NVA – FRA 316 Lampertswalde

Geplant war der Standort Lampertswalde nie als eine eigene Flug-Abwehr-Raketen-Abteilung, sondern als neue Feuerstellung für die FRA 313 Kroppen (beim Dorf Ortrand nicht weit von Lampertswalde).

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In der FRA 313 Kroppen war die Bekämpfung von Tieffliegern nicht möglich (aufgrund des eingeschränkten Auffassungs-und Zielwinkelbereiches des Radars). So begannen 1988 die Bauarbeiten im Raschütz-Wald von Lampertswalde an der neuen Feuerstellung. Wie üblich erfolgten die Ausführung der Arbeiten in sogenannter Truppeneigenleistung. Als Fertigstellungstermin war der 31.08.1989 geplant.

Gleichzeitig sollte die FRA 313 Kroppen auf neueste Technik umgestellt werden („S-300“) und als FRA 316 Lampertswalde wieder in das Diensthabende System integriert werden.

Dazu kam es jedoch nicht mehr. Nach der politischen Wende in der DDR hatte man ganz andere Sorgen… Im Dezember 1989 kam es zu mehreren Demonstrationen vor dem militärischem Sperrgebiet. Die Demonstranten forderten die Umwidmung des Objektes für die zivile Nutzung. Eine örtliche Handwerkerfirma erklärte, sich an den Bauarbeiten nicht mehr zu beteiligen¹. So führten neben finanzielle Problemen, Lieferengpässen bei den Baumaterialien und bei der russischen Technik (z.B. für die Bunkertechnik) auch die politischen Ereignisse dazu, dass im März 1990 die Bauarbeiten eingestellt wurden.

Bis auf einige Fahrzeugunterstände und ein paar Kleinbunker vom Typ FB-3 befanden sich alle anderen Gebäude zu dieser Zeit nur im Rohbauzustand (Garagenbunker, DHS-Gebäude, Feuerstellungen)

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Das Gelände wurde kurz darauf, am 08.März 1990, in zivile Rechtsträgerschaft übergeben und aus dem Bestand der NVA ausgegliedert. Bis zu diesem Zeitpunkt waren knapp vier Millionen Mark der DDR im Raschütz-Wald verbaut worden¹.

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Ironischerweise bestand denn plötzlich keinerlei Interesse mehr an einer zivilen Nachnutzung…es mangelte an Geld und an tragfähigen Konzepten. Das man das nicht vorher bedachte, ist nicht überraschend. Die Gemeinde verkaufte das Gelände, ohne das hier weiter etwas passierte. Eine Zeitlang wurde das Gelände noch als „Spielwiese“ durch einen Airsoft-Waffen-Verein genutzt. Sehr einfallsreich. Die Rohbauten auf dem Gelände stehen immer noch und der Beton im Wald erzählt seine eigene Geschichte.

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Quellen:

¹ [Hrsg.] Sächsische Staatskanzlei: „1989. Chronologie der Wende in Sachsen“; Bearbeiter: Aline Fiedler und Frank Tiesler; 2., überarbeitete und ergänzte Auflage; Dresden, 2000

NVA – FRA 313 Kroppen

An der heutigen Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg liegt, mitten im Wald, die Raketenstellung der Flugabwehr-Raketen-Abteilung 313.

FRA 313 Kroppen 02Erbaut wurde das Objekt Anfang der 1960er Jahre im Zusammenhang mit den anderen zum FRR 31 gehörenden Stellungen (FRA 311 in Groß Döbbern, 312 in Großräschen, 313 in Kroppen und 314 in Großröhrsdorf).  Seit etwa 1963 befand sich diese Raketenstellung im Diensthabenden System der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung der DDR. Als Raketentechnik wurde in den 1960er Jahren das System „Dwina“ genutzt. Nach umfangreichen technischen Modernisierungen in den 1970er Jahren wurde 1976 das neue Raketensystem „S-75 Wolchow“ eingeführt. Die Anzahl der Startsysteme wurde von 4 auf 6 erhöht.

Gedacht waren die FRAs 31x als 2. Staffel zur Luftraumüberwachung und Abwehr von eindringenden Flugzeugen aus Richtung West – Raum Thüringische Tiefebene – in der zweiten Staffel für den Raum Lausitz / Dresden. Durch Personalmangel und Geldknappheit gingen die Raketenstellungen des FRR-31 im Jahr 1984 aus dem Diensthabenden System der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung der DDR und waren nicht mehr ständig besetzt. Die einzelnen FRA sollten nunmehr nur noch im Mobilmachungsfall voll besetzt werden. Für den regulären Betrieb einer FRA waren etwa 150 gut ausgebildete Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere erforderlich.

In erstaunlich gutem Zustand befind sich noch der Raketenlagerbunker.FRA 313 Kroppen 03Die elektrischen Außen-Installationen sind noch erhalten. Der Bunker selbst ist leer.

Im Bereich der Betankungsanlage für die Raketen liegen die Erdtanks noch an Ort und Stelle…FRA 313 Kroppen 04

Ein heute recht seltenes Bild der Technischen Zone zeigt die Kavernen zur Trink- und Brauchwasser-Aufbereitung, dahinter die noch erhaltenen Fahrzeugunterstände des Fuhrparks. Zwischen den Kavernen und den Fahrzeugunterständen führt der Weg nach rechts zum Raketenlagerbunker, nach links zum Unterkunftsbereich (A-Objekt)FRA 313 Kroppen 05

Nicht nur das Trafohaus für die Stromversorgung des Objektes ist noch erhalten, sondern auch ein Teil der Schaltanlagen ist noch zu erkennen – im Bild ein technisches Relikt aus den 1960er Jahren: ein manuell mittels Schaltstange zu bedienender Leistungsschalter.FRA 313 Kroppen 06

Der hier verbaute Transformator war sehr wahrscheinlich mit Öl gekühlt, wie die Kontrolleinrichtung für Ölproben zeigt.FRA 313 Kroppen 01

Ende der 1980er Jahre sollte eine neue Feuerstellung für die FRA 313 errichtet werden, da sich der Schießwinkel zur Bekämpfung von tief fliegenden Objekten als nicht optimal erwies. Die neue Stellung sollte in Lampertswalde entstehen. Der Ausbau begann 1988/1989, wurde aber nicht mehr fertig.

Die Bundeswehr übernahm den Standort formal zum 03.10.1990, um ihn (wie so viele andere) bis zum 31.12.1990 abzuwickeln. Danach wurde das Gelände sich selbst überlassen.