NVA – FRA 232 Eichhof

Mitten im Niemandsland östlich von Neubrandenburg versteckt sich mitten im Wald die Raketenstellung der FRA 232. Wer „Eichhof“ in sein Navigationsgerät eingibt, der kommt mit Sicherheit nicht hier an…

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Wie sich aus der taktischen Bezeichnung ergibt, war es eine Flugabwehr-Raketen-Abteilung, die zum Flugabwehr-Raketen-Regiment 23 (FRR-23) gehörte. Gebaut wurde die Raketenstellung im Mai und Juni 1961 durch das Pionierbaubataillon 24. Damals lautete die taktische Bezeichnung für die Raketenabteilung noch FRA 172. Nach einer Neustrukturierung Anfang der 1980er Jahre (bei dem „das alte“ FRR-17 und das Flak-Regiment 5 aufgelöst wurden und „das neue“ FRR-23 aufgestellt wurde) erfolgte natürlich eine neue Vergabe der taktischen Bezeichnung. Gedacht waren die FRAs 23x (231 in Altwarp, 232 in Eichhof, 233 in Kreuzbruchhof und 234 in Weggun) nunmehr als 2. Staffel zur Luftraumüberwachung und Abwehr von eindringenden Flugzeugen aus Richtung Nord-West. Durch Personalmangel und Geldknappheit waren die Raketenstellungen des FRR-23 seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr ständig besetzt und auch nicht mehr Bestandteil des Diensthabenden Systems der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung der DDR. Erst im Mobilmachungsfall sollten diese Stellungen voll besetzt werden.

Ausgerüstet war die Stellung mit „S-75 Wolchow“-Raketen. Von der ehemaligen Feuerstellung ist heute nichts mehr zu sehen. Sie befand sich – wie üblich – etwa einen Kilometer vom Unterkunftsbereich entfernt mitten im Wald. Nach dem Ender der DDR und der Auflösung der NVA übernahm die Bundeswehr zunächst diesen Standort, um ihn noch im selben Jahr aufzulösen. Der Standort wurde endgültig aufgegeben, in der Feuerstellung wurde alles zurück gebaut.

Drei Offizierswohnblöcke bilden heute eine idyllische, jedoch kaum bewohnte, Waldsiedlung. Von hier ist es nur ein Katzensprung bis zum A-Objekt. Die Straße aus Betonplatten ist noch völlig intakt. Der Zaun um das A-Objekt ebenfalls.

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Das Gelände ist Privatbesitz, umzäunt und wird regelmäßig kontrolliert! Diesen Umständen ist es zu verdanken, das sowohl das A-Objekt als auch das C-Objekt sich noch in einem recht passablen Zustand befinden.

Linker Hand hinter dem Zufahrtstor befand sich der KDL (Kontrolldurchlass).

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In dem Haus befanden sich nicht nur die Diensträume für die diensthabende Wache, sondern auch das Besucherzimmer. Nach der Aufgabe der militärischen Nutzung wurde versucht, hier eine Wohnung einzurichten – die Überreste sind noch vorhanden.

An das Wachgebäude schloss sich linker Hand der Speisesaal und der Küchenbereich an

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Wie üblich, gab es getrennte Speisesäle für die Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere.

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Der Blick in das Innere ist allerdings wenig erfreulich – natürlich alles ausgeschlachtet.

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Rechts vom Eingangsbereich – gegenüber vom KDL-Gebäude – steht eine kleine Baracke. Darin befand sich ein kleiner Kinosaal und die MHO (Militärische Handelsorganisation – ein kleiner Laden, in dem der Soldat Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs kaufen konnte, ohne das Gelände verlassen zu müssen).

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Schräg rechts hinter dem KDL, gegenüber der Speisesäle, befinden sich die Kasernengebäude, das Stabsgebäude und der Appellplatz.

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Markant ist der auch heute noch gut erhaltene Stahlgitterturm für Richtfunk- und Funkantennen. Er steht in unmittelbarer Nähe zum Stabsgebäude.

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Wessen Bereich hier vor bzw. hinter der inneren Flügeltür war, wissen vermutlich nur diejenigen, die hier gedient haben.

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Der OvD (Offizier vom Dienst) hatte seinen Platz in der Mitte des Gebäudes, der vermutlich den Haupteingang darstellte.

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Hinter der Eingangstür, linker Hand, befand sich der typische „Tresen“.

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Der Eingangsbereich bietet dann den Blick auf den gefliesten Flur und das mittig im Gebäude liegende Treppenhaus.

Der Gang durch die Flure offenbart den Verfall. Nur wenige Hinterlassenschaften erinnern an mögliche Funktionen während der aktiven Nutzung. Der Nachrichtenbereich im hinteren Teil des Gebäudes befand sich hinter der Gittertür und in unmittelbarer Nähe zum Funkturm. Auch den Bereich der Sanitärräume kann man noch erkennen.

Gegenüber vom Stabsgebäude und parallel zu diesem befinden sich die Unterkunftsgebäude für die Soldaten und Unteroffiziere.

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Auch hier befand ich linkerhand vom Eingang der Bereich des UvD (Unteroffizier vom Dienst).

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Der Zustand im Inneren der Gebäude ist natürlich desaströs – mehr als 30 Jahre Leerstand haben ihre Spuren hinterlassen.

Im ehemaligen Klubraum (vermutlich der Ausbildungskompanie) befindet sich ein unscheinbares Highlight: eine Wandtafel mt dem Fahneneid!

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Gegenüber der Giebelseiten der Kasernen- und Stabsgebäude beginnt die Technische Zone. Etwas gedrungen wirkt der Schornstein vom Heizhaus.

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Rechts neben dem Heizhaus beginnt der Fuhrpark-Bereich: Garagen, Stell- und Reparaturplätze unter einem Schleppdach mit einer tollen Bachdalken-Konstruktion und Außen-Stellplätze für Fahrzeuginspektionen. Rauchen im Bereich des Fuhrparks ist natürlich verboten…

An Fahrzeugreparaturen hat man sich vermutlich auch nach der Aufgabe der militärischen Nutzung versucht – die Fahrzeugwracks verdeutlichen die Größe der Stellplätze.

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Absolut beeindruckend ist die Balkenkonstruktion für das Wellblech- (Asbest-?) Dach.

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Unglaublich, das diese Konstruktion die Zeiten überdauert hat!

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Ein Original aus dem Jahr 1986! Eine Arbeitstafel aus dem Werkstattbereich.

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Dagegen wirken die anderen Beschilderungen schon fast neuzeitlich.

Einige Freiflächen- Inspektionsplätze sind noch erhalten.

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Ein kleiner Eindruck von der Weitläufigkeit des Geländes – in der Bildmitte, am Ende der Beton – Straße, befindet sich der Eingangsbereich zum Objekt…

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Der Blick in die Gegenrichtung zeigt noch einige Rampen-Reste…

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… einige Garagen, daneben die Wasser- / Abwasser – Zisternen…

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… und den Eingangsbereich zum C-Objekt.

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Das Tor zu C-Objekt steht heute offen – im Hintergrund ist noch die Mauer zu erkennen, die das Areal umschließt.

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Das kleine Sanitär- und DHS-Gebäude für den Technischen Zug steht auch noch. Links in der Baumgruppe ist der „Bunkerhügel“ zu erkennen – hier waren die Schlafbunker vom Typ FB-3 für den Technischen Zug – die Bunker sind heute verschüttet.

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Ein kurzer Blick durch die offen stehende Tür des DHS-Gebäudes.

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Die Betonstraße führt weiter in Richtung Fahrzeugbunker für die TLF (Transport- und Ladefahrzeuge). Sogar die Türen sind noch vollständig erhalten.

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Das Innere der Fahrzeugdeckung ist unspektakulär – jedoch hängen noch die DDR-typischen Reste der Leuchtstoffröhren an den Wänden!

Nach dem Durchschreiten der Fahrzeugdeckung erblickt man auch schon den Raketenlagerbunker. Wie üblich: Typ MB-1 und bewaldet.

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Im Gegensatz zu vielen anderen Raketenlagerbunkern ist dieser hier noch nahezu vollständig erhalten. Nach dem erstaunlich leichtem Öffnen der großen Stahltür….

… fällt der Blick zunächst auf die dahinter liegende Gittertür.

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Dann das Innere – noch fast vollständig erhalten, einschließlich Laufkatze an der Decke, Leiter, Wandbeschriftungen. Der Bunker wird heute teilweise als Lager genutzt, was der Sache keinen Abbruch tut, da der Bunker dennoch sehr aufgeräumt wirkt.

Auch die außen am Bunker befindliche Schalttafel nebst Steckdose wirkt noch intakt.

Auf dem Weg vom Raketenlagerbunker in Richtung Betankungsplatz findet sich noch der kleine Munitionslagerbunker bzw. Bunker zur Aufbewahrung der Handfeuerwaffen.

„Hier hinten“ wurde schon einiges abgerissen, es können aber nur einige Lagergebäude gewesen sein… Vom Feuerlösch- Gerätehaus steht zumindest noch die Gebäudehülle.

Der Betankungsbereich für den Oxydator nebst Pumpenhaus kommt in Sicht.

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Selbst die Laternen stehen noch, auch wenn der Wald sie fast verschluckt hat.

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Auf dem Weg zur Betankungsanlage für den Raketentreibstoff finden sich die Reste eines zurück gebauten Kleinbunkers vom Typ FB-3.

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Der Zufahrtsbereich zum Betankungsplatz für den Raketentreibstoff ist noch sehr gut erhalten. Die Warntafel steht auch noch, selbst wenn da nichts mehr zu Lesen ist.

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Der Betankungsplatz sieht aus, als wäre er erst kürzlich verlassen worden. Selbst die Beschriftungen sind noch gut zu erkennen.

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Die Hauptschalttafel für den Raketentreibstoff ist zwar ramponiert, aber noch zu erkennen. „Samin“ war die Tarnbezeichnung für den Raketentreibstoff. Dessen genaue Bezeichnung sowie die chemische Zusammensetzung waren streng geheim.

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Die Ringstraße führt wieder zurück zum A- Objekt. Die ehemalige Ausfahrt in Richtung der Feuerstellung ist heute im Wald nicht mehr zu erkennen.

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Wichtiger Hinweis!

Der gesamte hier gezeigte Bereich des A-Objektes und des C-Objektes sind in privatem Besitz. Das Gelände ist umzäunt – unbefugtes Betreten ist nicht erlaubt. Ich bitte, dies zu beachten!

Herzlichen Dank an dieser Stelle für die Möglichkeit der Besichtigung im Rahmen einer kleinen Führung durch das Gelände, sowie für die Möglichkeit, diesen Ort in Bildern zu dokumentieren!