NVA – FRA 4324 Retschow

Mitten im Wald, an einer kleinen Landstraße, tauchen plötzlich einige Wohnblöcke auf, bemalt mit Tarnfarben. Der ehemalige Kasernen- und Unterkunftsbereich der FRA 4324 / 4351 – im Militärjargon A-Objekt genannt. Bemerkenswert, das hier der gesamte ursprüngliche Gebäudebestand noch erhalten ist: 3 Wohnblöcke außerhalb der Umzäunung mit Wohnungen für die Offiziere und deren Familien; 3 Blöcke innerhalb der Umzäunung, die sowohl als Kasernen als auch als Stabs- bzw. Dienstgebäude genutzt wurden – selbst die Umzäunung ist noch intakt, wenn auch nicht mehr überall im Originalzustand. Und fast alle Gebäude sind noch heute in Nutzung!

FRA-4351 Retschow Titel

1962 bezog die damalige 4. Flakabteilung in Retschow bei Bad Doberan Stellung. Sie gehörte zu den ersten Einheiten der Flugabwehr in der Luftverteidigung der NVA der DDR.  Strukturell gehörte sie zum neu gegründeten Flak-Regiment-18, aus dem 1971 die 43. Flug-Abwehr-Raketenbrigade formiert wurde. Die Einbindung in das Diensthabende System erfolgte ab September 1962.

Die rege Bautätigkeit, die hier Anfang der 1960er Jahre und dann wieder Ende der 1980er Jahre herrschte, hinterließ seine Spuren. Spuren in Form von Beton im Wald und Spuren im Wald selbst: der Bausand (Kies war es wohl nicht) wurde unmittelbar in der Nähe aus dem Wald geholt. Das gebuddelte Loch füllte sich im Laufe der Jahre mit Grund- und Regenwasser und bildete einen idyllischen See, der damals mitten im militärischen Sperrgebiet lag.

FRA 4342 - Waldsee

Der noch erhaltene Zaun beginnt unmittelbar neben dem A-Bereich. Reste einer Schrankenanlage, die die Zufahrt für jeden Unbefugten versperrte, sind noch zu erkennen. Die Schranke selbst ist inzwischen verschwunden – schade, wer baut eine alte Schranke mitten im Wald ab?

Der noch originale Weg aus DDR-Betonplatten, die eine Fahrspur bilden,  führt zunächst schnurgerade mitten in den Wald, linkerhand der Kasernenbereich, begleitet von einem mit Stacheldraht bewehrtem Zaun.

FRA 4342 Stacheldraht und Zaun

Ein dicker gemauerter Zaunpfosten taucht unvermittelt auf und markiert den Beginn des sogenannten C-Objektes. Ein besonders abgegrenzter und geschützter Bereich innerhalb des Objektes. Einige gemauerte Zaunpfosten lassen sich noch tiefer im Wald erkennen.

FRA 4342 gemauerter Zaunpfahl

Die 43. Flug-Abwehr-Raketenbrigade (43. FRBr) hatte ihren zentralen Gefechtsstand in Rövershagen. Von dort wurden 10 Flug-Abwehr-Raketen-Abteilungen (FRA) geführt. Durch Umstrukturierungen und mit der Einführung und Umstellung auf „neue Technik“ wurde 1971 die taktische Bezeichnung geändert: aus der zwischenzeitlichen Fla-Raketen-Abteilung 184 wurde die FRA 434. Durch Einführung eines neuen Systems zur automatischen Führung aller Flugabwehr-Raketen-Systeme an den 10 verschiedenen Standorten wurde Anfang der 1980er Jahre die taktische Zuordnung erneut geändert, von FRA 434 zu FRA 4324.

In Retschow waren bis 1988 S-75 – Flugabwehrraketen des sowjetischen Systems „Wolchow“ stationiert. Reale Schießübungen mit den Raketen wurden seit den 1960er Jahren alle zwei Jahre ausschließlich auf dem sowjetischen Schießplatz Aschuluk – Kapustin Jar in der kasachischen Steppe durchgeführt.

Die Raketen wurden in einem eigenen Bunker gelagert, der sich innerhalb eines besonders eingezäunten und gesicherten Bereiches befand – dem sogenannten C-Objekt. Reste des mit Stacheldraht bewehrten Zaunes, der Sicherungsanlage und der Zufahrtstore kann man noch gut erkennen.

Zwei Steine sollen heute hier die Zufahrt für Fahrzeuge versperren. Unmittelbar nach der Einfahrt, rechts – heute völlig zugewuchert und von weitem kaum zu erkennen – befindet sich die Betankungsanlage für die Raketen. Von der betonierten Straße ist heute nichts mehr zu erkennen; eine Straßenlaterne versteckt sich in den Bäumen und ist nur auf den zweiten Blick zu erkennen.

FRA 4342 - Raketenbetankung

Nach fast 30 Jahre hat sich die Natur hier langsam alles zurück erobert. Welche Ausdehnung dieser Bereich hatte, kann man heute nur noch erahnen.

Der ätzende und brennbare Raketen-Treibstoff wurde in Erdtanks gelagert, die sich vermutlich noch immer an Ort und Stelle befinden. Beräumt sieht es hier an dieser Stelle nicht aus – vermutlich scheut man sich vor den Kosten der Entsorgung.

Kleine Bunker für die Wachmannschaften und die Besatzung des Technischen Zuges befanden sich verstreut im Umfeld des Raketenlagers und des Fahrzeugbunkers. Heute sind die Kleinbunker (vermutlich alle vom Typ FB-3) übererdet und nur noch als Hügel in der Landschaft mühevoll erkennbar.

Erhalten blieb noch ein mit Erde überdeckter Kleinbunker vom Typ FB-3 – der sich neben dem Weg von der Betankungsanlage zum Fahrzeugbunker in den Wald duckt. Wahrscheinlich handelte es sich hier um einen Lagerbunker für brennbare Flüssigkeiten oder Klein-Munition – erkennbar an der typischen Form des Eingangsbereiches.

Gänzlich verschwunden ist der sogenannte Chemiebunker, der sich im näheren Umfeld der Tankstelle befunden haben muss. Was genau hier gelagert wurde, ist im Moment nicht bekannt (vielleicht meldet sich dazu ja ein Zeitzeuge…).

Mitten über den Fahrspuren des Waldweges thront eine Betonkonstruktion: der ehemalige Fahrzeugbunker für die Raketenfahrzeuge. Der Bunker ist länger, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Der Zahn der Zeit (und die inzwischen leider obligatorischen Metall-Diebe) haben an diesem Bauwerk deutliche Spuren hinterlassen. Die riesigen Türen aus Stahlblech waren Mitte der 1990er Jahre noch vorhanden; inzwischen sind sie längst verschwunden.

Am anderen Ende des Fahrzeugbunkers befindet sich ein größerer freier betonierter Platz. Und rechts öffnet sich der Blick auf den Raketen-Lagerbunker. Ein großer Betonklotz mitten im Wald, Typ MB-1 (monolithischer Bunker, Typ 1, wie er in allen S-75 Raketenstellungen gebaut wurde). Und: auf dem Bunker wachsen Bäume, richtig große Bäume. Die Tarnung gegen Luftaufklärung muss nahezu perfekt gewesen sein.

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Ansonsten macht der Betonklotz einen traurigen Eindruck, er ist völlig ausgeräumt; alles abmontierbare wurde entfernt. Ein einsames Lüftungsrohr schaut aus dem Beton, Reste eines Schalt- und Sicherungskastens hängen noch an einer Wand.

Wenigstens ist dieser Bunker als Bauwerk noch erhalten und zu erkennen – all zu oft wurde er in anderen Objekten bis oben hin mit Erde zugeschüttet. Die Monumentalität dieses Lagerbunkers kann man erst richtig erfassen, wenn man davor steht – „das Ding“ ist geschätzt zehn Meter hoch (so hoch, wie ein dreigeschossiges Haus!). Leider ging die Zeit auch hier nicht spurlos vorbei – das Originaltor ist leider schon lange verschwunden.

Der Bunkereingang schaut in Richtung des Kasernenbereiches, der Betonplattenweg führt heute bis unmittelbar davor. Von den einst vorhandenen Gebäuden ist heute nichts mehr erhalten. Auch hier wurde fleißig abgerissen.

Blick-vom-Lagerbunker

Blick vom Raketenlagerbunker zum A-Objekt, etwa 1995 – Bild: Martin Dostal (c), mit freundlicher Genehmigung

Im Wald linkerhand des Plattenweges zwischen Raketenlagerbunker und Kasernenbereich schimmern die Reste eines weiteren Kleinbunkers durch das dichte grün des Waldes.

Bei diesem Bunker – ebenfalls ein FB-3 – fehlt die Erdüberdeckung. Hier wurde mit Dachpappe versucht, den Bunker wasserdicht zu bekommen. Auffallend ist der angesetzte Schleusenvorbau.

Am Zaun angekommen, hat man einen kleinen Blick auf den Stabs- und Kasernenbereich. Ein Block steht ganz offensichtlich leer; aggressives Hundegebell hält den Aufenthalt am Zaun kurz und lässt mich leise den Rückweg antreten.

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Vom ehemaligen Fahrzeugbereich, der sich hier befand, ist ohnehin nichts mehr übrig.

KfZ-Bereich

Ehemaliger KfZ-Bereich zwischen Raketenlagerbunker und A-Objekt, etwa 1995 – Bild: Martin Dostal (c), mit freundlicher Genehmigung

Retschow - Weg zur alten FeuerstellungZurück auf dem Hauptweg führt der Betonplattenweg, der langsam von der Natur zurück erobert wird, nach links, weiter in den Wald hinein. Die Betonplatten hören mit einem Mal einfach auf – die Wegführung ist dennoch sehr gut zu erkennen. Nach etwa einem Kilometer beginnt der Bereich, in dem sich bis 1988 die Feuerstellung – das sogenannte B-Objekt – befand. Mitte der 1980er Jahre sollten schrittweise mobile Flugabwehr-Raketen-Systeme eingeführt werden – die sogenannten S-300 „Angara“. Der Standort Retschow sollte zu den ersten Einheiten der DDR gehören, die auf die neue Technik umstellen sollte. Dazu wurde 1988 die „alte“ FRA 4324 aufgelöst und die „neue“ FRA 4351 aufgestellt. Praktisch hieß das, das die Feuerstellungen der FRA 4324 aufgegeben und zum großen Teil demontiert wurden, um das Material in der neuen Feuerstellung wieder zu verwenden.

Feuerstellung_Haupteingang

Eingang zur Feuerstellung – Zustand etwa 1995 – Bild: Martin Dostal (c), mit freundlicher Genehmigung

Vom ehemaligen Eingangsbereich in den extra umzäunten Bereich der Feuerstellung erkennt man heute nichts mehr – hier ist alles verschwunden und völlig zugewuchert; man ist schnell daran vorbei gelaufen, da auch der Weg inzwischen so zugewuchert ist, das er nur noch stellenweise zu erkennen ist.

Retschow - Feuerstellung

Heute findet man von der eigentlichen „alten Feuerstellung“ fast keine Überreste mehr, außer großen Erdwällen. Mit Geduld lassen sich noch mindestens vier alte Feuerstellungen im Wald ausmachen. Große – inzwischen bewaldete – Areale, die von hohen Erdwällen umgeben sind und einen Durchlass für Transportzwecke besitzen. Retschow - Feuerstellung 02Vermutlich waren die Erdwälle mit Betonplatten befestigt, von denen überhaupt keine mehr vorhanden ist. Einige liegen an einer Art Sammelpunkt in der Nähe der neuen Feuerstellung herum. Vermutlich fanden auch die Betonplatten des ehemaligen Fahrweges ihre zweite Verwendung in der neuen Feuerstellung.

Ruine Feuerstellung

Ruine einer befestigten Feuerstellung, Zustand etwa 1995 – Bild: Martin Dostal (c), mit freundlicher Genehmigung

In sogenannter „Truppeneigenleistung“ fand ab 1988 die Demontage der alten Feuerstellung durch die Soldaten selber statt – meistens in Handarbeit. Da Material immer knapp war, sollte so viel wie möglich wieder verwendet werden.

Mitte der 1990er Jahre lagen mitten im Wald noch Reste der teilstationären Raketen-Abschussrampen herum, völlig unbeachtet und sicher ein gefundenes „Fressen“ für Militariasammler und Schrottdiebe. Wer weiß, was daraus geworden ist…

Im zentralen Bereich der alten Feuerstellung kann man noch den sogenannten Radarhügel erkennen. Der ehemalige Standort für mobile Radartechnik ist inzwischen fast vollständig zugewuchert. Beim Erklimmen des Hügels erkennt man auf der einen Seite noch einige Betonstufen, inzwischen fast völlig mit Moos und Gras bewachsen.

Retschow - Radarhügel

FRA 4324 Retschow – Radarhügel

Von der sogenannten Mittelpunktsdeckung (die den Bunker der Führungsstelle bzw. des Gefechtsstandes enthielt) ist fast nichts übrig geblieben. Sie wurde vollständig abgerissen, der Schutt zum Teil entsorgt oder etwas großzügiger im Gelände verteilt.

Tatsächlich findet sich hier zumindest etwas Beton im Wald, auch wenn man ganz genau hinsehen muss – die Vegetation hat sich nach mehr als 30 Jahren fast alles zurück geholt.

Retschow - Beton im Wald

So frei, wie sich die Landschaft auf den inzwischen fast historisch zu nennenden Bildern aus der Mitte der 1990er Jahre präsentiert, ist sie heute längst nicht mehr. Der Wald gleicht hier einem Urwald, der zudem von feuchten Gräben und kleinen stehenden Gewässern durchzogen ist. Von den so typischen Gebäuden einer Feuerstellung der Flugabwehrraketentruppen blieb hier nichts übrig.

Von den Mannschafts-Bunkern – Typ FB 3 – ist ebenfalls so gut wie nichts mehr zu erkennen – einige Erdhügel und eine kleine Öffnung für Fledermäuse sind einige der wenigen gebliebenen Reste.

Retschow - Bunkerrest

Es sieht aus, als wären die Bunker zum großen Teil ausgebuddelt worden (theoretisch denkbar, da es standardisierte Fertigteilbunker waren) – einige Erdhügel ziehen sich um eine Art verlassene und verwilderte Baugrube. Erst bei näherer Inspektion und fast durch Zufall erkenne ich am Hang der Baugrube in etwa zwei Metern Höhe eine vergitterte Öffnung. Massiver Beton bildet den oberen Teil der Öffnung; das Gitter ist Teil der Stahlbewehrung – es sieht so aus, als wäre hier eine Bunkerwand teilweise durchbrochen worden. Der Blick in das Innere zeigt, das es weit nach unten hinein geht und linkerhand die Reste einer Tür zu erkennen sind. Retschow - Blick in den BunkerDies (und die Lage der Erdaufschüttungen) lässt vermuten, das hier mehrere FB 3 in T-förmiger Anordnung verbaut waren. Am anderen Ende des Erdhügels – gegenüber der Öffnung – befindet sich die Giebelwand des FB-3, die vermutlich von oben auf- und ausgegraben werden sollte. Ein Teil der Decke wurde aufgebrochen – ein Bogensegment liegt nicht weit davon entfernt. Warum das alles so liegen blieb, wie es heute noch zu sehen ist, kann man nur vermuten. Kam die Zeit der Wende dazwischen? Möglich. Die Abbrucharbeiten an der alten Feuerstellung wurden ebenso eingestellt, wie die Arbeiten an der nun (nach 1990) nicht mehr erforderlichen neuen Feuerstellung.Retschow - Bogensegment FB 3

Die neue Technik sollte ab 1990 eingeführt werden; nach etwas mehr als einem Jahr Bauzeit war die neue Feuerstellung, die auf der anderen Seite der Landstraße (gegenüber des Kasernenbereiches) entstehen sollte, noch immer nicht fertig.

Für Bautätigkeit ab 1988 wurde wieder Sand benötigt, der aus einer eigens angelegten Sandgrube von einem kleinen Hügel in der Nähe des Sees geholt wurde – die Sandgrube ist noch zu gut zu erkennen; das Bodenniveau liegt hier einen bis zwei Meter niedriger als das der Umgebung. Ebenfalls lagern hier noch einige der in der alten Feuerstellung zurück gebauten Betonplatten.

Am 02.Oktober 1990 fand der letzte Appell der NVA statt. Wie die anschließende Übergabe des Objektes an die Bundeswehr erfolgte, ist nicht bekannt.

Ein Teil der ehemaligen Kasernen wird heute als Wohnblocks genutzt. Ein Block (vermutlich ein ehemaliges Stabsgebäude) steht leer, ist jedoch nicht zu begehen.

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Einen traurigen Eindruck machen auch die Überreste des ehemaligen Sportplatzes der militärischen Einrichtung. Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe des Unterkunftsbereiches an der Landstraße in einer kleine Senke, von Bäumen und Büschen umgeben, vor Blicken geschützt.

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Bad Doberan – Altes Moorbad

Ein inzwischen unscheinbarer und von viel grün umwucherter Lost Place befindet sich an einer der Hauptstraßen des kleinen Städtchens Bad Doberan: das alte Moorbad.

Als man 1821 eine Eisenquelle in Doberan entdeckte, wurde diese schnell für medizinische Bade- und Kuranwendungen genutzt. Was zunächst in einem kleinen Badehaus mit vier Badewannen begann, entwickelte sich schnell zu einem bekannten und angesehenen Kurhaus. Bis 1823 entstand ein neoklassizistisches Gebäude, das nunmehr als Stahlbad bezeichnet wurde. Hier kamen eisenhaltige Bäder, Schwefeldampfbäder, Fußbäder und Wasserduschen zur Anwendung.

Das ursprünglich eingeschossige Gebäude erhielt 1902 eine zweite Etage, 1904 ein kleines Heizhaus für beheizbare Bäder – der kleine Schornstein steht noch heute.

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Ab den 1920er Jahren firmiert die Kureinrichtung unter dem Namen Stahl- und Eisenmoorbad und wurde von der Allgemeinen Berliner Ortskrankenkasse betrieben!

Ab  1939 wurde das Gebäude als Truppenunterkunft zweckentfremdet, ab 1943 wurde es dann hauptsächlich als Lazarett genutzt.

Im Mai 1945 zogen „die Russen“ ein und blieben bis Ende 1945. Danach wurde das Gebäude zunächst als Unterkunft für Kriegsflüchtlinge und Opfer der Vertreibung genutzt. Ab 1948 erfolgte eine Rekonstruktion des Gebäudekomplexes und wurde 1954 unter dem Namen Sanatorium Eisenmoorbad als Kureinrichtung wieder eröffnet – nunmehr unter der Regie des FDGB der DDR.

Inzwischen war jedoch die Eisenquelle versiegt, und es wurde vorrangig Meerwasser für die Badeanwendungen genutzt. Deshalb hieß das Gebäude dann ab 1964 nur noch Moorbad. Ein kleiner Erweiterungsbau, das sogenannte Abschwitzhaus, wurde noch zu DDR-Zeiten errichtet. Die damalige Billigbauweise war eher zweckorientiert, als formschön und hat nicht dazu beigetragen, das Ensemble aufzuwerten.

Das Moorbad überstand zunächst die turbulente Zeit nach 1989. Als jedoch 1996 ein neues Moorbad durch einen großen Klinikbetreiber ca. 800m entfernt errichtet wurde, kam das aus für das nunmehrige alte Moorbad. Seit dem steht das Gebäude leer und dient als Spekulationsobjekt verschiedener Eigentümer. 2006 brannte das Haupthaus, das Dach stürzte ein. Ein Teil des Giebels wurde wegen Einsturzgefahr inzwischen abgetragen.

Nach mehr als 20 Jahren Leerstand hat sich die Natur einen großen Teil des Geländes zurückgeholt. Bei einem Gang über das Gelände kommt man sich vor, wie in einer Szene aus einem Film. Dichtes grün überall, die Gebäude zugewuchert und kaum zu erkennen. Eine Laterne ziert die Reste der ehemaligen Zufahrtsstraße, eine vergessene Blumenrabatte im Beton-Stil der 1970er DDR-Jahre steht vergessen mitten im Wald. Gespenstisch.

 

Quelle:
Levien, Anja „Das alte Moorbad: Blick in die Geschichte der ersten Kureinrichtung Bad Doberans“, Ostsee-Zeitung, 08.02.2017