NVA – FRA 314 Großröhrsdorf

Im Masseneiwald bei Großröhrsdorf versteckt sich mitten im Wald die Flugabwehr-Raketen-Abteilung 314. Baubeginn für diese 360 Hektar umfassende Stellung für Flugabwehrraketen war 1960. Seit etwa 1963 befand sich diese Raketenstellung im Diensthabenden System der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung der DDR. Als Raketentechnik wurde in den 1960er Jahren das System „Dwina“ genutzt. Nach umfangreichen technischen Modernisierungen in den 1970er Jahren wurde 1976 das neue Raketensystem „Wolchow“ eingeführt.

Wie sich aus der taktischen Bezeichnung ergibt, war es eine Flugabwehr-Raketen-Abteilung, die zum Flugabwehr-Raketen-Regiment 31 (FRR-31) gehörte. In den 1960er Jahren lautete die taktische Bezeichnung noch FRA 144. Ab 01.12.1971 (nach Umorganisationen innerhalb der NVA) lautete die Bezeichnung FRA 114. Nach einer Neustrukturierung Anfang der 1980er Jahre (bei dem aus „dem alten“ FRR-11 „das neue“ FRR-31 aufgestellt wurde) erfolgte natürlich eine neue Vergabe der taktischen Bezeichnung. Gedacht waren die FRAs 31x (311 in Groß Döbbern, 312 in Großräschen, 313 in Kroppen und 314 in Großröhrsdorf) nunmehr als 2. Staffel zur Luftraumüberwachung und Abwehr von eindringenden Flugzeugen aus Richtung West – Raum Thüringische Tiefebene – in der zweiten Staffel für den Raum Lausitz / Dresden. Durch Personalmangel und Geldknappheit gingen die Raketenstellungen des FRR-31 im Jahr 1984 aus dem Diensthabenden System der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung der DDR und waren nicht mehr ständig besetzt. Die einzelnen FRA sollten nunmehr nur noch im Mobilmachungsfall voll besetzt werden. Für den regulären Betrieb einer FRA waren etwa 150 gut ausgebildete Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere erforderlich.

Die Technische Zone rund um den Raketenlagerbunker (sogenanntes C-Objekt) ist vergleichsweise gut erhalten und in der Grundstruktur noch sehr gut erkennbar. Die Zufahrt vom Wohnbereich (A-Objekt) in Richtung Raketenlagerbunker strotz noch so vor Details. Im Hintergrund ist der Schornstein des Heizhauses zu erkennen.FRA 314 Großröhrsdorf 05

Der Raketenlagerbunker ist noch erhalten, auch wenn er – wie üblich – völlig leer ist.FRA 314 Großröhrsdorf 06

Überraschenderweise ist auch der Bereich der ehemaligen Tankstelle noch gut zu erkennen.FRA 314 Großröhrsdorf 03

In den quadratischen Löcher auf der vorderen Betonplatte waren die Stützpfosten für eine kleine Dachkonstruktion aus Blech. Die Dachkonstruktion selbst ist natürlich längst verschwunden.

Im Wald, in unmittelbarer Nähe zur Tankstelle, befindet sich noch ein FB-3 – Lagerbunker für brennbare Flüssigkeiten und Gefahrstoffe – zu erkennen an der markanten Form des Einganges (Druckwellenschutz im Falle von Explosionen). Die Lüftungshutze des Bunkers ist noch nicht der typische „Dinohals“, sondern ein älteres Modell russischer Bauart – typisch für die Bauzeit in den 1960er Jahren.FRA 314 Großröhrsdorf 01

Leider sind die Unterkunftsbunker vom Typ FB-3 für die Besatzung des Technischen Zuges nicht mehr erhalten bzw. zugeschüttet.

Reste der ehemaligen Fahrzeugunterstände finden sich ebenso, wie kleine Unterstände, die als Lagerbereiche genutzt wurden.

Am 03.10.1990 übernahm die Bundeswehr den Standort, der bis zum 31.12.1990 vollständig aufgelöst wurde.

Das Gelände wurde zunächst sich selbst überlassen. Durch ABM-Kräfte erfolgte ein kompletter Abriss der Raketenstellung. Dieser dauerte bis 1994 und damit länger, als der Aufbau!

Eine zivile Nachnutzung gelang noch temporär für das A-Objekt. Bis 2012 wurde es als Unterkunft für Asylbewerber genutzt.

Ironischerweise ist der 1969 für die Schießausbildung der FRA gebaute Schießplatz noch immer in Nutzung – durch den örtlichen Schützenverein.