1950er Jahre – als „lessons learned“ aus dem Korea-Krieg –  erging der Befehl, auf allen Flugplätzen Wälle zum Schutz der Flugzeuge vor Splittern zu errichten. In der einfachsten Bauform waren dies Sandwälle (die Typenbezeichnung dafür lautete AP-S1).

Die nächste Generation bildeten Wälle aus Fertigbetonteilen, deren Zwischenräume mit Sand aufgefüllt wurden (die Typenbezeichnung dafür lautete AP-B1). Diese sind insbesondere für den Schutz der Bomber vom Typ IL-28  konzipiert worden, zu finden sind sie z.B. noch auf dem Frontbomber- Flugplatz Brand.

Bogendeckung

Die typische Bauform, wie sie auf vielen Flugplätzen als gedeckte Splitterschutzstellung zu finden ist. Vorrangig diente sie als Unterstand für ein oder zwei Flugzeuge; darüber hinaus wurden im inneren noch diverse Flugzeug-Zusatzausrüstung gelagert (z.B. Zusatztanks). Gebaut wurden sie aus vorgefertigten Betonfertigteilen in Viertel-Bogenform. Ab 1968 wurden ca. 150 Bogendeckungen pro Jahr auf russischen Flugplätzen in der DDR gebaut.

Mit größeren Flugzeugen mussten auch die Bogendeckungen größer werden, so dass bis 1989 verschieden große Typen von Bogendeckungen entstanden: AU-11 / AU-13 / AU-16 / AU-19. Die Zahl gibt in etwa die Basisbreite in Metern an – AU ist die russische Abkürzung für Bogendeckung (arotschnoe ukrütije in vereinfachter Umschrift).

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GSSD Flugplatz Brand – Bogendeckung Typ AU-13

Technisch waren die Bogendeckungen so ausgestattet, das die Flugzeuge im Inneren gewartet und betankt werden sollten, so dass ein einsatzbereites Flugzeug selbständig aus der Bogendeckung herausfahren konnte. Die Rolltore waren leicht nach außen geneigt und öffneten sich durch ihre Eigengewicht von selbst, nach dem die Verriegelung gelöst war.

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AU-13 – Abgaskanal (rechts) und technischer Raum für Betankung und Elektroanschluss (links)

Allein auf dem Flugplatz Brand wurden insgesamt 31 Bogendeckungen vom Typ AU-13 gebaut, von denen ein großer Teil noch zu sehen ist.

Deckungsgräben

Insbesondere für das Bodenpersonal auf Flugplätzen wurden sogenannte Deckungsgräben in Form von Betonrohren aus Fertigteilen angelegt. Die Länge wurde dabei individuell den Bedürfnissen vor Ort angepasst.

Jägerleitstelle

Schutzbauwerke der Jägerleitstellen waren typischerweise ein ein-etagiger monolithischer Typenbau mit einer Nutzfläche von etwa 360 Quadratmetern; d.h. die Bunker für die Jägerleitstellen sahen an verschiedenen Standorten im wesentlichen gleich aus. Gebaut wurden sie Ende der 1950 Jahre. Die Schutzbauwerke befanden sich immer etwas außerhalb der jeweiligen Flugplätze (z.B. für den Flugplatz Damgarten befand sich die Jägerleitstelle in Petersdorf).

Grundriss GSSD Jägerleitstelle

Quellen:

Freundt, Lutz „Sowjetische Fliegerkräfte. Deutschland 1945 – 1994. Typenkatalog der Luftfahrzeuge, Flugplatzanlagen und Schutzbauten.“, Band 1 (Flugplätze A – F); Diepholz, 1998

Freundt, Lutz / Büttner, Stefan „Rote Plätze. Russische Militärflugplätze. Deutschland 1945 – 1994. Fliegerhorste – Aerodrome – Militärbrachen“; Berlin, 2007

Bunker-Lageplan mit freundlicher Genehmigung von Thomas Schwalger

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