Guben – Nordbrücke

Die Brücke mit den drei Namen. Erbaut wurde sie 1904 zunächst als reine Holzkonstruktion in nur acht Wochen! Als Fußgängerbrücke sollte sie den Bewohnern der Gubener Stadtteile Nordstadt und Bergstadt den Weg zum Bahnhof und zur Arbeit in den westlich der Neiße ansässigen Industriebetrieben verkürzen. Einen positiven Effekt hatte die Brücke auch für die zahlreichen Ausflügler und Touristen, die jedes Jahr zahlreich zur Apfelbaumblüte in die Gubener Berge strömten, die zudem ein beliebtes Ausflugsziel waren. Der Weg vom Bahnhof in die ehemaligen Weinberge war nun deutlich kürzer und konnte auch gut zu Fuß bewältigt werden.

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Weil am Westufer der Brücke – unweit des Neiße-Hafens – hier seit 1892 der städtische Schlachthof seinen Sitz hatte, wurde die Brücke auch Schlachthofbrücke genannt.

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Guben – Nordbrücke – Westufer mit Resten des städtischen Schlachthofes

Der dritte Name für diese Brücke war Parkbrücke. Nordöstlich der Stadt war nur wenige Wochen vor Eröffnung der Brücke der Koenigspark als öffentliches Erholungsgebiet für die Gubener Bürger fertig gestellt geworden.  Der Druckereibesitzer Albert Koenig hatte diesen Park der Allgemeinheit gestiftet. Um den Weg dorthin zu verkürzen, sollte eine Brücke über die Neiße gebaut werden. Da die Stadt Guben dafür kein Geld hatte, gründete sich ein Bürgerkomitee, das Spendengelder für den Bau der Brücke einwarb. Der Gubener Zimmermeister Karl Tilgner konnte für den Bau der Brücke gewonnen werden. Gleichzeitig verpflichtetet sich Karl Tilgner für die nächsten 10 Jahre für den laufenden Unterhalt der Brücke aufzukommen und auf eigene Kosten für Reparaturen an der Brücke zu sorgen.  Bald stellte sich heraus, dass das Spendenaufkommen nicht hoch genug war, um den Zimmermeister zu bezahlen. Das änderte sich auch bis 1912 nicht. Schließlich übernahm die Stadt doch die Kosten.

Im Frühjahr 1924 beschädigte starker Eisgang die Holzbrücke so stark, dass sie gesperrt werden musste. Eine Reparatur kam nicht in Frage, so dass im Winter 1924/1925 die Holzbrücke einer Betonkonstruktion weichen musste. Nun vollständig städtisch finanziert, wurde die neue Brücke gleich so breit gebaut, dass auf ihr auch Busse fahren konnten. Ein Gewinn für alle. Schon im Mai 1925 wurde sie offiziell als Nordbrücke eröffnet.

Mit neun Metern Breite und einer Spannweite von 90 Metern, getragen von 3 Betonbögen, war sie die längste Brücke der Stadt. Über den Betonbögen befanden sich Balkonnischen für die Fußgänger, von denen man einen schönen Blick entlang des Neißetals hatte.

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Am Ostende der Brücke befand sich ein kleines turmartiges Gebäude, das als Knusperhäuschen bekannt war. Es beherbergte ein beliebtes Kaffee- und Lebensmittelgeschäft. Im Sommer standen hier Tische auf der Straße und teilweise bis ans Neiße-Ufer. Ein kleines Highlight städtischen Lebens.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges – im April 1945 – wurde die Nordbrücke (wie alle Gubener Brücken) von der Deutschen Wehrmacht gesprengt. Sie wurde danach auch nicht wieder aufgebaut – der größte Teil der Stadt Guben gehörte nun zu Polen.

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Quellen:

Peter, Andreas „Brücke mit drei Namen“; Informationstafel vor Ort

Roy, S. „Die ehemalige Nordbrücke in Guben“, in: Der Märkische Bote, 21.Juli 2023 (0nline)

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