NVA – Territoriale Führungsstelle Kdo MB V Alt Rehse – SBW 05 – Nachrichtenbunker

Mit Abstand der größte Bunker in der „Bunkerstadt Alt Rehse“ ist der zentrale Nachrichtenbunker. Im offiziellen Sprachgebrauch war die Rede von Nachrichtenobjekt, oder vom Teilobjekt Null Fünf. Von Bunkern wurde nicht gesprochen.

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Nachrichtentechnisch bezeichnet wurde der Nachrichtenbunker aus Gründen der Tarnung und Verschleierung der tatsächlichen Nutzung als Hilfsnachrichtenzentrale (HNZ-51), postalisch (also sozusagen die zivile Bezeichnung) war es die Übertragungsstelle-2 (ÜSt-2) Neubrandenburg. So konnten Schaltaufträge ausgelöst werden, Kabel verlegt werden und sonstige nachrichtentechnische organisatorische Handlungen durchgeführt werden, ohne den wahren Nutzer oder Zweck zu offenbaren.

Für die nachrichtentechnische Erschließung mussten viele Kabel neu verlegt werden; hier war zu Beginn der Bauarbeiten so gut wie nichts vorhanden. Beispielsweise enden die postalischen Sonderkabel SoK 312 und SoK 334 im Nachrichtenbunker Alt Rehse.

Die Kabel wurden nach der Aufgabe der Nutzung zwar alle im Bunker gekappt, dürften im Gelände allerdings noch heute vorhanden sein; ausgegraben hat die niemand.

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Wie fast alle Bunker in Alt Rehse wurde auch der Nachrichtenbunker oberirdisch errichtet und später mit Erde angeschüttet. Hier wurden acht Röhren vom Typ FB-75 so verbaut, das sie die Form eines an der Längsseite gespiegelten Kreuzes haben. Genutzt wurden zu Zeiten der NVA ausschließlich die zentralen Röhren der Hauptachse; die zahlreichen Querröhren waren zum großen Teil leer und waren für den Ernstfall zur weiteren Nutzung vorgesehen und vorbereitet. Hier sollten mobile Funktruppen entfalten und für eine backup-Lösung für die drahtgebundene Kommunikation sorgen. Die Tore dieser Querröhren sind alles, was man heute von außen erkennen kann – die Natur hat das gesamte Bauwerk gut verhüllt.

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Selbst auf dem Bunkerdach ist kein Durchkommen – brusthohes Gestrüpp und diverser Bewuchs versperren nicht nur die Sicht. Absolut gefährlich: Man sieht nicht, wo man hin tritt. Einen der Notausstiege kann man mit Mühe erkennen…

Das Zugangsbauwerk ist eher unscheinbar und sieht aus wie ein Geräteschuppen aus Holz.

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Hinter der hölzernen Eingangstür ist ein sehr kurzer Gang, der nach links abbiegt und vor einer Gittertür endet.

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Diese Gittertür konnte im Normalbetrieb nur von innen vom Diensthabenden über einen elektronischen Türöffner geöffnet werden. Zuvor musste man sich telefonisch anmelden; eine Kamera befand sich hinter der Gittertür und überwachte optisch den Eingangsbereich. Kamera und Telefon sind hier natürlich längst verschwunden. Reste der Kabelführung kann man noch erkennen und noch vier Bohrlöcher an der Stelle, an der sich die Kamera befand.

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Nach der Gittertür biegt der Gang scharf nach rechts ab und führt in den Schleusenbereich – der eigentliche Hauptzugang in den Bunker.

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Die Drucktüren sind hier noch alle vorhanden. Ebenso weitere kleine Details im Schleusenbereich, die sonst in den meisten Fällen nicht mehr erhalten sind. Hier die Halterungen für die Müllsäcke nebst noch erhaltenem Müllsack zur Entsorgung von kontaminierter Ausrüstung und Bekleidung in der Schleuse Nummer 2.

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In der Schleuse Nr. 1 sind die Halterungen gerade noch erhalten, dafür existiert das Ablagebrett daneben noch.

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Beim Blick zurück in Richtung Haupteingang / Ausgang erkennt man an den Drucktüren noch die Kontakte für die Türüberwachung. Beim Ein- und Ausschleusen waren nie alle Türen gleichzeitig geöffnet; zuerst musste Kammer eins betreten werden; erst nachdem die Eingangsdrucktür verschlossen war, wurde die zweite Tür geöffnet und die zweite Kammer konnte betreten werden. Nachdem auch hier die Zugangstür von Kammer eins verschlossen war, konnte die Zugangstür in das Schutzbauwerk geöffnet werden.

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Am Ende des Schleusenbereiches befindet sich rechter Hand die Dekontaminationsdusche (die bei langen Dienstzeiten von der Bunkerbesatzung gelegentlich auch so mitbenutzt wurde) und der Sanitärbereich.

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Warmes Wasser wurde hier in einem riesigen Wasserboiler bereit gestellt – wie das Typenschild verrät: Baujahr 1980.

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Stark gelitten hat der Sanitärbereich; zumindest sind die Waschbecken alle noch intakt; die Spiegel über den Waschbecken wurden fein säuberlich abmontiert und sind verschwunden. Erhalten geblieben sind erstaunlicherweise die Ablageborde über den Waschbecken – typischer DDR-Look aus Kunststoff in der typischen Farbe.

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Ein witziges Detail befindet sich bei den Toiletten: hier hängt noch der originale Vorhang! Eine Tür als Abtrennung gab es nicht. Eine kleine Wand aus Pappe diente als Trennung zur Nachbarkabine, die ebenfalls nur einen Vorhang hatte. Auch der DDR-typische Hochspüler mit der Kette zum Ziehen ist noch erhalten.

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Noch auf der oberen Ebene, hinter dem Schleusenbereich links, befindet sich der Filterraum, der durch eine Drucktür zu betreten ist.

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Ein weiterer Zugang war über eine Wartungsluke von der Schleusenkammer Nummer Zwei aus möglich.

Der Raum beherbergte den äußeren Bereich der Frischluftzufuhr.

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Hier wurden auch die Luftfilter gelagert und bei Bedarf zwischen den Hauptlüfter und das Ansaugrohr angeflanscht. Bei einem der Haupt-Lüfter (L 5.2) ist die für den Filter vorgesehene Stelle gut zu erkennen, da hier der Platz für den Filter nur provisorisch abgedichtet wurde.

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Bei einem anderen Lüfter (L 5.3) wurde der Filter durch eine Stück Rohr ersetzt.

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Für den Fall, das die automatischen Verschlussventile versagen sollten, konnten die Zuleitungsrohre für die Frischluft auch manuell verriegelt werden.

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Die Funktionsfähigkeit der Luftfilter konnte über eine spezielle Leitung getestet werden.

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Vom Schleusenbereich führte eine steile Metalltreppe in das Zwischenbauwerk, dass die beiden Hauptröhren des Schutzbauwerkes verbindet..

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Am Fuße der Treppe, linkerhand, befand sich der innere der Teil der Belüftungsanlage. Der Zugang ist hier nur durch eine Wartungsluke möglich.

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Dieser Raum befindet sich genau unter dem Filterraum und beherbergt den inneren Teil der Belüftungsanlage für das Schutzbauwerk.

Am Fuße der Treppe fällt der Blick in den Eingangsbereich einer Tunnelröhre.

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Die Tür links – noch vor dem Zugang in die Tunnelröhre – beherbergt den elektrischen Schaltraum.

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Vom Zwischenbauwerk aus geht es nun in die Tunnelröhre. Der Innenausbau des FB-75 ist hier sehr gut erhalten – rechts die Bunkeraußenwand in Halbschalenform.

Hinter der lang gestreckten Innenwand auf der linken Seite verbirgt sich im Raum 7.2  die Übertragungstechnik („ÜT“ abgekürzt) – streng genommen das technische Herz, die eigentliche nachrichtentechnische Übertragungsstelle. An der Innenseite befand sich die gesamte Rangierverteilung.

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Auf der gegenüberliegenden Seite – der Bunkeraußenwand – befand sich die Kabeleinführung.

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Zwischen der Kabeleinführung und der Rangierverteilung befand sich noch eine Schaltschrankreihe, die heute leider verschwunden ist. Einige Abdrücke im Fußboden kann man noch erkennen.

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Man kann noch gut erkennen, dass die Kabel im Bunkerinneren im bzw. unter dem Fußboden verlegt wurden. Die nach außen führenden Kabel wurden alle gekappt, viele Kabel und fast die gesamte Nachrichtentechnik sind inzwischen verschwunden. Insgesamt sieht es ziemlich „wüst“ und heruntergekommen aus.

Trotz der Verwüstung sind noch einige interessante Details erkennbar: druckluftlose Kabelmuffen; die Abdichtungen der Kabel und der Kabeleinführungen; ein 200-Doppel-Ader-Telefonkabelrest mit Bleiummantelung; die Beschriftung für einige Sonderkabel; Kabelverteiler mit Aufklemmschutz; die noch erhaltenen Leistungsübertrager für die Signalverstärkung.

Neben der Übertragungstechnik – im Raum 7.3 befand sich sehr wahrscheinlich der Raum der Telefonvermittlung. Zu sehen ist davon heute nichts mehr.

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Im Raum 7.4 befanden sich Funkarbeitsplätze und der Fernschreiber.

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Am Ende der Tunnelröhre befindet sich der Aufstieg zu einem Notausgang.

Die Funktion des Raumes hinter der Not-Leiter lässt sich heute nicht ermitteln, es könnte sich hier um den Sozialraum / Speiseraum der im 24-Stunden-Dienst arbeitenden Bunkerbesatzung gehandelt haben.

Ebenfalls am Ende der Bunkerröhre der Zugang zum Kopfbauwerk, in das die leeren Querröhren münden.

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Die nach außen führenden Querröhren des Bauwerkes werden heute als Lager genutzt,

Zurück zur Haupt-Treppe und dem Zugang in die zweite Hauptröhre. Rechts von der Treppe die schon beschriebene Wartungsluke zum Lüfterraum unter dem Filterraum.

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Noch im Zwischenbau – Blick zur Treppe, linkerhand der Raum mit der Kühl- und Brauchwasseraufbereitung (Raum 1.10). Die gesamte Bunkertechnik (Lüftung, Strom, Wasser, Abwasser) befand sich im sogenannten Zwischenbau zwischen den beiden Hauptröhren des Bunkers. So brauchten die Wartungstechniker nicht in die Nachrichtenbereiche (was die meisten auch nicht durften).

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Die Brauchwasseraufbereitung sieht aus, als wäre sie noch vollständig erhalten. Alle Tanks unbeschädigt, die Kabel und Schalttafeln unzerstört.

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Der erste Blick in die Bunkerröhre 1 zeigt, das hier der Verfall schon stärker fortgeschritten ist. Teile der äußeren Wandverkleidung sind bereits herunter gefallen und bedecken den Fußboden teils knöchelhoch.

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Auffällig sind die Gittertüren vor allen Räumen. Dieser Teil des Bauwerkes war Sicherheitsbereich. Hier befanden sich die Arbeitsräume der sogenannten Spezialnachrichten – SND, oder auch nach der russischen Bezeichnung, SAS genannt.

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In vereinfachter Umschrift Sasekretschiwanije Awtomatitscheskoje Swjasi – in etwa zu übersetzen mit Automatische Chiffriergeräte. Als Bestandteil des Nachrichtenwesens bestand die Aufgabe des SAS- und Chiffrierdienstes (so eigentlich die offizielle Bezeichnung in der DDR) in der Gewährleistung der gedeckten Truppenführung über Nachrichtenverbindungen. Praktisch wurden entweder Nachrichten direkt chiffriert oder verschlüsselt oder codiert übertragen – über Fernsprechverbindungen, Fernschreibverbindungen; über Funk-, Richtfunk oder kabelgebundene Verbindungen; mobil oder stationär. Die „SAS-Truppen“ waren eine geheime „Truppe“ innerhalb der Nachrichtentruppe. Die Geheimhaltung war so groß, das selbst heute kaum jemand darüber spricht. Nicht nur die Geheimhaltung war groß, auch die Paranoia – deshalb auch die Gittertüren hier vor den Arbeitsräumen. Doch damit nicht genug: vor den Türen befanden sich noch dicke Vorhänge, die zugezogen sein mussten, bevor die Tür geöffnet wurde. Es durfte kein Unbefugter auch nur einen Blick werfen können auf Unterlagen oder Technik. Erstaunlich, das die Halterungen für die Türvorhänge noch heute erhalten sind.

So ganz durchdacht war das Sicherheitskonzept wohl nicht. Die Sicherungen für diesen geheimen Sicherheitsbereich befanden sich auf dem Flur. Hier hätte man recht einfach allen den Strom abschalten können. Zumindest war der Sicherungskasten plombiert – die Reste kann man an der rechten Seite noch erkennen.

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Der Diensthabende Offizier des Bauwerkes (wahrscheinlich eher der DNZ, der Diensthabende der Nachrichtenzentrale) hatte ebenfalls sein Dienstzimmer in diesem Bereich – im Raum 2.2. Zu sehen ist davon heute nichts mehr außer einem leeren Zimmer.

In den anderen Räumen befanden sich Arbeitsplätze für die SAS-Fernschreiber und SAS-Fernsprecher nebst separaten Räumen für die Technik; der Chiffrierraum und eine kleine Kurierzentrale, in der Fernschreiben aufgenommen und ausgegeben wurden. Das erfolgte durch eine spezielle Klappe, die sogenannte VS-Luke. Neben der Kurierzentrale befand sich der Bereich der Fernschreiber.

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Ein kleiner Werkstattbereich für einfache Reparaturen befand sich wahrscheinlich ebenfalls unter den Räumlichkeiten.

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Auffallend ist der noch heute gut erkennbare besondere Schallschutz in diesen Räumen. Dafür gab es besondere Vorgaben, die Abhören verhindern sollte.

Der allgemeine Zustand der Räume ist jedoch eher schlecht.

In der Übertragungstechnik in der Bunkerröhre Eins war sogar noch ein Telefonverteiler für den Bereich SND beschriftet. Damit sich niemand auf die Telefonleitung „aufklemmen“ konnte, waren die Kontakte mit einem entsprechenden Schutz versehen.

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Am Ende der Bunkerröhre befindet ich wieder ein Aufgang zu einem Notausstieg und der Zugang zum Kopfbauwerk, in den die Querröhren münden.

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In einer dieser Querröhren befindet sich noch ein Zugang zum Notausstieg (derselbe Notausstieg, wie im SAS-Bereich).

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Die Röhren sind leer und man schaut von hinten auf die Eingangstore.

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Die hin und wieder anzutreffenden phosphoreszierenden Türkennzeichnungen stammen aus der Zeit der Bundeswehr – Nutzung.

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Seit dem 01. Juli 1998 steht die Bunkeranlage leer und wartet auf eine sinnvolle Nachnutzung.

NVA – Territoriale Führungsstelle Kdo MB V Alt Rehse – SBW 04 – Stabsbunker

Etwas abseits im Alt Rehser Gelände findet man einen von drei Stabsbunkern. Die Betonplattenstraße ist gerade noch erkennbar, der Eingang zum Bunker ist kaum auszumachen, die Natur hat sich hier schnell ihr Territorium zurück erobert.

Zu Zeiten der NVA war die Bezeichnung für diesen Bunker „Bauwerk Nummer 4“, oder Teilobjekt Null Vier. Von Bunkern sprach offiziell niemand. Selten wurde von Schutzbauwerken (SBW) gesprochen.

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Wie die meisten der Alt Rehser Bunker wurde auch dieser oberirdisch erbaut und im Anschluss mit Erde überdeckt und bepflanzt. Der Eingang ist durch den dichten Bewuchs kaum noch zu erkennen. Auch dieser Bunker besteht aus drei großen Bunkerröhren vom Typ MB-75. Zwei der Länge nach angeordnet, der dritte quer zur Hauptachse, mittig angeordnet. Über dem Schnittpunkt der Bunkerachsen befand sich das Zugangsbauwerk und die Zugangsschleuse – und bildete die obere Ebene des Schutzbauwerkes.

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Das Zugangsbauwerk besaß zur Tarnung einen hölzernen Vorbau in Form eines Geräteschuppens, der inzwischen verschwunden ist. Ebenso verschwunden ist die typische Gittertür, die im Normalbetrieb nur von innen (über einen elektrischen Türöffner) geöffnet werden konnte. Wer Einlass begehrte, musste sich über ein spezielles Telefon beim Diensthabenden des Bauwerkes anmelden. Vermutlich war hier auch eine Kamera installiert. Nach der Gittertür biegt der Zugangstunnel 90 Grad nach rechts ab und führt in den Schleusenbereich. Viele der druckdichten Türen (Tambour genannt) sind heute nicht mehr vorhanden.

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Am Ausgang des Schleusenbereiches liegt die Zugangstreppe in die untere Etage – den Hauptbereich des Schutzbauwerkes – und der Sanitärbereich mit Dusche und WC. Warmes Wasser wurde über einen elektrischen Boiler gewonnen.

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Das Thermometer an der Warmwasseraufbereitung war auf 200 Grad Celsius ausgelegt! Es ist nach all den Jahren immer noch funktionsfähig.

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Der Zustand der Sanitäranlagen ist erstaunlich. Fast noch im Originalzustand: die Vorhänge vor den beiden Toilettenkabinen, Klobürstenablage Marke Eigenbau, Toilettenpapierhalter… so sah es auch zu Zeiten der NVA aus.

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Vom unteren Ende der Treppe hatte man Zugang in alle drei Bunkerröhren.

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Funktionen lassen sich nur wenigen Räumen zuweisen. Der elektrische Schaltraum nebst Kabeleinführung und Nachrichtenkabel-Verteiler ist noch gut erhalten und eindeutig zu erkennen.

Temporäre Nachnutzer eines alternativen Wohnprojektes haben hier um die Jahrtausendwende eine „Freihandverkabelung“ durchgeführt, deren Reste auch gut zu erkennen sind. Auch die Lageplan-Skizze des Bunkers stammt aus dieser Zeit und befindet sich auf einer primitiven Schalttafel, die vermutlich zumindest rudimentär für Licht im Bunker sorgte.

Der Lüfter-Raum wurde durch die Nachnutzer als Leergut-Sammelstelle missbraucht…

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Auch der Raum mit den Brauch- und Kühlwassertanks ist noch erhalten und überraschend gut im Schuss.

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Die zugehörige Schalttafel sieht aus wie neu.

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Zwei der drei FB-75-Röhren wurden durch das alternative Wohnprojekt zu Wohn- oder Partyzwecken umfunktioniert. Von der originären Einrichtung ist fast nichts mehr erhalten. Gut zu erkennen ist dadurch jedoch die Größe und der Aufbau der FB-75-Bunkerröhre mit Erdgeschoss und optionalem oberem Halbgeschoss.

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Auf dem Boden erkennt man noch die ursprüngliche Raumaufteilung – das Innere wurde durch die Nachnutzung nahezu vollständig entfernt.

Auch in den anderen Bunkerröhren wurden die Innenwände fast überall entfernt.

In zwei Bunkerröhren führt eine kurze Stahltreppe (noch Originalzustand) in das obere Halbgeschoss.

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In einer Bunkerröhre sieht man heute fast nur noch den Rohbauzustand des oberen Halbgeschosses. Die Markierungen auf dem Fußboden zeigen noch, wo Zwischenwände standen und das Obergeschoss in zwei separate Bereiche teilten.

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Der Aufgang ins Obergeschoss in der zweiten Bunkerröhre erinnert schon eher an den Originalzustand – zumindest stehen noch ein paar Innenwände.

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Am oberen Ende der Treppen gehen rechts und links vom Treppenabsatz zwei separate Bereiche ab –  jeweils durch einen Vorhang getrennt. Die Vorhänge dürften auch noch Originale sein und sind in überraschend gutem Zustand.

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Und der Blick auf die andere Seite…

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Auch der originale Fußbodenbelag ist hier oben fast völlig intakt; die Reste der Leuchtstoffröhren- Deckenbeleuchtung sind ebenfalls noch erkennbar. Unbekannt ist jedoch die Funktion der Räume – vermutlich befand sich hier der Ruhe- und Schlafbereich.

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Am Ende der Röhre befand sich der Zugang zum Notausstieg.

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Überraschenderweise fanden sich noch zwei kleinere Relikte – eine Halterung für die Notbeleuchtung (Taschenlampe) made in GDR….

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… und im Untergeschoss lag völlig unscheinbar noch dieses Teil herum:

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„TSM“ ist die Abkürzung für „Truppenschutzmaske (vulgo „Gasmaske“). Diese waren tatsächlich manchmal in Eimern eingelagert, deren Deckel eben mit „TSM“ beschriftet war.

 

 

 

 

 

 

 

NVA – Territoriale Führungsstelle Kdo MB V Alt Rehse – SBW 06 – Technikbunker

Das technische Herz – sozusagen die Lebenserhaltungssysteme – der „Bunkerstadt Alt Rehse“ schlug hier – im Technik-Bunker. Offiziell war es das Bauwerk Nummer 6, oder Teilobjekt Null Sechs. Von Bunkern sprach offiziell niemand.

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Wie die meisten der Alt Rehser Bunker wurde auch dieser oberirdisch erbaut und im Anschluss mit Erde überdeckt und bepflanzt. Der Eingang ist durch den dichten Bewuchs kaum noch zu erkennen, die ursprünglichen Wege zum Bauwerk sind alle verschwunden. Das sogenannte Zugangsbauwerk sah von außen unscheinbar und eher wie ein Geräteschuppen aus.

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Der Technikbunker besteht aus drei großen Bunkerröhren vom Typ MB-75. Zwei der Länge nach angeordnet, der dritte quer zur Hauptachse, mittig angeordnet. Über dem Schnittpunkt der Bunkerachsen befand sich das Zugangsbauwerk und die Zugangsschleuse – und bildete die obere Ebene des Schutzbauwerkes.

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Der Zugang zum Bauwerk erfolgte zunächst durch eine Gittertür. Diese konnte im Normalbetrieb nur von Innen (über einen elektrischen Türöffner) geöffnet werden. Wer Einlass begehrte, musste sich über ein spezielles Telefon beim Diensthabenden des Bauwerkes anmelden. Ob hier auch eine Kamera installiert war (wie es in einigen anderen Schutzbauwerken üblich war), ist heute nicht mehr sicher festzustellen. Zumindest eine Kabelführung und die Reste einer Halterung an der Wand gegenüber der Gittertür deuten darauf hin. Kamera und Telefon sind längst verschwunden. Immerhin ist die Gittertür noch vorhanden, selbst wenn der montierte Sichtschutz nicht den Originalzustand darstellt.

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Nach der Gittertür biegt der Zugangstunnel 90 Grad nach rechts ab und führt in den Schleusenbereich.

Am Ende des Schleusenbereiches liegt linkerhand der Filterraum.

Am Ausgang des Schleusenbereiches liegt die Zugangstreppe in die untere Etage – den Hauptbereich des Schutzbauwerkes – und der Sanitärbereich mit Dusche und WC. Warmes Wasser wurde über einen elektrischen Boiler gewonnen. Hier liegt der Heizstab auf dem Boden. Vermutlich waren Metalldiebe am Werk, die auf Kupfer hofften…

Der Zustand der Sanitäranlagen ist nicht besonders, obwohl die Installationen noch halbwegs erhalten sind.

Vom unteren Ende der Treppe hatte man Zugang in alle drei Bunkerröhren.

Der Bunker beherbergte in der einen Längsröhre die Netzersatzanlage – einen 400 kVA Dieselgenerator, der mit einem Generator fest verbunden war, den Transformator und die Mittelspannungsschaltanlagen. Von hier aus führten die Stromleitungen unterirdisch zu allen anderen Bunkern in dem weitläufigem Gelände, um bei Ausfall des Stromnetzes von außen hier eine netzunabhängige Versorgung zu gewährleisten.

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Der Dieselmotor ist noch fast vollständig erhalten, der Generator (insbesondere die Kupferwicklungen des Rotors) wurde von Metalldieben geplündert.

Markant ist das dicke Rohr in roter Farbe, das den Dieselmotor mit frischer Luft von außen versorgte – es sieht auch heute noch aus wie gerade fertig gestellt.

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Gut erhalten ist der sogenannte Tankraum. Ein separater, abgetrennter Raum, der die Dieseltanks für die Netzersatzanlage enthält.

Gut erkennbar ist am Ende der Tunnelröhre der sogenannte Montageschacht – über diesen Schacht konnten alle großen und sperrigen Bauteile in das Bauwerk hineingebracht werden. Die obere Luke scheint längere Zeit offen gestanden zu haben. Im Bodenbereich steht hier Wasser.

Beeindruckend ist auch heute noch der Raum mit den Mittelspannungsschaltanlagen.

Der Transformator fand in einem kleine separaten Raum seinen Platz.

Vermutlich haben Metalldiebe versucht, den Trafo nach außen zu bringen. Zumindest wurde er aus seiner Verankerung gerissen. Weit sind sie mit dem Transformator nicht gekommen. Nur wenige Meter. Kurz vor der nächsten Tür haben sie aufgegeben. Und so liegt er noch heute mitten im Schaltraum auf der Seite.

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Im Schaltraum muss sich auch der Arbeitsplatz des Dispatchers befunden haben. Hier befand sich eine Schalttafel, mit der auch sämtliche Türen überwacht werden konnten.

In einer unscheinbaren Schalterreihe befindet sich auch der Türöffner für die äußere Gittertür – also befand sich hier die Zugangskontrolle zum Bunker.

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Beeindruckend ist noch heute die Vielzahl der Schalttafeln. Teilweise sieht es so aus, als könnte das Bauwerk morgen wieder in Betrieb genommen werden.

Von der Schalt- und Steuerzentrale konnte die Leistungsaufnahme aller weiteren Schutzbauwerke (Bauwerke 1 bis 5) überwacht werden. Welches Bauwerk welche Funktion hatte, wussten die hier arbeitenden Techniker nicht!

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Leer stehen heute die Räume des Werkstattbereiches. Wann immer im Technikbunker etwas nicht mehr funktionierte – hier wurde es repariert.

In der zweiten Längsröhre – am weitesten von den Schaltanlagen entfernt – befand sich die Wasseraufbereitung, bestehend aus Tiefbrunnen nebst Pumpe, Wasserspeichern und einer Chlorierungsanlage für das Trinkwasser. Trinkwasserleitungen führten von hier aus unterirdisch zu allen anderen Bunkern auf dem Gelände, um deren Versorgung sicher zu stellen. Auch heute wirkt alles noch sehr aufgeräumt und betriebsbereit.

Die dritte Röhre beherbergte vermutlich den Dienst- und Aufenthaltsbereich sowie den Schlafbereich. Zu sehen ist davon heute nichts mehr, die wenigen Räume in der Bunkerröhre sind leer.

Unscheinbar und in einer Ecke verstiegt befindet sich eine kleine Luke – sieht führt zum Notausstiegsschacht.

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Sämtliche technische Einbauten stammen aus dem Jahr 1980. Vermutlich war der Technikbunker der erste, der auf dem Gelände fertig gestellt worden war. Inbetriebnahme für das Gesamtensemble war erst zwei Jahre später, 1982.

NVA – Kdo MB V Territoriale Führungsstelle Alt Rehse

Hier war immer alles „Streng Geheim“. „Betreten Verboten“ – Schilder, Zäune und bewaffnete Posten sicherten das Gelände. Spätestens mit dem Einzug der NVA auf das Gelände des Schlossparkes Alt Rehse  begann die Geheimniskrämerei. Zunächst war im ehemaligen Gutshaus ein Gästehaus für hochrangige Besucher eingerichtet worden, die ihre Gesprächspartner im Kommando des Militärbezirkes V in Neubrandenburg besuchen wollten oder an militärischen Tagungen teilnahmen.

Alt Rehse - Herrenhaus 07

Auch ein Armee-Musikcorps hatte bis Mitte der 1970er Jahre hier seinen Sitz. Ab 1978 begannen jedoch umfangreiche Baumaßnahmen in dem hügeligen Gelände, die bis 1982 andauerten. Südlich des Schlosspark-Geländes im stark bewaldeten Gebiet, vor Blicken von außen gut versteckt, entstand eine recht große Bunkerlandschaft. Was hier gebaut wurde, war natürlich „streng geheim“. Die Gerüchteküche brodelte bei den wenigen Dorfbewohnern. Hinter vorgehaltener Hand munkelte man von einem Chemiewaffenlager.

Führungsstelle Kdo MB V Alt Rehse 022


Kleiner Exkurs NVA – Militärgeschichte

Zur Verwaltung war die Nationalen Volksarmee der DDR in zwei Militärbezirke aufgeteilt. Der südliche Militärbezirk III umfasste die Bezirke Cottbus, Halle, Leipzig, Gera, Suhl, Karl-Marx-Stadt, Dresden und Erfurt ; der nördliche Militärbezirk V umfasste die Bezirke Rostock, Neubrandenburg, Schwerin, Potsdam, Magdeburg und Frankfurt / Oder. Die beiden Militärbezirke bestanden aus territorialen Verbänden, Truppenteilen, Einheiten und militärischen Einheiten verschiedenster Waffengattungen. Unterstellt waren die Militärbezirke in Friedenszeiten zunächst dem Ministerium für Nationale Verteidigung und später (ab 1972) dem extra für die Truppenverwaltung neu gegründetem Kommando der Landstreitkräfte. In bestimmten Militärkreisen machte man sich darüber lustig: Was ist überflüssiger als ein Kropf? Das Kommando der Landstreitkräfte!  Im Kriegsfall wären aus den Militärbezirken jeweils eine Armee (die 3. und die 5. Armee) mit insgesamt 11 Divisionen geformt worden. Beide Armeen wären dann Bestandteil der sowjetischen 1. Front geworden, die dann aus 6 sowjetischen Armeen der GSSD und den beiden Armeen der NVA bestanden hätte und dem Generalstab der GSSD unterstand.

Mit der Gründung der NVA zum 01. März 1956 wurde aus der Territorialen Verwaltung Nord der Kasernierten Volkspolizei die Verwaltung des Militärbezirkes V; aus der Territorialen Verwaltung Süd der Kasernierten Volkspolizei wurde die Verwaltung des Militärbezirkes III. Da das Wort „Verwaltung“ nicht militärisch genug erschien, erfolgte am 15. Mai 1957 die Umbenennung in „Kommando“. Die Kommandos der Militärbezirke (abgekürzt Kdo. MB, manchmal auch KMB) waren in Friedenszeiten also die territoriale Kommando (und Verwaltungs-) Behörden für die in ihrem Gebiet befindlichen Truppenteile, Dienststellen und Einrichtungen.

Aus den Kommandos der Militärbezirke wäre im Kriegsfall jeweils ein Armeestab und ein Kommando des territorialen Militärbezirks entstanden. Die Armeestäbe hätten dann dem Frontstab der sowjetischen Truppen unterstanden. Die „restlichen“ territorialen Truppen der NVA wären weiter unter nationalem Kommando der territorialen Militärbezirke der NVA geblieben. Zu ihren Aufgaben zählten unter anderem die zentrale personelle, technische und rückwärtige Sicherstellung, die Sicherstellung der Heranführung der Streitkräfte in die Verteidigungsräume, die Bereitstellung von Einheiten für die Instandhaltung des gesamten Verkehrsnetzes (Straße, Bahn, Wasserstraßen), die Sicherung und Aufrechterhaltung des Nachrichtenwesens, der Energieversorgung und aller rückwärtigen Dienste (z.B. Truppenversorgung, Krankentransporte, Bewirtschaftung der Staatsreserven). Für den Kriegsfall waren verbunkerte Führungsstellen für die Stäbe vorbereitet – sogenannte Feldführungsstellen für die Armeestäbe und die Territorialen Führungsstellen für die verbliebene Territorialverwaltung.

Das Kommando des Militärbezirkes V hatte im November 1956 seinen Sitz von Pasewalk nach Neubrandenburg verlegt (in die ehemaligen Panzerkasernen der Deutschen Wehrmacht); die Territoriale Führungsstelle wurde ab 1978 in Alt Rehse am Westufer des Tollensesees errichtet.


Also keine Lager für Chemiewaffen, sondern eine Bunkerstadt für den Stab der Territorialen Führung des Kommandos des Militärbezirkes V war hier ab 1978 errichtet worden.

Etwa zur gleichen Zeit, als die Bauarbeiten für die Führungsstelle in Alt Rehse begannen, wurde im Nachbardorf Wustrow am Ufer des Tollensesees eine halb legale Ferienanlage für prominente NVA-Angehörige und die Neubrandenburger politische Elite errichtet. Man munkelte schnell, das hier einiges schwer erhältliches Baumaterial abgezweigt und Zweck entfremdet wurde – „sozialistisch umgelagert“ nannte man das damals. Folgen hatte das keine; man deckte lieber den Mantel des Schweigens darüber.

In Alt Rehse wurden innerhalb von vier Jahren fast 30 Millionen Mark der DDR verbaut. Es entstanden 6 Bunkerkomplexe einschließlich mehrerer Nebenanlagen. Bis auf eine wurden die Bunkeranlagen oberirdisch errichtet, mit Erde überschüttet und anschließend bepflanzt. Heute wirkt die Tarnung fast perfekt. Die Sichtweite vom Weg aus in das Gestrüpp und den Bewuchs beträgt gleich Null!

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Die Inbetriebnahme des gesamten Komplexes erfolgte im Juni 1982. Das Gelände umfasste im Wesentlichen:

  • einen separaten Zugangsbereich mit KDL-Gebäude, Wachgebäude und kleinem Garagenkomplex für den Fuhrpark
  • drei Stabsbunker, jeweils bestehend aus 3 Elementen vom Typ FB-75 – die Bunker sind heute entweder zugeschüttet oder so zugewachsen, das man sie im Gelände nur noch mit Mühe erkennen kann
  • ein kombinierter Bunker Rechenzentrale / medizinische Versorgung, bestehend aus 3 Elementen vom Typ FB-75

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  • ein Technikbunker mit 400 kVA Netzersatzanlage und Wasseraufbereitung, bestehend aus 3 Elementen vom Typ FB-75

Führungsstelle Kdo MB V Alt Rehse 046

  • ein Nachrichtenbunker (HNZ-51 / ÜSt-2 Neubrandenburg), bestehend aus 8 Elementen vom Typ FB-75
  • eine DHS-Baracke – vermutlich für die Zugangskontrolle und das Wartungspersonal
  • mehrere Fahrzeugdeckungen in offener Bauweise (also nur seitliche Erdaufschüttungen)
  • eine Bootsanlagestelle (nicht mehr erhalten – der heute vorhandene Bootsanleger ist ein Neubau, der sich jedoch nicht an der vorherigen Anlandungsstelle befindet)
  • eine Pumpstation für Brauchwasser, das aus dem See entnommen wurde (hier wurde inzwischen der originale Tarnfarben-Anstrich ersetzt)

Das gesamte Gelände war von einer Hochspannungssicherungsanlage umgeben, von der heute nichts mehr zu erkennen ist.

Für die Wartung und den technischen Betrieb der Bunker (Wasser / Abwasser / Elektro / Be- und Entlüftung) wurde die sogenannte Wartungseinheit 15 (WE-15) gegründet, die auf dem Gelände des Alt Rehser Schlossparkes ihren Sitz hatte – mit Kasernengebäude, Fuhrpark und weiteren militärischen Nebengebäuden.

Einige Gebäude des Schlosspark-Ensembles wurden durch Offiziere und Stab genutzt.

Bei genauerem Hinsehen erkennt man im Gelände noch Reste einiger Kleinbunker vom Typ FB-3, die zwar den Abriss überlebt haben, jedoch zugeschüttet wurden.

Im dichten Bewuchs kann man mit Mühe noch einige weitere typische Hinterlassenschaften finden…

Am 03.10.1990 übernahm die Bundeswehr das gesamte Gelände. Genutzt wurde es kaum, so das auch die Bundeswehr am 30.06.1998 hier auszog. Sinnvolle Nachnutzungskonzepte fehlen. Einige Bunker wurden versiegelt und auf dem Gelände laufen teilweise Abrissarbeiten.

Führungsstelle Kdo MB V Alt Rehse 008

Quellen:

Lautsch, Siegfried „Die NVA-Operationsplanung für Norddeutschland 1983 – 1988“ in: [Hrsg.] Bange, Oliver / Lemke, Bernd „Wege zur Wiedervereinigung: Die beiden deutschen Staaten in ihren Bündnissen 1970 bis 1990“, 2013

Alt Rehse – Herrenhaus (Schloss Lichtenstein)

In idyllischer Lage – in einem riesigem Park am westlichen Ufer des Tollensesee – befand sich einst der Familiensatz der Familie von Hauff. Der aus dem süddeutschen Raum stammenden Familie von Hauff gehörten große Teile des Dörfchens Alt Rehse, das mitsamt dem Gutspark das knapp 500 Hektar umfassende ritterliche Allodialgut „Schloss Lichtenstein“ bildete (also im Familienbesitz befindlich und vererbar).

Alt Rehse - Herrenhaus 18

Erbaut wurde das prachtvolle Gebäude 1898 durch Ludwig Freiherr von Hauff, der Dorf und Gut käuflich erworben hatte.

Alt Rehse - Herrenhaus 07

Das umliegende Gelände wurde in einen englischen Landschaftspark umgewandelt. Lange hatte die Familie jedoch nicht Freude an dem Anwesen.

Alt Rehse - Herrenhaus 19

Bei Sanierungsarbeiten brach am 11. Februar 1922 ein Feuer aus, der einen großen Teil des Gebäudes vernichtete. Es wurde kolportiert, dass es sich um Brandstiftung gehandelt haben könnte, um mit der Versicherungssumme die leeren Kassen des Erbauers zu sanieren. Diese Vermutung konnte jedoch nicht bewiesen werden. Es dauerte dann fast zwei Jahre, bis der Wiederaufbau in vereinfachter Form fertig war, der dem Gebäude sein heutiges Aussehen verlieh: zweistöckig, gemauert, mit Walmdach, eher neoklassizistisch angehaucht.

Alt Rehse - Herrenhaus 03

Alt Rehse - Herrenhaus 081923 starb Ludwig Freiherr von Hauff. Vermutlich kam es danach zu Erbstreitigkeiten. 1928 war das Gebäude verpachtet – an einen Dr. Knupe. Die Familie von Hauff (bzw. die Erben von Ludwig) verlegten den Familiensitz nun in das nahe gelegene Mallin.

Aufgrund der andauernden Erbstreitigkeiten hatte das Amtsgericht Penzlin (vermutlich 1930) das Konkursverfahren um das Gut Alt Rehse eröffnet, das nach einer Beschwerde der Mit-Erbin Ingeborg von Hauff (Tochter des verstorbenen Bauherren) von der nächst höheren Instanz wieder aufgehoben wurde.

Die zerstrittenen Erben entschlossen sich Anfang 1933 zum gemeinsamen Verkauf des Anwesens und suchten einen Käufer. Der Nationalsozialistische Ärztebund / Hartmannbund suchte ein geeignetes Objekt für ein Schulungszentrum. Da die Verkäufer sich nicht einigen konnten, verzögerten sich die Verkaufsverhandlungen. Schließlich wurde das gesamte Gelände nebst Schloss, Park und allen Anwesen 1934 gegen Zahlung einer Entschädigung enteignet und kam in den Besitz des Hartmannbundes, der hier die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft einrichtete. Nach der Auflösung des Hartmannbundes am 1. April 1936 wurde der Besitz der Kassenärztlichen Vereinigung zugeschlagen.

Alt Rehse - Herrenhaus 06

Das nunmehr ehemalige Herrenhaus wurde umgebaut. Hier hatten der Leiter der „Führerschule“ (Dr. Hans Deuschl) und sein Stellvertreter (Dr. Johannes Peltret) jeweils eine Wohnung. Weitere Räume wurden als Sitz der Verwaltung genutzt. Im Keller befand sich die zentrale Wäscherei.

Nachdem der Lehrbetrieb 1943 eingestellt wurde,  wurden die Gebäude bis zum Kriegsende als  Lazarett genutzt.

1945 zogen die sowjetischen Truppen ein, die das Gelände kampflos und unbeschadet übernahmen, es danach zuerst plünderten und dann zeitweise ebenfalls ein Lazarett einrichteten. Nachdem der Krieg zu Ende war, sollte das Schloss gesprengt werden. Dies geschah nicht, die russischen Besatzer richteten sich bis 1947 mit einer Kommandantur hier ein. Nach dem Auszug der Besatzer folge eine kurze Episode der friedliche Nutzung als Kinderheim für Flüchtlingskinder.

Alt Rehse - Herrenhaus 10

1952 zog ein Lehrerbildungsinstitut ein, das bis 1955 Sportstudenten ausbildetet. 1955 wurden Teile des Geländes von einer LPG genutzt; kurzzeitig nahm sogar das Ministerium für Staatsicherheit das Gelände in Beschlag, das hier eine Hochschule einrichten wollte.

1958 zog die Kasernierte Volkspolizei ein, dann die NVA. Das Gelände wurde zunächst zu Erholungszwecken genutzt, danach zu Ausbildungszwecken.  Das Schloss selbst diente einige Zeit als Gästehaus für das Kommando des Militärbezirkes V, das seinen Sitz in Neubrandenburg hatte.  Auf dem Gelände entstand dann ab Mitte der 1970er Jahre die Territoriale Führungsstelle des Kommandos des Militärbezirkes V. Seit dieser Zeit war das gesamte Gelände militärisches Sperrgebiet. 1990 übernahm dann die Bundeswehr, die bis 1998 blieb und hier eine Wohn – und Erholungsstätte für Offiziere betrieb. Alles militärische wurde bei deren Abzug mitgenommen und das Gelände sich selbst überlassen.

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Interessant (und wenig bekannt) ist, das sich von 1990 bis 2003 der Hartmannbund und die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (als Rechtsnachfolgerin der Reichsärztekammer [!]), um das gesamte Gelände stritten und es jeweils für sich beanspruchten und Rückübertragungsansprüche gerichtlich durchsetzen wollten. Die Gerichte entschieden zunächst für die Kassenärztliche Vereinigung, die – ironischerweise – hier an diesem Ort wieder eine Ausbildungsstätte für Ärzte errichten wollte. Dafür gab es jedoch – aus verständlichen Gründen – keinen Konsens mit den vor Ort Lebenden. Erst nach massiven Protesten und etlichen Gerichtsverfahren verzichtete die Kassenärztliche Vereinigung schließlich und gab das Gelände an den Bund zurück.

Eine Art Kommune lebte von 1998 bis 2014 auf dem Gelände, die hier ein alternatives Wohn- und Lebensprojekt verwirklichen wollte. Einer der Initiatoren hatte jedoch für die Finanzierung erforderliche Unterschriften auf Bürgschaften gefälscht; er wurde später verurteilt und der Kaufvertrag wurde rückabgewickelt.

Seit 2016 wird das gesamte Gelände zu einem Tagungs- und Spa-Hotel umgestaltet und weiter entwickelt.

Alt Rehse - Herrenhaus 13

Quellen:

Internetpräsenz alleburgen Punkt de

Born, Alexandra „Die Führerschule der Reichsärzteschaft in Alt Rehse – ethische
Grenzen in der modernen Medizin. Historische Aufarbeitung und aktuelle Diskussion unter Berücksichtigung des Bezugs zur Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik“, Diplomarbeit an der Hochschule Mittweida (FH), Fachbereich Soziale Arbeit,  2008 (Roßwein)

Henning, Ulrike „Alt Rehse auf der Suche nach sich selbst“, Neues Deutschland (online), 03.08.2016

Lueken, Sabine „Am Kraftort“, in: „Gesundheit braucht Politik. Zeitschrift für eine soziale Medizin“, 4/2015, S. 23 ff.

Rübsam, Jens „Das Dorf, auf dem die Hand drauf liegt“, taz. die Tageszeitung, 31.01.1997, S.11

Stommer, Rainer „Medizin im Dienste der Rassenideologie. Die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft in Alt Rehse“, Berlin, 2008