Beim Gang durch das große Gelände der ehemaligen Flug-Abwehrraketenstellung kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, das hier alles vergraben und vergessen werden sollte. Schon erstaunlich, das ein Teil der Wohnblöcke, die einst von Offizieren und ihren Familien genutzt wurden, noch steht. Nicht nur der etwa zehn Meter hohe Raketenlagerbunker wurde mit Erde und Grünabfall zugeschoben. Fast alle Fahrzeugdeckungen wurden mit Erde angefüllt, viele Kleinbunker ebenso. So verwundert es nicht, das der sonst so markante Bau der sogenannten Mittelpunktsdeckung heute kaum noch zu erkennen ist. Mitten im Wald, mehr als einen Kilometer vom Wohn- und Kasernenbereich entfernt, erkennt man auf den ersten Blick nur ein kleines Stückchen einer Betonmauer, die aus einem riesigen Erdhaufen schaut. Nach 30 Jahren des Leerstandes ist hier nicht nur Gras „über die Sache gewachsen“, sondern ein ganzer Wald.
Von dem langgestreckten Garagen-Vorbau mit den vielen Fahrzeugboxen ist von außen nichts mehr zu erkennen. Kaum vorstellbar, das sich hinter diesen Erdmassen die räumlich recht großzügige Führungsstelle verbirgt. Das Schutzbauwerk wurde ebenerdig aus Stahlbeton errichtet und anschließend teilweise mit Erde überdeckt. Keine Spur mehr vom einstigen Haupteingang, der als Stabszugang genutzt wurde – für die Besatzungen der Fahrzeuge erfolgte der Zugang in das Bauwerk durch die Garagenboxen.
Steht man im ehemaligen Hauptzugang, überrascht die Größe. Ein etwa drei Meter breiter und ebenso hoher Gang führt etwa 20 Meter an der Giebelseite entlang. Auf der rechten Seite befinden sich separate Zugänge zu zwei Schlafbunkern – dies waren einfache Röhrenbunker vom Typ FB-3. Möglicherweise plante man hier ursrpünglich eine ebenso große Raumhöhe in Stahlbeton-Bauweise und entschied sich in der Bauphase, hier doch nur kleine Röhrenbunker zu integrieren. Die Mauerdurchbrüche geben einen guten Eindruck von der Dicke der Wände. Obwohl durch Erde, Staub und Schutt kaum noch zu erkennen: der Fußboden ist gefliest. Gut zu erkennen ist auch die massive Deckenplatte.
Ein Blick in die Zugänge zu den Schlafbunkern zeigt, das diese Anbauten in dieser Art und Weise ursprünglich vermutlich anders geplant waren – die Deckenhöhe halbiert sich hier.
Die Zugangstüren zu den beiden Schlafbunkern fehlen, ebenso wie die gesamte ehemalige Inneneinrichtung. An Ketten bzw. Stahlseilen hingen hier Stockbetten von den Wänden. Viel Platz war in den Schlafbunkern nicht.
Zurück aus den Schlafbunkern und weiter dem nach rechts abknickenden Hauptgang folgend führt der Weg in eine Art größeren Vorraum.
Die Stahltür des Bunkereinganges ist inzwischen verschwunden und gibt einen Blick in den Hauptgang frei. An der Decke hängt noch ein Teil der Belüftungsanlage. Diese Belüftungsschächte zogen sich durch den ganzen Bunker und führten in jeden Raum. Durch Ventilatoren wurde hier Frischluft zugeführt und sorgte für eine gewisse Luftzirkulation.
In einigen Räumen erkennt man durch Wanddurchbrüche unter der Decke die Stellen, an denen die Lüftungsschächte verliefen.
Das ausgerechnet im am leichtesten zugänglichen Teil des Bauwerkes dieses blecherne Artefakt den Metalldiebstahl überlebte, ist schon verwunderlich.
Im vorderen Teil des Schutzbauwerkes befanden sich die Technikräume – insbesondere Ventilation und Luftfilter, sowie die elektrische Anlage und der Batterieraum. Davon ist nicht mehr viel zu sehen. Nur die Fundamente, auf denen die Technik montiert war und einige wenige Kabelreste lassen auf die einstige Funktion der Räume schließen.
Gut zu erkennen ist der ehemalige Sanitärbereich, auch wenn hier ebenfalls nicht mehr viel erhalten ist von Waschbecken und Toilettenschüsseln… der inzwischen leider übliche Vandalismus machte auch hier nicht Halt. Bemerkenswert ist die Sauberkeit der gefliesten Wände nach all den Jahren….
Am Ende des Ganges und am anderen Ende des Schutzbauwerkes befinden sich Küche und Speiseraum. Gegessen wurde hier in Schichten – es war einfach nicht genug Platz und die gesamte Kampf- und Kommunikationstechnik war keinen einzigen Moment unbemannt. Die Diensthabenden wechselten sich ab – einer musste immer anwesend sein. Die örtliche Jugend scheint hier doch die eine oder andere Party gefeiert zu haben…
Im Nachrichtenraum kommt die Kabeleinführung recht unauffällig und sparsam daher. Die Kabel sind natürlich alle gekappt und die meisten davon verschwunden.
Zu erkennen ist noch, das sich hier ein nicht sehr hoch geständerter Fußboden befunden haben muss. Die Kabel wurden dann zunächst unter dem Fußboden verlegt – so weit es eben ging. Stellenweise kann man noch die typischen grauen Kabelkanäle erkennen, die an den Wänden befestigt waren – das Bohren in den überaus harten Stahlbeton war sicher kein Vergnügen.
Ungewöhnlich ist auf jeden Fall die Farbgebung des Raumes. Ein kleines Rätsel verbirgt sich recht unscheinbar in einer Ecke – eine Klappe mit unbekannter Funktion, etwa 30 Zentimeter über dem Bodenniveau.
Wäre diese kleine Luke auf „normaler“ Höhe angebracht, würde ich sofort auf eine sogenannte VS-Luke schließen. Also eine Art Durchreiche für geheime Dokumente, Verschlußsachen, VS genannt. Aber hier bleiben nur Fragezeichen.
Zumindest ist die Dicke der Wände wieder gut zu erkennen; und das individuelle Zwischenwände und Einbauten aus einfach gemauerten Wänden bestanden.
Beim Streifzug durch die leeren Räume des Bunkers bringt der Schein der Taschenlampe nur kleinere Relikte zum Vorschein. Ein auf die Tapete geklebtes Wandbild zeigt einen kleinen Hauch von Individualität in dieser uniformen und genormten Welt.
Reste einer Telefonverteilung hängen in einem ansonsten völlig leerem Raum einsam an der Wand.
In einem anderen Raum erkennt man gerade noch eine massive Halterung für Geräte und die Überreste einer Steckdose oder eines Lichtschalters.
Der Blick an die Decken zeigt hin und wieder Reste der so typischen Halterung für die damals gebräuchlichen Leuchtstoffröhren.
Erstaunlicherweise haben im gesamten Bauwerk doch noch zwei (!) Holztüren die Zeiten überdauert. Die Klinken fehlen zwar, aber die Türen hängen noch in ihren Angeln.
Eine kleine Besonderheit in der Innenausstattung dieses Bauwerkes befindet sich ganz unscheinbar in einer kleinen Nische: der Waffenschrank zur sicheren Unterbringung der Dienstpistolen der Offiziere. Er besteht aus massivem doppelwandigem Stahl. Irgend jemand hat versucht, den Schrank von hinten aufzubohren. Mit nur sehr mäßigem Erfolg. Ein derartiges Detail ist mir bisher noch in keinem Bauwerk begegnet.
Im Inneren des Bunkers gibt es an verschiedenen Stelle Zugänge vom bzw. in den Garagenbereich. Der zentrale Zugang ist etwa mittig zu finden und schien von einem größeren Podest flankiert worden zu sein.
Was sich hier befunden haben mag, können wohl nur Zeitzeugen beantworten.
Einige der Mannschaftszugänge in die Garage sind zugemauert.
An einer Stelle geht es doch in den Garagen-Anbau. Der Blick von der Garage durch die noch erhaltene Zugangstür fällt auf die massiven Betonträger und die dicken Bunkerwände.
Im Inneren des Garagenanbaus schließt sich der Kreis zum Eingangsstatement dieses Beitrages… Unmengen an Erdmassen, mit denen von außen die Zugänge an- und zugeschüttet wurden. Die Deckenhöhe beträgt hier mindestens drei Meter…
Die Garagenboxen sind jedoch so groß, das sie nicht einmal zur Hälfte zugeschüttet sind. Man kann in Inneren bequem von Box zu Box laufen. Der Schein der Taschenlampe fällt auf eine weitere Merkwürdigkeit… eine Art Keller unter dem Bunker, mit Zugängen von den Garagenboxen aus. Auch wenn etwas Sand dort liegt… die Deckenhöhe ist sehr niedrig, höchstens 1,50 Meter.
Und… die Kellerräume sind völlig leer; die Wände völlig nackt – kaum ein Bohrloch, kein Kabelrest… nichts. Nur einige merkwürdige quaderförmige Betonblöcke.
Wozu auch immer dieses spezielle, halbhohe Untergeschoß gedient haben mag, bleibt zunächst ein Geheimnis.
Alles in allem ein Bauwerk mit einigen Überraschungen. Der erwartete typische Garagenbunker war es jedenfalls nicht. Schade, das dieser besondere Bunker dem Vergessen zum Opfer fallen soll….