Dassow – eine Kleinstadt im nordwestlichsten Zipfel Mecklenburgs.
In der Zeit des Kalten Krieges befand sich die innerdeutsche Grenze in unmittelbarer Nähe. Lübeck lag zum Greifen nah. Travemünde konnte man vom Strand aus gut sehen.
Travemünde lag zum Greifen nah…
Wie nah und doch so entfernt für viele! Dassow war Sperrgebiet für die meisten DDR-Bürger; in Dassow verlief eine Mauer als Teil der Grenzsicherungsanlagen. Um Dassow herum, den Dassower See entlang, der Uferlinie der Pötenitzer Wieck folgend bis hinauf zum Priwall verlief die innerdeutsche Grenze.
Gemäß der Direktive des Ministeriums des Innern Nr. 2/60 vom 8. Januar 1960 bildete der Priwall bei Dassow einen Schwerpunkt der Grenzsicherungsanlagen, offiziell hörte das sich so an:
- Überwachung und Kontrolle des Schiffs- und Bootsverkehrs in den Hoheitsgewässern,
- Küstensicherung am Tage bei normalen Sichtverhältnissen vorwiegend durch Beobachtung,
- Nichtzulassen von Grenzdurchbrüchen durch ununterbrochenen Einsatz der Kräfte und Mittel mit Erreichung der größten Dichte an den Abschnitten Usedom, Priwall und im Raum der Häfen
Allein im Grenzraum Lübeck (vom Priwall bis nach Selmsdorf und Schlutup) existierten 26 Beobachtungstürme. Hinzu kamen Beobachtungspodeste aus Holz und Beobachtungsbunker. Die Überwachung war nahezu lückenlos.
Als Teil der Grenzsperranlagen der DDR wurden nicht nur Beobachtungstürme errichtet, – jeder Grenzabschnitt hatte eine eigene Führungsstelle. Hier liefen die Alarme, Meldungen und Informationen des Grenzabschnittes zusammen; entsprechende Maßnahmen wurden von hier veranlasst und koordiniert.
Die Führungsstelle in viereckiger Turmbauweise wurde aus Beton-Fertigteilen errichtet, war in etwa quadratisch mit einer Kantenlänge von vier Metern. Die offizielle Bezeichnung für diese Bauwerke lautete BTv – Beobachtungsturm, viereckig.
Die Zugangstür bestand aus Metall, befand sich immer auf der der DDR zugewandten Seite und ließ sich nur von innen öffnen. Außen befand sich eine einfache Sprechanlage. Links neben der Tür sind im Beton noch die Löcher erkennbar, in denen sich die Sprechanlage befand.
Links daneben in dem kleinen Vorbau befindet sich die Zuluft für die Netzersatzanlage.
Völlig zugewuchert ist inzwischen die Treppe, die zur Eingangstür führt. Durch das Kellergeschoß – das eine Besonderheit bei dieser Art von Türmen darstellt – befindet sich der Eingang zum Turm über dem Geländeniveau.
Das Kellergeschoß beherbergt eine Netzersatzanlage. Die Funktionsweise wurde täglich überprüft. Die Abluft der Netzersatzanlage wurde auf der der Eingangstür gegenüberliegenden Seite durch ein kleines Abluftrohr nach außen geführt.
Im Erdgeschoß befanden sich die Räume für die Kommunikationstechnik und die Anschaltpunkte für die Signalzäune , die Toiletten und der Aufstieg in Form von eisernen Leitern.
Im Mittelgeschoß befand sich ein Ruheraum für die Turmbesatzung. Hier war nur Platz für 2 Doppelstockbetten und einen kleinen Tisch mit 4 Hockern.
Ganz oben in der Beobachtungskanzel befand sich die eigentliche Führungsstelle. Die Rundumverglasung sorgte für 360 Grad – Sicht. Hier befand sich auch die Technik zur Anzeige der einzelnen Abschnitte des Grenz-Signal-Zaunes und der Zauntore. Komplettiert wurde die Ausstattung durch Funktechnik zur Kommunikation mit den Grenzposten und die drahtgebundene Kommunikationstechnik des Grenzmeldenetzes sowie die Wechselsprechanlage und der Türöffner für die Außentür Auf einem kleinen Arbeitstisch war noch Platz für diverses Kartenmaterial des Grenzabschnittes.
Das Dach war durch eine Klappleiter begehbar und durch ein umlaufendes Geländer gesichert. Hier oben befanden sich mehrere Antennen und ein Suchscheinwerfer, der über Hebel von unten mechanisch bedient wurde.
Heute sind fast alle baulichen Hinterlassenschaften an der ehemaligen innerdeutschen Grenze im Raum Lübeck verschwunden – fast ein Wunder, das dieser Turm bis heute überlebt hat.
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