Goldberg – Kanu – Trainingszentrum der ASG Vorwärts Goldberg

Ein eher unbekanntes Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte. Die Armeesportvereinigung „Vorwärts“ (ASV) mit ihren lokalen Armeesportgruppen (ASG).

Die Nationale Volksarmee NVA der DDR wurde am 01. März 1956 gegründet; im Oktober 1956 wurde die Armeesportvereinigung „Vorwärts“ gegründet. In den einzelnen Standorten der NVA wurden lokale Armeesportgruppen (ASG) oder Armeesportklubs (ASK) gebildet.

Innerhalb der NVA wurde zwischen Dienstsport, Freizeit- / Breitensport und Leistungssport unterschieden. Der Dienstsport (Militärische Körperertüchtigung – MKE) war planmäßiger Bestandteil der Ausbildung jedes NVA-Angehörigen.

Sowohl der Breitensport als auch der Leistungssport (21 Sportarten wurden gefördert) gehörten zu den Aufgaben der ASV. Nicht wenige Leistungssportler der DDR trainierten (finanziert von der NVA) in Trainings- und Leistungszentren der ASV, beispielsweise Birgit Fischer (mehrfache Olympiasiegerin im Kanu), Wolfgang Hoppe (mehrfacher Olympiasieger im Bobsport) oder Henry Maske (Boxweltmeister), um nur einige zu nennen.

Die wichtigste Basis für die zentralistisch organsierte ASV waren die lokalen Armeesportgruppen (ASG), von denen zuletzt etwa 4.400 (vor allem im Breitensport) aktiv waren. Zu den beliebtesten Wettbewerben im militärischen Breitensport gehörte der Wettbewerb „Stärkster Mann der NVA“; die Zeitung „Volksarmee“ veranstaltete jedes Jahr eine Leserumfrage und suchte den „Armeesportler des Jahres“ – der letzte Titel ging 1989 an die Rennrodlerin Susi Erdmann.

Wimpel ASV Goldberg

Die Armeesportgruppe ASG Vorwärts Goldberg wurde wahrscheinlich mit Bezug der Goldberger Kaserne im Jahre 1964 gegründet. Alle Armeeangehörigen waren obligatorisch Mitglieder der ASV. Gestartet ist die ASG Vorwärts Goldberg mit den Sektionen „Fußball“ und „Volleyball“ – beide Sportarten waren – gerade im Freizeitsport – sehr beliebt. Während sich die Soldaten und Unteroffiziere im Dienstsport mit dem ungeliebten 3.000 m-Lauf und Kraftsport herum quälten, sah man die Offiziere oft auf dem Volleyballplatz.

Wann die Sektion „Kanu“ der ASG Vorwärts Goldberg gegründet wurde, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Die Lage der Kaserne unmittelbar am Goldberger See war geradezu prädestiniert für eine Wassersportart; warum die Wahl auf „Kanu“ fiel und nicht auf „Rudern“ hat wahrscheinlich mit Präferenzen einiger Armeeangehöriger zu tun.

Für die Sektion „Kanu“ wurde unmittelbar am Ufer des Goldberger Sees ein Trainingszentrum errichtet. Bauzeit etwa Ende der 1960er / Anfang 1970er Jahre. Die Bauarbeiten wurden in Eigenleistung durch das Pionierbataillon-8 (PiB-8) ausgeführt – die Pioniere hatten ebenfalls ihren Sitz in der Goldberger Kaserne.

Markant ist die heute noch erkennbare Gegenstromanlage.

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Sie befindet sich in dem einzigen Massivhaus auf dem Gelände.

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Alle anderen Gebäude – eher Bungalows – wurden in einfacher Bauweise aus Holz gebaut.

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Treppen und kleine Wege verbanden die Bungalows. Durch die Lage an einem kleinen Hang hatten einige der Bungalows bestimmt einen schönen Seeblick; heute hat sich die Natur fast alles vom Gelände zurück geholt.

Im Sommer (speziell in der Ferienzeit) wurde das Gelände auch als Kinderferienlager genutzt.

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Noch erhalten blieb auch der hölzerne Unterstand für die Kanus.

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Die ASV als Organisationsform für den Breiten – und Leistungssport der Armeeangehörigen und ihrer Familienmitglieder überlebte die DDR und die NVA nur kurz. Am 31. Januar 1991 löste sich die ASV selbst auf.

Zu diesem Zeitpunkt war der Kasernenstandort Goldberg und die ASG Vorwärts Goldberg mit seinen drei Sektionen Fußball, Volleyball und Kanu schon Geschichte.

Das Gelände des Trainingszentrums fiel dem Vergessen anheim. Unklar dürfte hier auch die Rechtsnachfolge sein. So verfällt hier unbemerkt ein kleines Stückchen deutscher Geschichte in idyllischer Lage.

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Quellen:

Biewald, Dietrich „Pioniere der 8. Mot. Schützendivision im Bild“, 2016

Weber, Frank „Sportversorgung des Massen-, Nachwuchs – und Breitensports der ASV Vorwärts“, 2012 (Veröffentlichung des Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR e.V.)

Wittek, Heinz Günther (Generalmajor a.D.) „Die Armeesportvereinigung Vorwärts (ASV) der NVA der DDR“, 2012 (Veröffentlichung des Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR e.V.)


waswoStatus
Kanu – Trainingszentrum ASV GoldbergGoldbergverfallendes Gelände

NVA – RA-8 Goldberg

Der Kalte Krieg und seine Auswirkungen waren bis in das kleine, verschlafene mecklenburgische Städtchen Goldberg zu spüren. Im Jahre 1959 waren in der damaligen Sowjetunion im Zuge des technischen Fortschrittes  „Raketengruppen taktischer Bestimmung“ formiert und Raketen auf dem Gebiet der DDR stationiert worden. Die politische „Großwetterlage“ dieser Zeit war äußerst brisant – die Militärbündnisse NATO und Warschauer Vertrag standen sich schwer bewaffnet gegenüber, die Nahtlinie ging quer durch Deutschland. 1960 (das Jahr, in dem der amerikanische Pilot Gary Powers bei einem Spionageflug über der Sowjetunion mit Raketen abgeschossen wurde) regte der sowjetische Verteidigungsminister an, alle Mitglieder des Warschauer Vertrages mit Raketensystemen auszustatten. Dazu mussten auch in der NVA die Voraussetzungen geschaffen und Personal ausgebildet werden. Der Nationale Verteidigungsrat der DDR entschied, in den Jahren 1962 und 1963 eine Brigade für Boden-Boden-Raketen aufzustellen und  in sechs Divisionen der Landstreitkräfte Raketenabteilungen aufzustellen. Zudem wurde im September 1961 ein Regierungsabkommen  über die Lieferung der Raketensysteme und die technische Hilfeleistung beim Betrieb dieser Systeme zwischen der DDR und der Sowjetunion abgeschlossen.

Im Jahr 1962 wird – als Teil der neu aufgestellten Raketentruppen in der NVA – die selbständige Artillerieabteilung-8 in Brück aufgestellt und der 8. Motorisierten Schützendivision (8. MSD) unterstellt. 1963 verlegt die selbständige Artillerieabteilung-8 nach Schwerin, wo sich auch der Stab der 8. MSD befand.  Am Standort Brück wird im Februar 1963  noch die selbständige Artillerieabteilung-1 aufgestellt; etwas später wird am logistisch gut erschlossenen Standort  in Brück die Raketentechnische Basis – 2 (in der die Raketen-Technik aus der Sowjetunion angeliefert und von dort an die Truppenteile der NVA ausgeliefert wird) entfaltet. Im November 1964 werden die Raketentruppen der 8. MSD gemeinsam mit dem Panzerregiment-8 in eine neu gebaute Kaserne nach Goldberg verlegt.

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Ein besonderes Fundstück im Kasernengebäude

Im Oktober 1967 erfolgte eine Umbenennung – aus der selbständigen Artillerieabteilung-8 wurde die Raketenabteilung-8. Damit war klar: geschossen wurde hier nicht mit Artillerie, sondern mit Raketen.

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Mobile Startrampe für Raketen vom Typ „Luna-M“; dieser Typ war auch in Goldberg stationiert. Das auf das Bild gebannte Exemplar befindet sich im Technik-Museum Pütnitz.

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Bei diesen Raketen handelte es sich um ungelenkte ballistische Kurzstrecken-Raketen, sogenannte Boden – Boden-Raketen russischer Bauart (Typ „Luna-M“) – vom Boden aus gestartet zur Bekämpfung von Zielen am Boden. Die Sprengköpfe waren standardmäßig konventionell; im Konfliktfall hätten die Raketen aber auch mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden können, die dann von den sowjetischen Truppen der GSSD zur Verfügung gestellt werden sollten – die NVA (und die DDR) hatten keine Nuklearwaffen und auch keinerlei Verfügungsgewalt über die auf dem Territorium der DDR stationierten Nuklearwaffen der Sowjetunion.

Zunächst bestand die RA-8 nur aus 3 Batterien. Nach einer Strukturänderung  im Mai 1968 wurde die Feuerkraft um eine Batterie aufgestockt, und die unterstützende Truppen- Struktur angepasst:

  • Stab
  • 4 Batterien: 1. / 2. / 3. / 4.  Batterie
  • Nachrichtenzug
  • Stellungsbaugruppe
  • Rückwärtige Dienste
  • Technischer Zug, bestehend aus Instandsetzungsgruppe und Transport- und Umladegruppe

Als mobile selbst fahrende Startrampe für die Raketen wurde das russische System 9P113 genutzt.

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Ab 1967 war die Standard – Bewaffnung die russische Kurzstreckenrakete vom Typ 9M21 „Luna-M“ (NATO-Bezeichnung „FROG-7“). Sie war mit einem Feststofftriebwerk ausgestattet und hatte eine Reichweite von 68 km.

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Auf dem großen Goldberger Kasernengelände war die Technische Zone der Raketenabteilung-8 noch einmal besonders gesichert – mit Zaun und Wache.

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In der großen Halle für die Fahrzeuge hatte jedes Fahrzeug seinen bestimmten Platz; die nummerierten Plätze für die mobilen Startrampen sind noch heute sehr gut zu erkennen.

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Für Ausbildungszwecke standen bestimmte Bereiche innerhalb der Hallen zur Verfügung. Reste von taktischen Angaben zu den Raketen, den Triebwerken, zum Zündmechanismus oder zum Zielen kann man an einigen Wänden noch erkennen.

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Vermutlich wurden die meisten Angaben auf den Wänden im Zuge der Auflösung der Raketenabteilung bewusst unkenntlich gemacht.

Aufgrund der Reichweite der Raketen waren Schießübungen auf den Truppenübungsplätzen der DDR nicht bzw. nur sehr begrenzt möglich – diese waren einfach zu klein. Regelmäßigen Schießübungen fanden deshalb auf dem kasachischen Staatspolygon in Kapustin Jar statt; die Hin- und Rückfahrt per Bahn wurde als Bahnverlege-Übung genutzt, war jedoch aufgrund ihrer Dauer für alle Beteiligten sehr strapaziös. Für die Raketenabteilung- 8 fand das letzte „scharfe Schießen“ im März 1989 in Kapustin Jar statt.

Der Fuhrpark für jede Raketenabteilung war beachtlich. Neben den 4 mobilen Startrampen (mit jeweils einer Rakete bestückt) waren außerdem erforderlich: mehrere Raketentransportfahrzeuge (mit jeweils 3 Raketen); ein Vermessungsfahrzeug (russische Bauart vom Typ GAZ); zwei Spezialfahrzeuge für den Transport der Gefechtsköpfe; zwei Autodrehkräne zum „Nachladen“ der mobilen Abschussrampen und zwei mobile Führungsstellen (LKW mit Kasten-Aufbau) mit Generator-Anhänger.

Etwa ab Beginn der 1980er Jahre galt das Raketensystem „Luna-M“ als veraltet. Tatsächlich wurde die Produktion (in der Sowjetunion – als einzigem Zulieferer der Raketen) ab Mitte der 1980er Jahre eingestellt. Die war jedoch streng geheim, und „in der Truppe“ nicht bekannt. Hier kamen nur neue Richtlinien für die Verlängerung der Lagerfähigkeit der Raketen und ihrer Komponenten an.

Neue Raketentechnik (Typ 9M79 „Totschka“, NATO-Bezeichnung: SS-21 Scarab) wurde schrittweise ab 1983 in der NVA eingeführt. Jedoch nur in geringen Stückzahlen. Zur Einführung neuer Technik kam es in Goldberg nicht mehr.

Ab Dezember 1989, als sich der Weg für die Deutsche Einheit und somit das Ende von DDR und NVA klar abzeichnete, wurden die Raketen und die mobilen Abschussrampen an die Raketentechnische Basis nach Brück transportiert. Von dort gingen die Raketen per Bahn zurück in die Sowjetunion, die Transportfahrzeuge wurden an die 27. Raketenbrigade der GSSD (bzw. WGT, wie sie nun hießen) an deren Standort Neues Lager (bei Jüterbog) übergeben. Ab April 1990 gab es keinerlei Raketentechnik mehr in Goldberg.

Auch für den Kasernenstandort Goldberg hatte niemand mehr Verwendung.

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Quellen:

BArch DVH 22-14 „Bestandsübersicht“

Hall, Peter „Raketenabteilung-8 (RA-8)“ online unter perterhall Punkt de

Hertwig, Jörg „Raketen- und Waffentechnischer Dienst im Kdo. MB III. Raketentechnische Basis-2 – Chronik“, 2014, online unter rwd minus mb3 Punkt de

[Hrsg.] Schmidt, Kurt / Hall, Peter „Die Raketentruppen der NVA-Landstreitkräfte“, 2022

NVA – PR-8 Goldberg

Die Anfänge des 8. Panzerregimentes (PR-8) liegen in Prora, der ehemals größten Kaserne der DDR. Im Juli 1956 befiehlt der Minister für Nationale Verteidigung (Befehl Nr. 42/56) das das Panzer-Selbstfahr-Lafetten-Regiment-8 der Kasernierten Volkspolizei in Prora der neu zu bildenden 8. motorisierten Schützendivision (8. MSD) unterstellt wird. Aus dem Panzer-SFL-Regiment-8  wird am 01. Dezember 1956 das Panzerregiment-8 (PR-8 abgekürzt). Standort: Prora, Block IV.

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Ab etwa 1962 beginnen die Bauarbeiten an einer großen Kasernenanlage nördlich der mecklenburgischen Kleinstadt Goldberg. Planung und Bauleitung erfolgten durch den VEB Zentrales Entwurfs- und Konstruktionsbüro des Ministeriums für Nationale Verteidigung (abgekürzt ZEKB). Fast überall in den Gebäuden liegen noch heute verstreut Konstruktionsunterlagen, Zeichnungen, Kostenermittlungen und Bestandsnachweise herum.

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Nach etwa zwei Jahren Bauzeit waren die wesentlichen Gebäude der Goldberger Kaserne fertig gestellt .Im Sommer 1964 beginnt die Verlegung des PR-8 mit der gesamten Technik nach Goldberg in die neu errichtete Kaserne, die im November 1964 abgeschlossen ist. Zu dieser Zeit waren noch Panzer vom Typ T-34 im Einsatz. Die Umstellung auf den neueren Typ T-55 bzw. T-55A dauerte mehrere Jahre.

Die Panzerbesatzung bestand aus einem Kommandanten (idR Offiziers-Dienstgrad); dem Fahrer (idR Unteroffizier) und den Lade- und Richtschützen (meist Grundwehrdienstleistende).

Die Ausbildung war hart. Für die Ausbildung an der Panzertechnik standen spezielle (Panzer-) Lehrfahrzeuge zur Verfügung. Die gefechtsbereiten Panzer wurden nie zu Ausbildungszwecken verwendet, höchstens zur Teilnahme an bestimmten Großmanövern. Berüchtigt war das Sicherheitstraining für die Unterwasserfahrt der Panzer; hier wurde in einem speziellen Tauchbecken (offiziell Flutgerät genannt) das Verlassen eines voll Wasser gelaufenen Panzers trainiert.

Respekt hatte wohl jede Panzerbesatzung vor der Unterwasserfahrt mit dem Panzer, die regelmäßig in der Elbe (in der Nähe von Kehnert) geübt wurde. Dazu musste jede Panzerbesatzung ihr Fahrzeug vorher abdichten. Dies war bei den Ausbildungsfahrzeugen oft nicht einfach – durch jahrelangen Gebrauch und Verschleiß waren verschiedene Verbindungsstellen der Belüftungs- und Abgasrohre derartig ausgeleiert, das nur Unmengen einer speziellen Dichtungsmasse halfen. Die Offiziere hatten ihren Beobachtungspunkt am Elbufer in einem Zelt eingerichtet und überwachten von dort die Unterwasserfahrten, die jeder Panzer dreimal absolvieren musste.

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Panzer vom Typ T-55 (hier sogar mit dem Belüftungsrohr für die Unterwasserfahrt); aufs Bild gebannt im Technik-Museum Pütnitz 2021

Theoretische Schießausbildung fand in speziellen Übungsräumen statt, ebenso der Umgang mit dem Zielgerät. Mehrere Panzer standen für die praktische Ausbildung aller Kompanien jederzeit auf dem Schießausbildungsplatz bereit. Die Panzer standen auf elektrischen Wippen, mit denen das Schießen aus der Bewegung simuliert wurde. Dazu konnten die Wippen um die Längs- und die Querachse bewegt werden. So wurde eine Panzerfahrt simuliert. Scharf geschossen wurde nur auf speziellen Truppenübungsplätzen  (die entsprechend groß sein mussten); für das PR-8 war der nächst gelegene geeignete Truppenübungsplatz in Lübtheen. Auf dem Weg dorthin wurden entsprechende Verlegetechniken geübt: z.B. Bahnverladung; Nachtfahrt mit Nachtsichtgerät; Marschfahrt durch das Gelände. Für Fahrtrainings und die Fahrschulausbildung stand eine spezielle Fahrstecke im Waldgebiet der Nossentiner / Schwinzer Heide in Kasernennähe zur Verfügung.

Von Mannschaften und Offizieren gleichermaßen gefürchtet waren die regelmäßigen Inspektionen durch das Ministerium für Nationale Verteidigung.  Hier wurde durch die Inspektionsgruppe nicht nur die Technik überprüft, sondern auch in Einzelbefragungen bis hinunter zum Soldaten der Wissensstand abgefragt. Bei den Panzertruppen gab es ein geflügeltes Wort: Keine gefechtsbereite Einheit hat je eine Inspektion überstanden – keine inspektionsbereite Einheit hat jemals im Gefecht gestanden. Insbesondere bei den Panzertruppen herrschte eine besondere Verbindung zwischen den Offizieren und den ihnen unterstellten Truppen; vermutlich liegt das daran, das auch die Offiziere regelmäßig dieselben Überprüfungen (z.B. Panzer fahren, Schießen) absolvieren mussten, wie die Truppe. Das schweißte insbesondere die Panzerbesatzungen in den Kompanien eng zusammen.

Am 26. Februar 1971 erhält die Kaserne den Traditionsnamen „Artur Becker“ – ein entsprechender Ehrenhain mit dem Konterfei Arthur Beckers wird feierlich eingeweiht. Vom Ehrenhain blieb nicht viel übrig.

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Die Besonderheit des Panzeregimentes-8 bestand darin, dass sie nicht Teil einer Panzerdivision war, sondern Bestandteil der 8. Mot. Schützen-Division (8.MSD). Strukturell setzte sich das Panzerregiment-8 wie folgt zusammen:

  • Regimentsstab

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  • Stabskompanie
  • drei Panzerbataillone: I., II. und III. Panzerbataillon

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  • Instandsetzungskompanie
  • Kraftfahrzeugtransportkompanie
  • Nachrichtenkompanie
  • Regiments-Medizinischer Punkt
  • Regimentslager

Auf dem Gelände der Artur-Becker-Kaserne waren noch weitere Einheiten stationiert, die strukturell nicht zum Panzerregiment-8 gehörten, sondern zur 8. MSD:

  • Aufklärungskompanie (Teil vom Bataillon Funkelektronischer Kampf BFEK-5)
  • Pionierkompanie (Teil vom Pionier-Bataillon PiB-8)
  • Fla-SFL-Batterie (Raketenabteilung RA-8)
  • Bataillon Chemische Abwehr (BChA-8)

Auch die Stasi hatte in der Kaserne ihre Leute – die sogenannte Abteilung 2000 gehörte zur Abteilung I der MfS-Bezirksverwaltung Schwerin mit der Aufgabe „Abwehrarbeit in NVA und Grenztruppen“.

Die genaue Anzahl der hier stationierten Soldaten, Unteroffiziere, Offiziere und Zivilbeschäftigten lässt sich heute nicht mehr genau ermitteln – schätzungsweise waren es zwischen 2.000 und 3.000. Entsprechend groß und weitläufig ist das gesamte Kasernenobjekt.

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Das Munitionslager für alle hier stationierten Einheiten befand sich etwas außerhalb des Kasernengeländes; die Bewachung erfolgte jedoch hauptsächlich durch Personal des PR-8.

In der Technischen Zone – Park genannt – waren alle Fahrzeuge abgestellt.

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Jedes Bataillon und jede selbständige Kompanie hatte einen separaten Bereich. Alle Fahrzeuge waren ständig einsatzbereit. Darunter auch etwa 100 gefechtsbereite Panzer, 13 Brückenlegepanzer und 4 mobile Abschussrampen für Kurzstrecken-Raketen nebst den erforderlichen Fahrzeugen (Autokräne, Raketentransportfahrzeuge, LKW mit Messgeräten und mobilem Gefechtsstand). Innerhalb von 30 Minuten war das gesamte Regiment marschbereit. In Park fanden auch die regelmäßigen Wartungen statt und zweimal jährlich die Umrüstung der Technik auf Sommer – bzw. Winterbetrieb. Dies dauerte etwa eine ganze Woche!

Wartungsanleitung

Reste einer Wartungsanleitung – angebracht an der Wand einer Fahrzeughalle – leider inzwischen beschmiert

Im April 1989 werden als Teil von einseitigen Abrüstungsmaßnahmen – noch zu Bestehen der DDR – 31 Panzer außer Dienst gestellt. Am 01. Dezember 1989 war das PR-8 aufgelöst. Die verbliebenen „Reste“ des Panzerregimentes-8 bildeten bis zum Ende der DDR eine Ausbildungsbasis (Abas-30), unter anderem mit einem Panzerlehrbataillon.

Seit dem Ende der DDR und der NVA steht das Gelände leer und verfällt. Ein kleiner Teil der ehemaligen Technischen Zone wird noch als Gewerbestandort eines Mieters genutzt.

Ab 1992 wurden drei Baracken als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt (vermutlich die Stabsbaracken im vorderen Teil der Kasernenanlage) – hier befand sich temporär eine Zentrale Aufnahmestelle. Die Goldberger Bürger protestierten massiv dagegen, und die Zentrale Aufnahmestelle wurde 1993 wieder aufgelöst.

1999 wurde das gesamte Gelände versteigert und an einen privaten Investor verkauft.

Große Pläne hatte man in den folgenden Jahren. Ein Freizeitpark nach amerikanischem Vorbild sollte auf dem Gelände entstehen, genannt „Discovery Land“. Baubeginn sollte 2008 sein mit einer geplanten Eröffnung im Jahre 2010. Die Klage des benachbarten Betreibers des Campingplatzes gegen den Bebauungsplan wurde final 2013 entschieden – zugunsten des Klägers. Der Bebauungsplan war ungültig und somit das Projekt vom Tisch.

Nun ist – nach einem erneuten Eigentümerwechsel –  ein Ferienressort geplant. Der Bau sollte schon im Frühjahr 2023 beginnen.

Die ehemalige Hauptzufahrt aus Richtung Goldberg ist heute eher unscheinbar, zugewuchert und versperrt.

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Das gesamte Gelände war natürlich durch Zaun und Stacheldraht von der Außenwelt abgeschirmt.

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Der erste Blick auf das Gelände zeigt, dass die Natur hier 30 Jahre Zeit hatte, sich langsam alles zurück zu erobern.

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Schon wenige Meter nach der Hauptzufahrt teilt sich die Straße – links geht es in die Technische Zone; rechts in den Stabs- und Unterkunftsbereich. Die Straße zur Technischen Zone wird bewacht von einer inzwischen halb verfallenen Baracke (möglicherweise die DHS-Baracke für die Wachen und Parkdienste – das können nur Zeitzeugen wissen).

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Der erste Eindruck täuscht. Innen ist zum einen alles verwüstet, zum anderen ist das Gebäude stark einsturzgefährdet.

Der Weg zum eigentlichen Kasernenbereich führt zunächst am Stabsbereich vorbei. Die ehemalige Betonplattenstraße ist kaum noch zu erkennen.

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Im Inneren lange Flure mit Steinfliesen …

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… und ausgeräumte Dienstzimmer. Die DDR-typischen Deckenlampen mit Leuchtstoffröhren sind teilweise noch vorhanden; surreal muten die Reste der Vorhänge vor den Fenstern an.

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Manche Dienstzimmer hatten in einer Nische eine Waschgelegenheit in Form eines Waschbeckens. Die Waschbecken, Spiegel und Armaturen sind längst verschwunden. Warum die Nischen allerdings rosa gefliest waren…?

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Eine schmale Treppe führt von jedem Gebäude in das Untergeschoß, dass alle drei Gebäudeteile miteinander verbindet.

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Im Untergeschoss befindet sich ein sogenannter teilgeschützter Keller als Gefechtsstand. Reste der gasdichten Türen sind noch vorhanden – zumindest die Rahmen…

Zumindest die Schnellschlussklappen sind noch teilweise vorhanden.

Eine Türbeschriftung im Gefechtsstand hat die Zeiten überdauert.

Die Räume sind – sofern nicht zugemüllt – alle leer.

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In einem der Räume findet sich – überraschenderweise – ein typischer NVA – Spind.

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Die Kabeleinführung und Reste der elektrischen Anlage sind noch erkennbar – viele Kabel sind (natürlich) längst verschwunden.

Eine sehr eigenwillige Platzierung fand sich für die Toilette im Gefechtsstand.

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Der Notausstieg ist noch erhalten. Er befand sich in einem als Dienstzimmer genutzten Raum in einer Ecke, hatte eine gasdichte Tür und führt durch einen Kriecheingang vom Gebäude weg.

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Neben dem Gefechtsstand befand sich ein Lagerraum – mit Außenfenster.

Das Untergeschoß hält – neben dem Gefechtsstand – noch einige kleinere Überraschungen bereit, auch wenn der allgemeine Zustand der Gänge dies nicht vermuten lässt.

Einen – im Vergleich zu den Duschen für die Soldaten – recht komfortabler Duschbereich..

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… und eine Sauna!

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Der Umkleidebereich und das Tauchbecken sind noch gut erkennbar.

Durch gut erhaltene Türbeschriftungen lassen sich noch weitere Räume im Untergeschoss zuordnen: der Wasser-Anschluss-Raum (WA-Raum) und der Technik-Raum (T-Raum)

Die Räume sind ansonsten leer – Blick in den Technik-Raum:

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Der Vermüllungsgrad in den Gebäuden ist hier insgesamt sehr hoch… zu retten sind sie vermutlich auch nicht.

Aus dem Untergeschoß führte an der Stirnseite ein Weg nach außen.

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Fast gegenüber befand sich eine kleine Pforte im Zaun – quasi ein Nebeneingang zum Gelände.

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Gegenüber der Stabsgebäude befand sich ein kleiner Garagenkomplex für die PKW der Offiziere (Stabsfuhrpark).

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Jedem Fahrzeug war ein Stellplatz zugewiesen – eine Kennzeichnung für ein DDR-typisches NVA-Kfz-Kennzeichen blieb erhalten („VA“ stand für „Volksarmee“).

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Nach der Aufgabe des Geländes wurde ein Teil der Garagen vermutlich als Lagerplatz für alte Akten genutzt – einiges liegt hier noch herum.

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Folgt man der Betonplattenstraße weiter auf das Gelände (rechter Hand die Stabsgebäude, links den Stabsfuhrpark), gelangt man zum Klubgebäude. Am Klubgebäude befand sich ein weiterer Zaun, der den Kasernenbereich vom Stabsbereich trennte.

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Das Gebäude hat überraschend viele Eingangstüren, von denen fast alle auf der Seite des Stabsbereiches liegen (kein Zugang für die Mannschaftsdienstgrade).

Kernstück des Klubgebäudes ist der riesige Kino-Saal mit Bühne im Erdgeschoß. Die gesamte Bestuhlung ist allerdings verschwunden.

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Die farbliche Gestaltung ist natürlich nicht mehr im Originalzustand. Vermutlich hat hier einmal der Versuch einer zivilen Nachnutzung stattgefunden. Es erinnert im Moment eher an eine Party-Location. Der Fußboden bestand aus Parkett, das an manchen Stellen noch gut erkennbar ist.

Reste des ehemaligen Foyers sind noch zu identifizieren.

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Neben und unter Treppe, die hier in das Obergeschoss führt, liegen zerfledderte Aktenberge.

Das Obergeschoss präsentiert sich auf den ersten Blick mit Verwüstung.

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In den anderen Räumen sieht es nicht wesentlich besser aus.

Trotz der Vermüllung und Zerstörung ist der Filmvorführraum noch erkennbar.

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An einer Wand hängt noch ein Regal, in dem die Filmrollen aufbewahrt wurden.

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Etwas Technik ist sogar noch erhalten.

Auch die typischen Film – Devotionalien fehlen nicht.

Ansonsten sieht es hier leider so aus…

Kleinere Funde in den Müllbergen sind etwas neueren Datums und wirken etwas deplatziert.

Vom ersten Stock des Gebäudes fällt der Blick auf die Stabsgebäude.

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Blick aus dem Kasernengelände auf das Klubhaus, den Zaun und das Tor zum Stabsbereich und die Stabsgebäude.

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Folgt man der Plattenstraße weiter auf das Kasernengelände liegt rechts das große Lehr- und Ausbildungsgebäude.

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Auf der linken Seite zeigen sich auch schon die ersten Kasernenblöcke, gleich gefolgt vom Block auf der rechten Seite.

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Ein kurzer Blick in das Innere… lange Flure und ein Gebäude, das fast in den Rohbauzustand zurück versetzt wurde.

Weiß sticht aus dem grün der große Block hervor, der Küchen und Speisesäle enthält.

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Die Dimensionen des Küchengebäudes überraschen – es enthält tatsächlich nur Großküchen, Speisesäle und im Keller diverse Lagerbereiche.

Selbst von einer Eingangstür blieb nicht mehr viel übrig…

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Etwas gruselig ist heute der Zugang in den Kellerbereich.

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An der Kellerwand wurden neben einer Tür die Öffnungszeiten für die Wäschekammer aufgemalt – militärisch knapp.

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Völlig geplündert wurde der Elektro-Anschluss-Raum. Nur noch Kabelreste erinnern an die einstige Funktion.

Daneben der Lagerbereich für den Unterkunftsdienst – hier gab es solche Dinge wie Tische, Möbel, Schränke. Ob der Keller dafür der richtige Lagerort war? Die Beschriftungen an der Wand muten seltsam an.

Gleich daneben der Werkstattbereich. Hier wurden nicht nur defekte Möbel repariert.

Einem sehr langen Raum kann derzeit keine Funktion zugeordnet werden. (Ähnliche Räume befinden sich auch in den oberen Etagen)

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Der gleiche Raum, nur eine Etage darüber (wahrscheinlich Küche).

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Manches Schild war nur ein Notbehelf.

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Auch der Notausgang an einer Giebelseite hat seine besten Tage hinter sich.

Die Speise – Aufzugsschächte reichten bis in den Keller und waren über die gesamte Länge des Gebäudes verteilt.

Auf der Rückseite des Küchengebäudes befinden sich die Tore für die Warenanlieferung und Abfallentsorgung.

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Von hier waren die Kühlzellen und Lagerbereiche für Lebensmittel auf kurzem Weg erreichbar. Einige Beschriftungen an den ehemaligen Kühlkammern blieben erhalten.

Faszinierend sind heute die Treppenhäuser mit den Glasbausteinen als Lichteinlass.

Auf zwei Etagen finden sich Speisesäle und Essenausgabe.

Die Betonplattenstraße führt weiter an Kasernen vorbei. Das Küchengebäude liegt sozusagen mitten drin. Die Kaserne hinter dem Küchengebäude (auf dem Bild links vor dem Küchengebäude) beheimatete das Pionierbataillon.

Am Ende der scheinbar endlosen Reihe der Kasernengebäude befindet sich ein kleiner Flachbau, der eine (MHO-) Verkaufsstelle enthielt. Das Innere sieht heute eher aus, wie eine verlassene Garage.

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Kurz vor der Technischen Zone schimmern die Gebäude der Standort – Feuerwehr und des Trafo-Hauses durch das Grün. Transformator, Kabel und Schaltanlagen wurden das Opfer von Schrottdieben.

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Vor der Technischen Zone – die mit einem Zaun und einem Wachgebäude separat gesichert war – befand sich links ein Werkstattbereich, die Wasseraufbereitung, Abwasserkavernen und ein Außenlagerbereich.

An der Einfahrt zur Technischen Zone steht ein Wachgebäude. Die Technische Zone war ein separater Sicherheitsbereich.

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In diesem Bereich der Technischen Zone befand sich der Fuhrpark der Raketenabteilung (RA-8); die mobilen Abschussrampen befanden sich in dem grünen zweistöckigen Gebäude auf der rechten Seite.

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Die Betonplattenstraße bildet hier eine große T-Kreuzung. Links herum führt sie in die Technische Zone des PR-8 mit einem großen Garagenkomplex für die Panzer. Auch dieser Bereich war separat gesichert mit Zaun und Tor.

NVA - PR-8 Goldberg 169

An der T-Kreuzung rechts herum führt die Straße zur zweiten Einfahrt / Ausfahrt. Von hier war der Weg zum Übungs- und Ausbildungsgelände im Wald nicht weit.

NVA - PR-8 Goldberg 188

Vermutlich war das Gelände der Technischen Zone sogar mit einem Elektrozaun gesichert; einzelne Reste liegen noch im Gelände herum.

NVA - PR-8 Goldberg 189

Etwas abseits im Gelände – hinter den Kasernen und etwas entfernt von der technischen Zone befand sich der Bereich der Aufklärungskompanie. Auf den noch heute erkennbaren betonierten Freiflächen wurde die mobile Technik entfaltet.

NVA - PR-8 Goldberg 200

In einem abgelegenen Gebäude fand theoretische Ausbildung statt.

NVA - PR-8 Goldberg 191

Aus Gründen der Geheimhaltung war auch dieses Gelände innerhalb des Kasernenkomplex abgeschirmt und separat bewacht.

NVA - PR-8 Goldberg 201

Mitten im Wald versteckt sich noch eine Leichtbau – Lagerhalle, von einem Zaun umgeben. Was hier gelagert wurde, ist derzeit nicht bekannt (möglicherweise war hier Material des Pionierbataillons gelagert).

NVA - PR-8 Goldberg 217

Noch weiter im Gelände versteckt befindet sich noch eine kleine wasserwirtschaftliche Anlage: eine Art Pumpwerk zur Entwässerung.

An vielen Stellen sieht man, dass die Natur an diesem Ort sehr viel Zeit hatte, die Spuren der aktiven Nutzung zu verwischen.

Quellen:

BArch DVH 22-4 „Panzerregiment-8 (Bestand)“

Bebauungsplan Nr. 6 der Stadt Goldberg „Ferienhausgebiet am Goldberger See“

Biewald, Dietrich „Pioniere der 8. Mot. Schützendivision im Bild“, 2016

Internetpräsenz von Stefan Kotsch unter kotsch88 Punkt de (unter anderem mit reichhaltigen Erfahrungen aus dem 21. Panzerregiment)

„Da hört die Christlichkeit auf“, Der Spiegel 44/1992 (online vom 25.10.1992)

Internetpräsenz denkmalprora Punkt de

Goldberg – Villa Hedwig

In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Goldberger Bahnhofes verfällt ein Baudenkmal. Unter der Adresse Kampstraße 2 ist im Verzeichnis der Baudenkmäler die Villa Hedwig verzeichnet.

Goldberg Villa Hedwig 002

Erbaut wurde es um 1900 als verputzter zweigeschossiger Ziegelbau.

Weitere Details zur Geschichte dieses prächtigen Bauwerkes sind nicht bekannt.

Vermutlich steht es seit 1990 leer.

Quellen:

Denkmalliste des Landkreises Parchim für das Amt Goldberg – Mildenitz

Goldberg – Bahnhof

Goldberg – die Stadt der drei Lügen. Kein Gold, kein Berg und Stadt sei es auch nicht. So behaupten böse Zungen; ob es eine Stadt ist, davon muss sich jeder selbst ein Bild machen. Keine Lüge ist es, dass die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, als sie endlich einen Anschluss an die Eisenbahn erhielt.

Bahnhof Goldberg 005

Die Stadt Goldberg gehörte zu den Treibern und Initiatoren für die Errichtung der Eisenbahnstrecke von Wismar nach Karow. Im Jahre 1887 war es endlich soweit. Die Strecke wurde eröffnet und zunächst als Privatbahn der Wismar-Karower-Eisenbahn-Aktiengesellschaft betrieben. Ab 1890 – mit der Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften, gehörte die Strecke zur Großherzoglich Mecklenburgischen Friedrich Franz Eisenbahn. Sämtliche Bahnangestellte waren nun Staatsbedienstete.

Für das Jahr 1916 können am Bahnhof Goldberg vier Lokomotivführer namentlich nachgewiesen werden. Am Bahnhof selbst waren ein Stationsvorsteher, ein Stationsgehilfe, ein Weichenwärter und ein Güterbodenvorarbeiter beschäftigt.

Der Bahnhof Goldberg liegt am Südrand des Stadtkerns – die Kopfsteinpflasterstraße und der Bahnhofsvorplatz sind noch erhalten.

Bahnhof Goldberg 017

Bis kurz nach 1900 hatte der Kurbetrieb in Goldberg einige Bedeutung. Durch den Bahnanschluss profitierten die Kurgäste deutlich davon. Die Anreise war nun um vieles bequemer. Bahnhofshotel und Post entstanden in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes. Eine Landhandelsgesellschaft errichtete ein (heute nicht mehr vorhandenes) Speichergebäude, ein kleiner Güterbahnhof entstand.

Insbesondere nach 1945 herrschte im Bahnhof Goldberg reger Güterverkehr – der ehemalige Landhandel, nun eine Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) hatte ein eigenes Anschluss- und Verladegleis; ein Agrochemisches Zentrum und ein Tierfutter  – Trockenwerk siedelten sich in unmittelbarer Nähe an und profierten vom Bahnanschluss.

Personenverkehr spielte nach1945 eher eine bescheidene Rolle; eines der drei täglichen Personen-Zugpaare wurde Mitte der 1980er Jahre schon durch einen Bus ersetzt. Dieser blieb meistens leer.

Nach 1989 verschwanden das Agrochemische Zentrum und das Trockenwerk; der Güterverkehr sank deutlich und wurde weiter auf die Straße verlagert. So ist es nicht verwunderlich, dass bald das Aus für die Strecke kam. 1996 wurde der Personenverkehr eingestellt, kurz darauf auch der Güterverkehr.

Ein großer Teil der ehemaligen Gleisanlagen ist inzwischen verschwunden – übrig blieb ein einziges Streckengleis, das noch für Draisinenfahrten zwischen Damerow Kaserne und Borkow genutzt wird.

Verschwunden ist der beschrankte Bahnübergang vor dem Bahnhof (in Fahrtrichtung Karow) – die Autofahrer freut es.

Bahnhof Goldberg 002

Verschwunden sind auch der Lokschuppen und das kleine Stellwerksgebäude neben dem Empfangsgebäude. Ein Wunder, das noch zwei Flügelsignale die Zeiten überdauert haben.

Bahnhof Goldberg 011

Das Empfangsgebäude steht noch. Es ist als solches kaum noch zuerkennen.

Von der Bahnsteigseite aus gesehen bietet sich ein wenig Eisenbahnromantik.

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Relikte aus der Bahnbetriebszeit finden sich noch bei genauerem Hinsehen.

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Wie heruntergekommen der Bereich um den Bahnhof heute ist, zeigt auch ein verfallenes Fahrplanschild (vermutlich aus der Zeit nach 1990) – im Hintergrund – passend dazu – ein leer stehendes Gebäude, neben dem sich bis 1990 das ehemalige Speichergebäude der Landhandelsgesellschaft befand.

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Quellen:

„Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender“, herausgegeben vom Großherzoglichen Statistischem Amt, Schwerin, 1916