Heiligendamm – Krieg´ s Hotel – Mecklenburgisches Heim

Über die Gebäude in der Heiligendammer Gartenstraße ist leider recht wenig bekannt. Ist schon die Namensgebung der Villa Augusta recht eigentümlich, so weiß man über den ursprünglichen Namensgeber des Gebäudes in der Gartenstraße Nr. 2 nichts, außer dem Nachnamen: Krieg. Gebaut wurde es um das Jahr 1880 am Ortseingang aus Richtung Doberan kommend. Bevor die Kleinbahn ab 1886 die Stadt Doberan mit Heiligendamm verband und an das ständig wachsende Bahnnetz anschloss, bestand der öffentliche Nahverkehr aus der regelmäßigen Postkutsche, die erst sehr viel später von einem motorisiertem Fahrzeug abgelöst wurde. Um die Jahrhundertwende verkehrte sogar eine private Omnibuslinie. Vor allem durch die wachsende Beliebtheit als Seebad schien es eine gute Idee zu sein, ein Hotel nebst Pension und Speisewirtschaft in Heiligendamm zu etablieren, die sich an das „normale Volk“ richteten. So entstand an der damaligen Hauverbindungsstraße dieses imposante Gebäude, das zunächst als Krieg´s Hotel & Pension bekannt wurde.

Heiligendamm Kriegs Hotel 02

Ab etwa Mitte der 1920er Jahre gelangte das Gebäude in den Besitz der gemeinnützigen Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime e.V. (Ferienheime für Handel und Industrie), die deutschlandweit etwa 40 Erholungsheime betrieb. Das Gebäude in Heiligendamm hieß fortan Mecklenburgisches Heim und wurde 1938 in ein KdF-Heim umgewandelt – die Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime wurde im Zuge der nationalen Gleichschaltung in den KdF eingegliedert. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vermutlich als Lazarett genutzt. Nach 1945 gingen fast alle Gebäude in Heiligendamm in den Besitz der sowjetischen Roten Armee über – Krieg´s Hotel war eines der wenigen Gebäude, die von dieser Okkupation nicht betroffen waren. In der Nachkriegswohnungsnot entstanden hier Flüchtlingsunterkünfte. Zu Zeiten der DDR wurde das Gebäude weiter zu Wohnzwecken genutzt mit einigen Umbauten im Inneren. Der Speiseraum, der sich im Erdgeschoss befand, soll sogar als Sporthalle genutzt worden sein.

Nach 1989 zogen die Mieter nach und nach aus, das so gut wie leer stehende Haus wurde Mitte der 1990er Jahre an ein Immobilien-Unternehmen verkauft. Seit dem Auszug des letzten Mieters (etwa 2015) steht das Gebäude leer.

Heiligendamm Kriegs Hotel 01

Wie man der Denkmalliste des Landkreises Rostock entnehmen kann, steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Zur Geschichte des Hauses findet man dort leider auch nichts, es wird schlicht als „Wohnhaus“ geführt. Noch wäre das Gebäude zu retten, allzu viel Zeit sollte jedoch nicht mehr ins Land gehen…

Quellen:

Internetpräsenz von Martin Dostal: Erstes minus Seebad Punkt de

Heiligendamm – Villa Augusta

Eine versteckte Schönheit in Heiligendamm. So versteckt, das man schnell daran vorbei gefahren ist; die meisten dürften auf der Suche nach einem Parkplatz, dem Großen Hotel oder den Häusern der Perlenkette dieses Schmuckstück sogar glatt  übersehen. Allenfalls den Passagieren der Kleinbahn könnte ein längerer Blick gelingen – die Bahntrasse führt genau am Haus vorbei.

Heiligendamm Villa Augusta 01

Im Sommer kann man diese prachtvolle Villa, die nach Prinzessin Augusta Marie Luise Katharina von Sachsen – Weimar – Eisenach benannt wurde, vor lauter grün kaum erkennen. Erbaut wurde die Villa etwa um 1867. Entworfen wurden das Schmuckstück von den damaligen preußischen Stararchitekten Kayser & Großheim aus Berlin. Neben dem Namen Villa Augusta kursiert auch noch der Name Villa von Witzleben. Warum das so ist, bleibt im Dunkeln der Geschichte verborgen – ob die Deutsche Kaiserin Augusta je hier war? Wer weiß… und ob die Familie von Witzleben hier ihr Domizil hatte? Unbekannt…

Das große Grundstück soll von einem prachtvollen Zaun umgeben worden sein – davon ist heute nichts mehr übrig. Wie das Gebäude über fast eineinhalb Jahrhunderte genutzt wurde, darüber gibt es nur spärliche Informationen.

Heiligendamm Villa Augusta 02

Zu Zeiten der DDR waren 1989 in den oberen Etagen Wohnungen untergebracht; im Erdgeschoß befand sich ein Kindergarten, der Anfang der 1990er Jahre geschlossen wurde. 1995 gelangte die Villa in den Besitz einer privaten Immobiliengesellschaft und steht seit dem gänzlich leer.

Villa Augusta 1910 Deutsche Fotothek

Villa Augusta; Foto: Beckmann, um 1910; © SLUB / Deutsche Fotothek / Beckmann, ? Lizenz: Freier Zugang – Rechte vorbehalten. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/80769351/df_hauptkatalog_0048974

Der auf einer historischen Aufnahme aus dem Jahre 1910 noch zu sehende Turm wurde in der DDR-Zeit auf Dachhöhe zurück gebaut.

Quellen:

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden SLUB / Deutsche Fotothek

Internetpräsenz von Martin Dostal: Erstes minus Seebad Punkt de

Heiligendamm – Fürstenhof

Das prunkvolle und leer stehende Gebäude in der Kühlungsborner Straße 20 ist vielen Heiligendamm -Besuchern vor allem durch den nebenan liegenden Parkplatz bekannt. Deutschlands erstes Seebad – gegründet im Jahre 1793 – entwickelte sich im Laufe der nächsten einhundert Jahre zum angesagten Badeort des deutschen Hochadels.

Durch den Bahnanschluss (über die noch heute fahrende Kleinbahn) war der Badeort sehr gut zu erreichen. Es mangelte bald an adäquaten Unterkünften, so dass ein prunkvolles Hotel in Bahnhofsnähe errichtet wurde – im Jahre 1887 war es soweit: das Hotel Fürstenhof wurde eröffnet.

Heiligendamm - Fürstenhof - sw

Als Hotel war es bis in die 1930er Jahre In Betrieb. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Lazarett genutzt. Nach 1945 befand sich hier zunächst ein Kinderheim und später dann eine Klinik; irgendwann (vermutlich in den 1980er Jahren) erhielt das Gebäude einen rückwärtig an der Außenwand angebauten Aufzug. Nach 1989 hatte niemand mehr Verwendung für das Gebäude. Seit dem steht es leer.

Heiligendamm - Fürstenhof - Eingang

Wie ein vorsichtiger Blick durch die verschlossene Tür zeigt, fällt innen schon die Tapete von den Wänden.

Heiligendamm - Fürstenhof Einblick

Im Jahre 1996 wurde das inzwischen unter Denkmalschutz gestellte Gebäude im Paket mit vielen anderen leer stehenden Häusern in Heiligendamm an die damalige Fundus-Gruppe verkauft. Leer steht es immer noch.

Quellen:

„Grand-Hotel-Pleite. Wie das Ostseebad Heiligendamm baden ging“; in: Wirtschaftswoche, 01.03.2012

Heiligendamm – Kinderstrand – DRK Rettungsstation

Heiligendamm - Kinderstrand 02Einst war er beliebt: der sogenannte Kinderstrand in Heiligendamm. Wildromantisch liegt er an der Steilküste. Eine langgezogene Sandbank vor der Küste sorgte für einen großen Bereich flachen Wassers – ideal geeignet für den ungetrübten Badespaß von Kindern in der Ostsee. Oben auf dem Kliff thronte die Rettungsstation des DRK; eine Treppe führte zum Strand hinunter. In der Hochsaison wurde zusätzlich ein mobiler Rettungsturm unten am Strand aufgestellt.

In den letzten Jahren ließ die Attraktivität dieses kleinen und versteckten Strandes deutlich nach.

Küstenerosion führte zusätzlich dazu, das die Treppe zum Kliff weg gespült und nicht mehr neu gebaut wurde. Die Rettungsstation war vom Strand aus nicht mehr leicht zu erreichen. So war die Bade-Saison des Jahres 2014 die letzte, in der die Station durch Rettungsschwimmer besetzt war.

Danach wurde sie sich selbst überlassen und schließlich einige Jahre später abgerissen.

 

Heiligendamm – AHS

Über dieses dunkle Kapitel des idyllischen Seebades Heiligendamm würden viele gerne den Mantel des Vergessens ausbreiten. Auch wenn so gut wie nichts mehr vor Ort daran erinnert: Heiligendamm war der geplante Standort einer Adolf – Hitler – Schule. Immerhin war Heiligendamm die erste deutsche Stadt, die AH zum Ehrenbürger ernannt hatte. Makaber: erst 2007 wurde er aus der Liste der Ehrenbürger gestrichen!

Heiligendamm - AHS Grundstein klein

Im Wald auf der Steilküste westlich von Heiligendamm wurde am 15. Januar 1938 der Grundstein für die Eliteschule des Gaus Mecklenburg gelegt. Der gemauerte Betonklotz liegt noch heute im dichten grün versteckt.

Zur Erschließung des riesigen zur Bebauung vorgesehenen Areals wurde eine riesige Fläche Wald gerodet und eine breite Zufahrtsstraße angelegt – diese Straße ist heute noch erhalten und heißt Kinderstrand.

Eine riesige Baugrube wurde vorbereitet – im Gelände kann man noch heute meterlange Erdwälle erkennen. Das Gelände ist hier auch deutlich tiefer als die Umgebung. Geplant waren hier weiterhin ein Erholungsheim, Kameradschaftshäuser und diverse Sportstätten zur Erziehung der nationalsozialistischen und führertreuen Elite.

Viel mehr als der Baugrubenaushub ist hier allerdings an Bauarbeiten nicht mehr realisiert worden. Das Gelände wurde in den 1950er Jahren wieder aufgeforstet und mit Eichen bepflanzt. Nichts erinnert heute an diesen sehr speziellen Ort, keine Gedenktafel, kein Informationstafel.

 

Heiligendamm – Seehospiz

Gebaut um 1850 als Ersatz für das 1846 abgerissene Armenkrankenhaus befindet es sich etwas abseits. Arme, darunter verstand man „damals“ Lehrer, Pfarrer, kleine Beamte.

Das Haus bekam 1901 den Namen Seehospiz. Bis 1930 wurde es als Krankenhaus genutzt; 1943 zum Wohnhaus umgebaut.

Das Gebäude steht heute leer, ist aber in Privatbesitz.

 

 

Heiligendamm – FAK

Heiligendamm – die weiße Stadt am Meer – beherbergte bis zum Juni des Jahres 2000 die Fachschule für angewandte Kunst, liebevoll FAK genannt. Sie war 1949 in Wismar als Arbeitsschule für Güte und Form gegründet worden und bezog im Juli 1953 die leer stehenden Gebäude eines ehemaligen Erholungsheimes für Kinder in Heiligendamm.

Heiligendamm - FAK 01

Die Ausbildung erfolgte in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel Grafik- und Produktdesign, Keramik, Farb- und Oberflächendesign, Innenarchitektur.

Wegen der räumlichen Enge bot die FAK Platz für ca. 150 Studierende pro Jahr, war also sehr klein, dafür sehr angesehen.

Noch Anfang der 1990er  Jahre wurde das Alexandrinen-Cottage als Studentenwohnheim genutzt!

Im September 1991 endete der Rechtsstatus als eigenständige Fachschule für angewandte Kunst. Der Fachbereich Design und Innenarchitektur wird zunächst der Fachhochschule Stralsund angegliedert, bevor er 1992 der Fachhochschule Wismar zugeordnet wird.

Heute ist ein Teil des Geländes der FAK bereits abgerissen, ein kleiner Gebäudeteil wird von der Entwicklungscompagnie Heiligendamm als Büro genutzt. Der Rest versprüht noch den eigenwilligen Charme des langsamen Verfalls, so als ob sich die Gebäude gegen das Vergessen stemmen.