Aartalbahn – Haltepunkt Breithardt

Größere Bedeutung kann der kleine Haltepunkt nie gehabt haben. Das Namen gebende Dorf befindet sich ca. 2 km entfernt; das Hohensteiner Oberdorf ebenfalls. Der Bahnübergang über die Straße zum Hohensteiner Oberdorf ist noch erhalten.

Heute ist es kaum vorstellbar, das früher – als es kaum Straßen und Autos gab – viele der in den umliegenden Dörfern Wohnenden den beschwerlichen Fußmarsch durch die Täler zum Haltepunkt auf sich nahmen, um mit der Bahn nach Wiesbaden zur Arbeit oder zu den Märkten zu fahren.

In unmittelbare Nähe zum Haltepunkt befand sich die Stützelmühle. Vermutlich hatte der Haltepunkt für diese Mühle einige Erleichterungen beim Transport gebracht.

Heute befindet sich der Haltepunkt in einem desolaten Zustand. Völlig zugewuchert ist selbst der Bahnsteig kaum noch zu erkennen; nicht einmal das Stationsschild ist erhalten geblieben…

Breithardt 5

Aartalbahn – Haltepunkt Breithardt

 

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Steinbruch Holzhausen über Aar

Unmittelbar am steilen Berghang an der Aarstraße, die heute B 54 heißt, befand sich der Schiefersteinbruch Holzhausen über Aar. Vermutlich gehörte auch noch eine Tongrube dazu. Versteckt in Wald und Gestrüpp lassen die noch vorhandenen Ruinen kaum noch erahnen, das einst eine gigantische Betonbrücke für eine Drahtseilbahn das Aartal überspannte – als kürzester Transportweg vom Steinbruch, der auf der Holzhausener Flur liegt, hinüber zum Hohensteiner Klinkerwerk.

Steinbruch Holzhausen - Antriebsreste

Antriebsreste der Drahtseilbahn

Diese Industrieruinen gehörten zur 1921 gegründeten Steinwerke-Aktiengesellschaft Holzhausen-Hohenstein. Durch Arealzukäufe besaß die Firma zum Zeitpunkt ihrer über ein zusammenhängendes Gebiet von etwa 22 ha. Bestehend aus dem Fabrikgelände in Hohenstein und den Steinbrüchen und Tongruben in Holzhausen.

1973 wurde der Betrieb endgültig eingestellt, die Betonbrücke über Straße, Fluss und Gleise gesprengt, die Gebäude ausgeweidet.

Aartalbahn – Bahnhof Hohenstein (Nassau)

Der wohl malerischste Bahnhof der Aartalbahn. Gelegen im engen Tal der Aar, fast unmittelbar nach (bzw. vor – je nach Blickrichtung) einem Tunnel, bewacht von der größten Burgruine des Aartals.

Aartalbahn - Hohenstein 02

Blick vom Bahnhof Hohenstein in Richtung Ausfahrtweiche Bad Schwalbach – im Hintergrund thront die Burgruine; im Vordergrund eine alte Bahnhofslampe

Bautechnisch liegt Hohenstein am sogenannten Mittelstück der Aartalbahn, das wegen seines schwierigen Geländes als letztes Teilstück erst am 01.05.1894 in Betrieb ging und somit die Lücke zwischen Zollhaus und Langenschwalbach schloss. Die nördliche Teilstrecke von Diez nach Zollhaus bestand immerhin schon seit dem 01.06.1870, das südliche Teilstück – die Bäderbahn von Wiesbaden nach Langenschwalbach – seit 15.11.1889.

Der Bau des Mittelstückes erfolgte in drei Losen:

Los 1: Zollhaus (Nassau) – Sandersmühle (einschließlich Michelbacher Tunnel)

Los 2: Sandersmühle – Hohenstein (einschließlich Laufenseldener Tunnelbauwerk)

Los 3: Hohenstein – Langenschwalbach (einschließlich der Tunnelbauwerke Hohenstein und Adolphseck)

Die ersten Materialzüge rollten im Februar 1894 aus Richtung Diez und im März 1894 aus Richtung Langenschwalbach im Bahnhof Hohenstein ein. Pünktlich zur Eröffnung der Strecke war auch das Bahnhofsgebäude fertig geworden.

1926 wurde in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes ein Klinkerwerk eröffnet, das mit einem Anschlussgleis zum Bahnhof Hohenstein versehen wurde.

1959 wurden die letzten Fahrkarten im Bahnhof Hohenstein verkauft; der offene Wartesaal wurde in den 1960er Jahren abgerissen.

Nach der Stilllegung des Klinkerwerkes in Hohenstein im Jahre 1973 wurde das Industrieanschlussgleis kurz darauf auch zurückgebaut. Der Bahnhof hatte dann fast nur noch touristische Bedeutung, da die Burgruine ein wichtiges touristisches Ziel darstellt.

Im Jahre 1985 kam es zu einem Zugunglück, bei dem ein Güterzug mit einem Personenzug zusammenstieß – der Bahnhof hatte ja kein Bahnpersonal mehr und die Gleise um den Bahnhof keine Signale, so das der operative Zugverkehr von den Zugbegleitern abgewickelt werden musste. Das endete 1985 für die zwei Zugbegleiter des Personenzuges tödlich.

Der regelmäßige Personenverkehr in Hohenstein endete am 28.09.1986 mit der endgültigen Betriebseinstellung auf der Strecke von Diez nach Bad Schwalbach; der Personenverkehr auf dem Teilstück von Bad Schwalbach nach Wiesbaden wurde schon am 24.09.1983 eingestellt.

Der Güterverkehr von Hohenstein nach Kettenbach (in Richtung Diez) wurde im Jahre 1992 eingestellt; der Güterverkehr von Hohenstein in Richtung Bad Schwalbach endete schon 2 Jahre früher.

Aartalbahn - Hohenstein End of Track

Streckenende kurz hinter der Ausfahrtsweiche im Bahnhof Hohenstein Richtung Diez – etwas weiter hinter fehlt dann tatsächlich eine Brücke…

Zwar erfolgten noch einige Fahrten der Nassauischen Touristikbahn, die versuchte, die Strecke als Museumsbahn von Wiesbaden-Dotzheim zumindest bis Hohenstein am Leben zu erhalten, doch dies war nicht von Dauer.

Der leer stehende Bahnhof erfuhr 2006 eine umfangreiche Sanierung und beherbergt seit 2008 eine Eventlokation.

Aartalbahn - Bahnhof Hohenstein 02

<<– Breithardt

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Hohenstein (Nassau) – Klinkerwerk

Die wirtschaftliche Entwicklung im Aartal erfuhr zweifellos durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz einen Aufschwung. Ein schönes Beispiel findet man in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes der ehemaligen Aartalbahn in Hohenstein (Nassau).

Ein Schornstein lugt über die Bäume. Und die Überreste eines zunächst unheimlich wirkenden monumentaleren Bauwerkes. Das ist im Wesentlichen alles, was vom Klinkerwerk in Hohenstein (Nassau) heute noch zu sehen ist. Selbst das Werks-Anschlussgleis, das zum Bahnhof führte, wurde zurückgebaut. Die Schüttgut-Verladestelle ist noch zu erahnen.

Hohenstein Klinkerwerk - Bahnverladestelle

Die ehemalige Schüttgut-Bahnverladestelle – das Anschlussgleis wurde inzwischen zurückgebaut

Gleich daneben erheben sich monumental und von Bäumen bewachsen die stehen gebliebenen Überreste einer Betonbrücke, die das Klinkerwerk mit dem Steinbruch und der Tongrube auf der anderen Seite des Tals verband. Selbst wenn das Tal hier sehr eng ist, mussten der Fluss und die Straße überspannt werden.

Diese Industrieruinen gehörten zur 1921 gegründeten Steinwerke-Aktiengesellschaft Holzhausen-Hohenstein. Durch Arealzukäufe besaß die Firma zum Zeitpunkt ihrer Insolvenz im Jahre 1931 über ein zusammenhängendes Gebiet von etwa 22 ha. Bestehend aus dem Fabrikgelände und Steinbrüchen und Tongruben.

Das Klinkerwerk in unmittelbarer Bahnhofsnähe wurde 1921 / 1922 erbaut. Hauptprodukt war zunächst Schotter. Der dafür notwendige Schiefer wurde im firmeneigenen Steinbruch auf der anderen Straßenseite (in der Gemeinde Holzhausen über Aar) gewonnen. Vermutlich erfolgte der Transport des Schiefers vom gegenüberliegenden Berg zunächst durch eine Art Seilbahn. Wann genau die Betonbrücke errichtet wurde, ließ sich nicht mehr ermitteln. Die  imposante Betonbrücke wurde nach der endgültigen Stilllegung des Betriebs 1973 fast vollständig gesprengt. Wer nach der Insolvenz der Steinwerke-Aktiengesellschaft Holzhausen-Hohenstein den Betrieb bis zu seiner endgültigen Stilllegung weiterführte, ließ sich ebenfalls nicht mehr ermitteln.

Neben der Schotterproduktion wurden hier ab ca. 1926 auch Ziegel (Klinker) in einem Ringofen gebrannt.

In einer Werbeanzeige aus dem Jahr 1928 heißt es:

Steinwerke Aktien-Gesellschaft Holzhausen-Hohenstein in Hohenstein (Nassau) liefern SÄUREFESTE KLINKER mit höchster Druckfestigkeit in allen gangbaren Formaten, für Tunnel- und Brückenbauten, KLINKER rotbraun bis zu den dunkelsten Farbschattierungen – 
Neubauten mit Hohensteiner Klinkern: Großmarkthalle in Frankfurt a. Main. Architekt: Stadtbaudirektor Professor Elsässer, Frankfurt a. M., Stempelkopftunnel der deutschen Reichsbahn, R.B.D. Ludwigshafen, in Enkenbach (Pfalz), Wasserwerk Hof Schönau der Stadt Mainz in Rüsselsheim a. Main, Städt. Hochbauamt Mainz

Auch der Ton für die Klinker kam aus einer firmeneigenen Tongrube auf der anderen Straßenseite. Gebrannt wurde in einem Ringofen, der nach Betriebseinstellung unter Denkmalschutz gestellt wurde. Viele Jahre stand der Ringofen unbeachtet hinter Gestrüpp verborgen unbeachtet in der Landschaft herum und wurde Anfang September 2022 abgerissen. Wieder ein Baudenkmal der Industriegeschichte weniger. Der Schornstein, der neben dem Ringofen steht, ist zumindest noch deutlich zu sehen. Heute wird ein Teil des Geländes noch als Abstellplatz für einen Bauhof genutzt.

Hohenstein Klinkerwerk - Schornstein Ofen

Quellen:

„Zeitschrift für Bauwesen“, Ausgabe 78, 1928 (Werbeanzeige)