NVA – Rückwärtige Führungsstelle Wahrstorf

Am westlichen Ufer der Warnow südlich von Rostock liegt ein recht unscheinbares Gelände. Es beherbergte das Komplexlager der Volksmarine. Die abseitige Lage in dem kleinen Dörfchen Wahrstorf dürfte das Komplexlager vor erhebliche logistische Probleme gestellt haben. Die Straßenanbindung war schlecht und ein kleines Hafenbecken war nicht fertig gestellt worden und hätte vermutlich auch nicht sinnvoll genutzt werden können. War die alles nur Tarnung?

Möglich. Denn auf dem stark gesicherten Gelände befand sich seit 1975 die Rückwärtige Führungsstelle der Volksmarine. Sie diente als Gefechtsstand für den Rückwärtigen Dienst der Volksmarine. Das Kommando der Volksmarine hatte seinen Sitz in Rostock (im heute nicht mehr vorhandenen Gelände beidseitig der Pressentinstraße) und der Hauptgefechtsstand der Volksmarine befand sich seit Ende 1974 im nicht weit entfernten Drüsewitz. Die relativ kurzen Entfernungen waren mit dem Hubschrauber in nur wenigen Flugminuten überbrückbar.

Das Gelände in Wahrstorf verfügte über einen kleinen Hubschrauberlandeplatz auf der recht großen freien Fläche zwischen der Bebauung und dem Warnowufer. Heute ist davon nicht mehr viel zu erkennen.

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Wie gut das Areal gesichert war, sieht man noch heute: hohe Mauern, Stacheldraht,

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Doppelzaunanlage, Hochspannungssicherungsanlage; Peitschenlampen, die das Außengelände beleuchteten – niemand konnte sich ungesehen nähern.

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Reste eines Antennenmastes ragen aus einem kleinen Erdhügel. Mobile Funktechnik der Richtfunkstation 18 (RS-18) zur Sicherstellung der Kommunikation rostet irgendwo im Gelände vor sich hin.

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Gut getarnt ist der Eingang zur Rückwärtigen Führungsstelle. Vermutlich handelt es sich um eine teilverbunkerte Anlage – tief in die Erde konnte man hier nicht.

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Das gesamte Gelände ist Privatbesitz und der Teil des Komplexlagers in desolatem Zustand – ein Betreten ist daher nicht möglich.

NVA – Komplexlager Wahrstorf

Unscheinbar und versteckt am Ufer des Flüsschens Warnow liegt das ehemalige Komplexlager der Volksmarine. Wahrstorf ist nur ein kleines Dorf südlich von Rostock. Der Marineweg erinnert noch heute an die ehemalige militärische Nutzung, obwohl vermutlich nur die wenigstens wissen, welche Geschichte sich hinter den Ruinen am Warnowufer verbirgt.

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Zäune, Mauern und Stacheldraht hinter Bäumen und Büschen bieten sich dem näher kommenden Betrachter.

Relikte einer Hochspannungssicherungsanlage sind noch erhalten.

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Was die Erbauer bewogen hat, ausgerechnet in den feuchten Niederungen der Warnow diesen Gebäudekomplex anzulegen, kann man nur vermuten.

Maschendrahtzaun, Stacheldraht, Doppelzaunanlage, Hochspannungssicherungsanlage; Peitschenlampen, die das Außengelände beleuchteten – niemand konnte sich ungesehen nähern. Dazu ein Hubschrauberlandeplatz, der inzwischen fast völlig zugewuchert ist; eine völlig abseitige Lage des Areals – hier verbarg sich noch mehr als nur ein paar Lagergebäude: das Gelände beherbergte noch die Rückwärtige Führungsstelle des Kommandos der Volksmarine. Die Tarnung kann man als gelungen bezeichnen.

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Hoher Wasserstand, schlechter Baugrund und allgegenwärtige Feuchtigkeit scheinen auch die Erbauer vor Herausforderungen gestellt zu haben. Heute noch gut zu erkennen ist eine deutlich über der Feuchtwiese liegende Zufahrtsrampe in ein Lagerhaus. Die hoch gezogenen Fundamente des Lagerhauses liegen etwa einen Meter über dem Geländeniveau.

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Die Anbindung per Straße ist schlecht (und war zu DDR-Zeiten vermutlich noch schlechter); ein kleines Hafenbecken – etwa 100 m x 60 m groß – befindet sich etwa 400 m Luftlinie entfernt in nordöstlicher Richtung am westlichen Warnowufer.

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Es wurde nicht fertig gestellt und es fehlt auch jede Straßenverbindung zu den Lagergebäuden. Nur ein kleiner Pfad – abgesperrt von einem kleinen Türchen im Maschendrahtzaun – führte dort hin.

Hatte man vor gehabt, das Lager mittels Binnenschiffen zu versorgen bzw. die gelagerten Ausrüstungsgegenstände per Binnenschiff zu verteilen? Theoretisch wäre die Oberwarnow bis Bützow schiffbar bzw. von dort weiter über das Flüßchen Nebel nach Güstrow. Praktisch fand jedoch kein nennenswerter Frachtverkehr auf der Oberwarnow statt (ein bis zwei Schiffe pro Monat). Die geringe Tiefe erlaubte bis Bützow nur Schiffe bis maximal 400 Tonnen, von dort nach Güstrow sogar nur 250 Tonnen. Spätestens seit 1980 war es mit einem Schiffsverkehr in Richtung Rostock und Rostocker Überseehafen vorbei – der Bereich der Rostocker Oberwarnow ist Trinkwasser-Einzugsgebiet und somit jeder motorisierte Schiffsverkehr verboten.

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Seit 1990 steht ein großer Teil des Geländes leer und verfällt in aller Stille. Nur der ehemalige Unterkunfts- und Stabsbereich wird als privates Wohn- und Geschäftshaus nach genutzt und ist (vermutlich wegen der abseitigen Lage) durch eine neue Zaunanlage an alter Stelle und durch freilaufende Hunde geschützt.