WK II – L.Hpt.Mun.Anst. 2/IV Mockrehna

Ein riesiges Gelände im Wald zwischen Eilenburg und Torgau. Einhundert Jahre militärische Nutzung haben ihre Spuren hinterlassen. Ein weitverzweigtes Wegenetz, Bahngleise, unzählige Überreste von Munitionsbunkern, von Bäumen bewachsen;  verfallende Gebäude, mitunter kaum zu erkennen vor dichtem grün.

Mockrehna 01

Die ehemalige Munitionsanstalt Mockrehna versinkt verwahrlost, geplündert und ausgeweidet im teilweise dschungelartigem Wald. Umgangssprachlich Muna oder Luftmuna genannt, war die offizielle Bezeichnung Luftwaffen-Hauptmunitionsanstalt 2/IV (offiziell abgeküzt: L.Hpt.Mun.Anst.) die zweite ihrer Art im Luftgau IV.

Nur wenige der Ruinen sind heute noch eindeutig jener Zeit zuzuordnen.

Die Anfänge der militärischen Nutzung des Geländes scheinen in das Jahr 1912 zu weisen – in die Zeit des ersten Weltkrieges. Der Wald des Eilenburger Ratsforstes schien vermutlich ein gutes Versteck zu sein für ein Munitionsdepot – Straße und Eisenbahn waren ebenfalls ganz nah dran. Größere Bauaktivitäten fanden dann erst wieder ab 1935 statt. Ein Bahnanschlußgleis wurde vom östlich gelegenen Bahnhof Mockrehna direkt in den Wald gebaut.

Mockrehna Bahnanschlussgleis

Innerhalb weniger Jahre entstanden auf der 240 Hektar großen Fläche die für Munitionsanstalten typischen getrennten Bereiche: Wohnbereich, Verwaltungsbereich, Arbeitsbereich und Verladebereich.

Die recht großzügig anmutende Wohnsiedlung für Offiziere entstand ganz im nördlichen Bereich. Die meisten der Häuser hatten Vorgärten, Gärten zur Selbstversorgung und eine Art Veranda.

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Der bauliche Zustand ist als ruinös zu beschreiben. Viel der Gebäude sind von einem natürlichem Einsturz nicht mehr weit entfernt. Was die Zeit, Vandalen oder Schrottdiebe nicht schafften, holt sich die Natur zurück. Wald und Buschwerk sind stellenweise so dicht, das man kaum die Gebäude erkennen kann, selbst wenn man kurz davor steht.

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Südlich vom Wohnbereich war ein kleiner Verwaltungsbereich, dem sich ein extra abgesperrter Bereich anschließt: der sogenannte Arbeitsbereich, der Munitionsarbeitshäuser und Munitionslagerbunker enthält – wie viele es sind, lässt sich heute nicht mehr genau sagen – ca. 100 Munitionslagerbunker werden es gewesen sein, zwei Bahnverladestellen – davon eine in einem von hohen Splitterwällen und Stacheldraht abgetrennten Bereich innerhalb des Sicherheitsbereiches.

Die Munitionslagerbunker wurden meist oberirdisch errichtet und danach mit Erde überdeckt. Anschließend wurde die Erdaufschüttung bepflanzt – zur Tarnung gegen Luftaufklärung. Selbst von den Wegen aus sind sie heute kaum von weitem zu erkennen.

Mockrehna Munitionsbunker 01

Zuerst wurde hier nur Munition für die Luftwaffe gelagert – hauptsächlich Bomben und Flakmunition. Der Standort Mockrehna wurde deshalb zunächst als Luftwaffenmunitionsanstalt 4/IV geführt.

Die Bunker sind natürlich alle ausgeräumt; selbst die Türen fehlen. Nur nackte Böden und Wände, teilweise mit den leidigen Graffities beschmiert, sind noch zu sehen.

Ab 1941 begann der Bau einer Füllstelle für chemische Kampfstoffe im nordwestlichen Teil des Geländes. Hier wurde hauptsächlich Senfgas, das in den Werken der Orgacid GmbH in Ammendorf produziert wurde, in Bomben abgefüllt. Jede Bombe enthielt 90,2 Kg des schon bei Hautkontakt tödlichen Kampfstoffes. Von der Gesamtproduktion aller mit Senfgas gefüllten Bomben des Deutschen Reiches lagerte knapp die Hälfte in Mockrehna!

Mit der Erweiterung des Geländes um die Abfüllanlage für chemische Kampfstoffe und der Schaffung eines separaten Bereiches für die gezielte Vernichtung von Munition wurde die Anlage zur Luftwaffen- Hauptmunitionsanstalt 2/IV hochgestuft.

Das ganze Gelände war natürlich von Stacheldraht umgeben und wurde bewacht. Die Reste eines Wachgebäudes kann man noch erkennen.

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Entlang der Wege bzw. des Bahndammes stehen in größeren Abständen weitere Lagerbunker mit einer deutlich zu erkennenden Laderampe.

1945 wurde das Gelände zunächst von Amerikanern kampflos eingenommen. Eine nicht bekannte Menge an Kampfstoff- und Munitionsresten soll zunächst in einem nahe gelegenen Steinbruch „entsorgt“ worden sein.

Nach dem Abzug der Amerikaner und der Übergabe an die russischen Truppen wurde der gesamte Bereich der Munitionsanstalt wieder Sperrgebiet und wurde nun von den Besatzungstruppen als Artillerie-Munitionslager 3732 ASB genutzt. Mit Ausnahme der Füllstelle – die wollten die Besatzer auch nicht haben. Der Bereich blieb Sperrgebiet und wurde teilweise als Reparationsleistung zurückgebaut; was mit den Kampfstoffresten geschah, ist nicht sicher nachvollziehbar. Der von den russischen Truppen nicht genutzte Bereich der ehemaligen Füllstelle wurde später von der Nationalen Volksarmee vereinnahmt, ein Teil der Lagerbunker wurde als Munitionslager 13 genutzt.

Quellen:
„Endzeitstimmung in einer Geistersiedlung“; Torgauer Zeitung, 16.11.2012
Luftwaffendienstvorschrift 450 „Vorschrift für das Verwalten von Munition bei der Truppe“, Teil 2 „Verwalten bei den Luft-Haupt und Luft-Munitionsanstalten“ (Juli 1941)

GSSD – Munitionslager Mockrehna 3732 ASB

Das Ende des zweiten Weltkrieges kam für die Region westlich der Elbe bei Torgau in Gestalt von amerikanischen Truppen. Im April 1945 schien es keinen nennswerten deutschen Widerstand mehr gegeben zu haben zwischen Elbe und Mulde. In der Nähe der Dörfer Strelln und Mockrehna fiel die Luftwaffen-Hauptmunitionsanstalt nebst einer Abfüllstelle für chemische Kampfstoffstoffe den Amerikanern kampflos in die Hände. Alles schnell verwertbare, insbesondere Dokumente, wurde mitgenommen. Große Mengen an Bomben und vermutlich auch Kampfstoffe wurden zunächst in einen mit Wasser voll gelaufenen ehemaligen Steinbruch verbracht und anschließend beschossen; es brannte tagelang und die Überreste liegen noch heute im trüben Wasser des Steinbruchs.

Nach dem Abzug der Amerikaner und der Übergabe des Geländes an die Russen wurde das Gelände zunächst geplündert. Was mit den Kampfstoffen geschah, die hier in großen Mengen in der Füllstelle lagerten, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Vermutlich wurde ein Teil an Ort und Stelle gesprengt, versickert oder verklappt. Ein Teil wird vermutlich nach Oranienbaum in die Heeresmunitionsanstalt Kapen verbracht worden sein. Der Bereich der ehemaligen Füllstelle und die Sprengplätze im Wald nördlich der Straße waren für viele Jahre nicht zu betreten.

Schon Ende 1945 beschlossen die russischen Besatzer das weiträumige Gelände im Eilenburger Ratsforst selbst weiter zu nutzen: als Munitionslager für die Artillerie. Das Gelände war bestens geeignet: ein intakter Bahnanschluss, viele unzerstörte Munitionslagerbunker; und das alles abgeschieden in einem großen Wald. So entstand in recht kurzer Zeit im Wald von Mockrehna das 17. Munitionslager der 1. Gardepanzerarmee der Roten Armee. Nur einen Bereich wollten selbst die russischen Besatzer nicht: den nordwestlichen Teil des Geländes, in dem sich die ehemalige Füllstelle befand. Dieser Teil des Geländes wurde viel später durch die Nationale Volksarmee der DDR genutzt, ebenfalls als Munitionslager.

In die ehemalige Wohnsiedlung deutscher Offiziere zogen wieder Offiziere ein, russische diesmal. Die großzügigen Häuser und die sehr weiträumige Anlage geben dem Gebäudeensemble den Charakter einer kleinen Stadt im Wald.

Mockrehna Wohnbereich 01

Da die russischen Offiziere meist mit Frau und Kind hier wohnten, herrschte hier bestimmt relativ normales Zivilleben. Um die Häuser angelegte Gärten dienten der  Versorgung mit Obst und Gemüse; Veranden und Dachterrassen – mitten im Grünen – boten hier vermutlich recht guten Wohnkomfort im Vergleich zu den normalen Soldaten.

Mockrehna Wohnbereich 02

Innen schien es recht geräumig gewesen zu sein – viel Platz auf zwei Etagen (wobei man natürlich nichts darüber weiß, wie viele Menschen hier tatsächlich unter einem Dach gewohnt haben).

Der Zustand aller ehemaligen Wohngebäude ist ausgesprochen desolat. Die Häuser sind alle völlig ausgeschlachtet. Sämtliche Türen und Fenster fehlen. Die russischen Truppen haben bei ihrem Abzug wirklich alles mitgenommen, was möglich war…

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Hin und wieder findet man in einem Gebäude kleinere Hinterlassenschaften, die die Ausweidung überstanden haben – aus welchem Grund auch immer. Ein einsamer Spiegel an einer Wand; ein vergessener Einbauschrank; Reste einer Deckenverkleidung aus Plastik im Stile der 1970er Jahre – einfach auf das blanke Holz geklebt.

Die Fußböden schienen alle aus Parkett zu bestehen! In einigen Zimmern hat es sogar überlebt, wenn es auch heute sehr unscheinbar daherkommt.

Mockrehna 12

Die russischen Hausherren schienen überhaupt sehr spartanisch gebaut zu haben; viele Holzkonstruktionen direkt und unmittelbar entweder auf dem Erdboden oder an das Mauerwerk angebracht. In einem Gebäude hat die Eingangstür zu einem Obergeschoss überlebt. Sie erinnert eher an einen Bretterverschlag.

Mockrehna 13

Interessant sind auf jeden Fall die Eingangstüren der Offiziersvillen. Sie erinnern eher an prunkvolle Portale und stammen vermutlich noch aus deutscher Zeit.

An einem dieser Portale befand sich unter der russischen Nutzung ein handgemaltes Schild, auf dem Dobro poschalowatj (Herzlich willkommen) stand. Heute ist dieses Schild leider nicht mehr erhalten…

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Die Tür führte durch eine Schwingtür in den Bereich des Kindergartens und der Schule.

Da die russischen Offiziere oft mit ihren Frauen und Familien auf den Militärstützpunkten wohnten, gab es auch jede Menge Kinder. Für diese Kinder gab es dann auch entsprechende Einrichtungen auf dem Gelände, was den Charakter einer kleinen und autarken russischen Stadt innerhalb des  besetzten Deutschlands noch verstärkte.

Die Flügeltür öffnete sich zu einem größeren Saal, deren Mittelpunkt einst zwei prunkvoll verzierte Säulen bildete. Von diesen Säulen sind leider nur noch Reste vorhanden. Mockrehna 20

Links vom Saal fällt der Blick in den „Spiegelsaal“. An säulenartige Streben wurden kleine Mosaiksteinchen angebracht, die einen funkelnden und spiegelnden Säulengang illusionistisch und wunderschön darstellen. Dieser Blick ist definitiv ein überraschendes Highlight!

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Am gegenüberliegenden Ende des Gebäudes ist der Blick nicht ganz so spektakulär. Das liegt vermutlich jedoch daran, das der Rest des Gebäudes sich praktisch im Rohbauzustand befindet – wer weiß, wie gerade dieses Gebäude zur Zeit seiner Nutzung ausgesehen hat – The russians love their children, too

Mockrehna 23

Eine noch recht gut erhaltene Treppe führt unmittelbar neben der Eingangstür in das Obergeschoß. Hier haben sich vermutlich ein oder zwei kleine Klassenräume befunden. Davon ist nichts mehr geblieben, außer eine recht gut erhaltene Deckenverkleidung mit den typischen Leuchtstoffröhren – Deckenleuchten der 1980er Jahre.

Im Wonbereich gab es die gesamte für das zivile Leben notwendige Infrastruktur: ein kleiner Einkaufsladen, ein Kulturhaus mit Kinosaal, eine Bibliothek, Sport- und Spielplätze, einen Arzt… diese Gebäude konnten leider nicht auf Anhieb identifiziert werden – dafür sind es zu viele Gebäude und der Erhaltungszustand der Gebäude verbietet oft auch ein Betreten…

Erhalten und gut zu erkennen ist jedoch noch das ehemalige deutsche Wachgebäude am KDL, da es sich unmittelbar im Eingangsbereich am Zufahrtsweg nach Mockrehna und an der Einfahrt für die Eisenbahn befindet.

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Das ursprünglich deutsche Gebäude wurde noch vergrößert – unverkennbar ist der typisch russische weiße Ziegelbau. Noch erhalten sind ein paar Betonplatten, mit denen die Zufahrt teilweise blockiert war.

Mockrehna 01

Aus der ehemaligen deutschen Kaserne 1 wurde das russische Stabsgebäude. Es ist das einzige Gebäude, das wirklich deutlich nach Militär aussieht: Eingangskontrolle mit Zimmer des Diensthabenden; der typische lange und dunkle Flur. Das Gebäude ist in einem desolaten Zustand. Überall Schutt, abblätternde Farbe, geplünderte und ausgeräumte Zimmer. Geisterhaft hängt irgendwo der Rest einer Gardine herunter, die mit einem Nagel an der Wand befestigt war. Im Keller blieb von der selbst gebauten Sauna nichts weiter übrig als der gemauerte Rundbogen am Eingang.

Da sämtliche Gebäude noch mit Kohle bzw. Holz beheizt wurden, errichteten die russischen Truppen Anfang der 1960er mitten im Wald ein Heizkraftwerk und legten Heißwasserrohre in viele Bereiche des Geländes. Die teilweise abenteuerlichen Konstruktionen sind in weiten Teilen noch sichtbar.

Der Verlade- und Umschlagplatz für den An- und Abtransport der Munition wurde vergrößert und um Hallen für LKW-Unterstände und Werkstätten ergänzt. Die russischen Ziegelbauten sind hier leicht zu erkennen.

Inschriften russischer Wehrpflichtiger verzieren die Rückwand – eines der wenigen erhaltenen und noch deutlich erkennbaren Relikte der russischen Hausherren.

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An der Bahnverladestelle ist ein russischer Anbau aus Holz zu erkennen. Die Gleise sind hier vor lauter grün nicht mehr zu erkennen; wer weiß, ob sie überhaupt noch liegen….

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Der Bereich der Feuerwehr wurde ebenfalls etwas erweitert. Der Unterstand für die Löschfahrzeuge scheint noch aus deutscher Zeit zu stammen, das Gebäude ist aus massivem Stahlbeton mit einer dicken Decke.

Viel Wert scheint man eher auf manuelle Löschmittel gelegt zu haben – die zentralen Punkte zur Aufbewahrung diverser Hand-Löschmittel fallen deutlich größer aus, als man das aus anderen Objekten kennt. Die kyrillischen Buchstaben, die einen Sammelpunkt für Feuerlöschmittel kennzeichnen, sind überraschend gut erhalten und noch deutlich zu lesen..

Interessant ist ein besonderer Gebäudeteil: der russische Knast, der immerhin drei größere Zellen enthielt. Zumindest waren hier die Fenster nicht vernagelt, sondern „nur“ vergittert. Die Zellen hatten noch nicht einmal Toiletten oder Waschbecken… es waren einfach nur nackte, leere Räume.

Der innere Bereich des Munitionslagers war mit Stacheldraht und hohen Splitterschutzwällen gesichert; die Wälle stammten noch aus deutscher Zeit und wurden bei Bedarf verlängert. Heute sind die Zaunreste im dichten Wald kaum noch zu erkennen.

Der Blick in ein ehemaliges Munitionsarbeitshaus ist hoffentlich ungefährlich… Es sieht völlig ausgeräumt aus. Die massive Bauweise ist gut zu erkennen.

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Was genau hier passierte, ist unbekannt. Die Geheimhaltung war und ist so groß, das nichts darüber bekannt ist.

Im wesentlichen nutzten de russischen Truppen die Munitionslagerbunker so, wie sie sie vorgefunden haben. Sie waren alle noch intakt und durch den Baumbewuchs ohnehin gut getarnt im Gelände verstreut.

Bei einigen oberirdischen Gebäuden und Lagergebäuden wurde durch die russischen Hausherren leichte Umbauten angebracht. Da die Gebäude alle aus massivem Stahlbeton waren, fallen die nachträglichen Ziegel-Einbauten heute deutlich auf.

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Mitten im Wald findet sich ganz überraschend ein typisch russischer Holzbau – eine Art Raucherinsel – im gesamten Gelände herrschte aus nachvollziehbaren Gründen strenges Rauchverbot! Rauchen war nur an wenigen Stellen erlaubt – dies war so ein Ort.

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Ein russisches Dienstgebäude – schön mit Zimmer für den Diensthabenden Offizier am Eingangsbereich – ganz in der Nähe der Raucherinsel enthält überraschend noch Teile der Wandverkleidung.

Auch hier typisch russisch: die Wandverkleidung war direkt am nackten Mauerwerk befestigt.

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Ein eher unerwarteter Fund in dem weitläufigen Gelände war ein elektrischer Anschaltpunkt in massiv gemauerter Form. Die Kabel sind lange verschwunden, aber der Rest steht noch…

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Ein anderer Blick auf russische Technik ergibt sich überraschend im recht großen Keller eines anderen Gebäudes. Vermutlich wurde hier Wasser erhitzt – ob es sich bei dem Gebäude um eine Wäscherei oder eine Art Badehaus handelte, lässt sich nicht mehr ansatzweise feststellen.

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1993 zogen die russischen Besatzer aus dem Gelände ab und nahmen alles mit, was sich mitnehmen ließ. Viele Gebäude wurden schlicht in den Rohbauzustand zurückversetzt. Das Gelände wurde seit dem Abzug der russischen Truppen sich selbst überlassen. Was folgte war das Übliche: Metalldiebe, Vandalismus, illegale Müllablagerung, Abenteuerspielplatz, Souvenirjäger. Ob auf dem Gelände überhaupt eine weitergehenden Untersuchung auf Altlasten und Munitionsrückstände statt gefunden hat, lässt sich bezweifeln. Heute hat sich die Natur weite Teile des gesamten Geländes zurückgeholt. An einem sinnvollen Konzept zur Nachnutzung scheint es zu fehlen – eine Paintballanlage war hier ebenso geplant wie ein Windpark; gewollt war beides nicht, so dass hier irgendwann ganz sicher die Abrißbagger rollen werden.

 

 

Saale – Elster – Kanal

Ein unvollendetes Kanal-Bauprojekt mit teilweise spektakulären Überresten und einer gewissen Tragik: der Südflügel des Mittellandkanals, der Leipzig mit der Saale (und somit dem deutschen Wasserstraßennetz) verbinden sollte. Das Kanalprojekt hatte viele Namen: Saale-Elster-Kanal, Elster-Saale-Kanal, Südflügel Mittellandkanal, seit Neuestem (und nunmehr offiziell) heißt er Saale-Leipzig-Kanal.

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Skizze des Kanalverlaufes auf einer Informationstafel am östlichen Kanalende

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Eisenbahn noch nicht erfunden (die erste Bahn in Deutschland fuhr erst 1835 auf einer kurzen Strecke zwischen Nürnberg und Fürth); Transporte erfolgten entweder mühsam auf dem Landweg oder – effektiver und schneller – auf den Wasserstraßen: Flüsse und Kanäle. Das aufstrebende Leipzig hatte einen entscheidenden Standortnachteil: es lag an keiner großen Wasserstraße; das benachbarte Halle, das ebenso prosperierte, lag an der schiffbaren und viel befahrenen Saale; Torgau, Riesa und Dresden an einer der größten natürlichen deutschen Wasserstraße schlechthin: der Elbe. Schon früh kam die Idee auf, durch eine künstliche Wasserstraße Leipzig an das Wasserstraßennetz anzuschließen. Verschiedene Kanalbau- Projekte konkurrierten um die Gunst der Regierungen der Königreiche Sachsen und Preußen (die die Genehmigung erteilen mussten) und um die Gunst von Investoren: Leipzig- Aken, Leipzig – Torgau, Elster – Leipzig – Saale, Leipzig – Wallwitzhafen (an der Elbe bei Dessau), Leipzig – Riesa. Durch die Napoleonischen Kriege (von 1805 bis 1815) kamen sämtliche Projektplanungen zum Erliegen.

Der Leipziger Rechtsanwalt, Stadtverordnete und Unternehmer Ernst Carl Erdmann Heine brachte die Anbindung Leipzigs an das Wasserstraßennetz wieder auf die Tagesordnung. Auf eigene Kosten begann er 1856 mit dem Bau eines Kanals von der Weißen Elster in Richtung des Leipziger Industriegebietes Plagwitz. Die Bauarbeiten erwiesen sich als äußerst schwierig und kostspielig – die gewählte Strecke erwies sich als sehr felsig. So dauerte es bis 1861, ehe das erste Teilstück bis zur Zschocherschen Straße seiner Bestimmung übergeben werden konnte.

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Kanalbauarbeiten in Leipzig – Manueller Massenaushub und Transport mit Feldbahn westlich der Zschocherschen Straße. Blick nach Osten zur König-Johann-Brücke Bildnachweis: SLUB/ Deutsche Fotothek / Goetz, Paul http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70036501 (Public Domain Marc 1.0)

Auf Bestreben der Leipziger Handelskammer und vieler Leipziger Unternehmer gründete sich 1872 der Elster-Saale-Canal-Verein, der zum einen Lobbyarbeit für die geplante Wasserstraße machte, und andererseits versuchte, finanzielle Mittel für den Bau aufzubringen.

1887 erreichten die Kanalbauarbeiten Lindenau – immer noch von Carl Heine privat finanziert. Hier bestand Anschluss an die inzwischen neu errichtete Eisenbahnstrecke nach Riesa. 1888 gründet Carl Heine die Leipziger Westend-Baugesellschaft AG und überträgt sein Vermögen und seine Grundstücke auf diese AG. Carl Heine stirbt kurz darauf. Unter der Regie der Westend-Baugesellschaft wird der Kanalbau weiter vorangetrieben. 1893 sind erst 2,5 km fertiggestellt – das Stück von der Weißen Elster durch Leipzig-Plagwitz bis kurz vor Lindenau. Der Kanal endet wenige Meter vor dem geplanten Kanalhafen in Leipzig Lindenau an der Lützner Straße.

Die Kostenfrage war – auch damals schon – die entscheidende. Das Königlich Sächsische Finanzministerium befürwortete grundsätzlich die Anbindung Leipzigs über eine Querverbindung von der Weißen Elster über Leipzig nach Kreypau an der Saale, weist jedoch in einem Schreiben vom 26. Juli 1893 darauf hin, dass „die Interessenten auch zu erwägen haben, in welcher Weise sie die Kosten für die Ausführung des Canals aufzubringen gedenken, da, sogern die Regierung bereit ist, die Ausführung durch die ihr zur Verfügung stehenden technischen Kräfte zu unterstützen, doch auf eine Herstellung desselben auf Kosten des Staates nicht gerechnet werden darf.“

Ein Weiterbau mit privaten Mittel scheint aufgrund des enormen Kapitalbedarfs inzwischen aussichtslos. Die Eisenbahn hat sich als billiges Transportmittel durchgesetzt. Seit 1840 verband eine Bahnstrecke Leipzig mit Magdeburg an der Elbe; in Leipzig Plagwitz (dem Leipziger Industrieschwerpunkt) – in direkter Konkurrenz zum Kanal-Neubauprojekt wurde von 1886 bis 1888 eine Eisenbahn für den Güterverkehr errichtet. Diese Strecke hatte bis 1925 Bestand.

1898 werden die Bauarbeiten am Kanal eingestellt. Der Kanalabschnitt von der Weißen Elster bis nach Lindenau besteht noch heute und heißt zu Ehren seines Erbauers Karl-Heine-Kanal.

1920 – die politische Welt in Deutschland hatte sich grundlegend verändert – wurde durch die Regierung des Deutschen Reiches beschlossen, Deutschlands längste künstliche Wasserstraße, den Mittellandkanal, zu vollenden. Zu dessen Bestandteil wurde auch der Saale – Elster – Kanal gemacht, der hier als Südflügel des Mittellandkanals bezeichnet wird. Inflation und Wirtschaftskrise verhinderten zunächst jeden Baubeginn. Erst 1926 werden die entsprechenden Staatsverträge zum Bau des Mittelland-Kanals unterzeichnet und ausdrücklich festgehalten, das der Südflügel gleichzeitig zu bauen und fertig zu stellen ist.

Während am eigentlichen Mittellandkanal nunmehr fleißig gebaut wird, tut sich am Saale-Elster-Kanal nichts.

Erst ab dem Sommer 1933 wurde wieder am Saale-Elster-Kanal gebaut, es entstand eine der größten Baustellen seiner Zeit. Bis zu 2.000 Arbeiter waren hier gleichzeitig beschäftigt; möglich wurde das durch das Reichsgesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit. Ab 1934 wurde im Dreischicht-System gearbeitet.

Ab 1937 zog man nach und nach Arbeitskräfte und Materialien ab, die Fertigstellung des Mittellandkanals wurde massiv forciert. Der Verlust an Arbeitskräften konnte zunächst durch den Einsatz von Großgeräten wie Baggern und Förderbändern kompensiert werden.

Bei Einstellung der Bauarbeiten im Frühjahr 1943 – das Kanalbauprojekt war kein kriegswichtiges Projekt – waren von den 19 Kilometern des geplanten Kanals 11,3 Kilometer fertiggestellt und bewässert, für weitere 5,5 Kilometer war der Erdaushub bereits erfolgt; in Leipzig Lindenau war ein halbfertiger Binnenhafen entstanden, der weder einen Anschluss an den fertig gestellten Teilbereich des Saale-Elster-Kanal hatte und auch keine Verbindung zum innerstädtischen Karl-Heine-Kanal mit Anschluss an die Weiße Elster. Dieser Zustand sollte sich auch nicht mehr ändern.

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Kanalhafen in Leipzig-Lindenau um 1940 – rechts das ausgehobene aber nicht geflutete Hafenbecken. Bildnachweis: SLUB/ Deutsche Fotothek / Lindner, P. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70041193 (Freier Zugang – Rechte vorbehalten.)

Erst im Jahre 2015 wurde eine Verbindung hergestellt zwischen dem Karl-Heine-Kanal und dem Hafen Lindenau, der von Wassersportlern genutzt werden soll. Die Verbindung vom Hafen Lindenau zum Saale-Elster-Kanal (der Durchstich durch die Lyoner Straße / Plautstraße am nordwestlichen Ende des Hafens Lindenau) fehlt bis heute.

Der bewässerte Kanal endet westlich von Günthersdorf im Nichts. Die ausgehobene Kanaltrasse bis zum Ort Wüsteneutzsch ist als deutlicher Grünstreifen in der Landschaft gut zu erkennen.

Kanalaushub bei Wüsteneutzsch

Kanalaushub bei Wüsteneutzsch

Ein großer Teil der fertig gestellten Kunstbauten auf der Kanalstrecke ist noch völlig intakt, darunter 12 Straßenbrücken und eine Bahnbrücke, sowie die erforderlichen Düker und Bachdurchlässe. Die bereits fertig gestellten Sperrtore westlich von Burghausen und westlich von Günthersdorf, mit denen zu Wartungszwecken der Kanal abschnittsweise gesperrt und teilentleert hätte werden können, wurden in den 1950er Jahren ausgebaut und anderweitig verwendet.

Spektakulär präsentiert sich die Bauruine der oberen Schleuse im Dorf Wüsteneutzsch.

Schleusenruine Wüsteneutzsch

Schleusenruine in Wüsteneutzsch – mitten im Nirgendwo

Von der Schleusentreppe, die die 22 m Höhenunterschied zum Saaletal überwinden sollte, wurde nur die obere Schleuse im Rohbau fertig. Die Baugrube für die untere Schleuse ist inzwischen durch Grund- und Regenwasser geflutet. Ungebaut blieben die letzten zwei (!) Kilometer des Kanals bis zur Saale nach Kreypau. Von der Kreypauer Kanalbrücke stehen heute nur noch die Widerlager.

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Reste der Kanalbrücke und des Kanalbettes bei Kreypau kurz vor der geplanten Saalemündung

 

Quellen:
Becker, Dirk „Der Südflügel des Mittlellandkanals“, 2009
Goetz, Paul „Der Elster – Saale – Canal von Leipzig nach Creypau“, Leipzig, 1893
Kolditz, Gerald „Das Kanalprojekt von Riesa nach Leipzig im Kontext der Leipziger Kanalfrage Mitte des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts“; in: Leipziger Stadtgeschichte. Jahrbuch 2012
Lattermann, Eberhard „Die Bedeutung des Elster – Saale – Kanals (Leipziger Kanals)“ in: [Hrsg.] Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik „Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen 13“,  Dresden, 1998, S. 413 – 420
SLUB – Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Zwickau – Haus der DSF

Zwickau – Max-Pechstein Straße 31, Ecke Moritzstraße. Hier an prominenter Stelle in der Nordvorstadt und an der ehemaligen Landstraße Richtung Leipzig wurde schon 1546 ein Gasthof erwähnt. 1937 wurde die Zwickauer Aktienbrauerei neuer Eigentümer und führte den ehemaligen Gasthof Goldener Becher unter dem Namen Mauritiushof weiter.

Am 8. Mai 1949 (ehemals „Tag der Befreiung“ in der DDR) wurde das Haus der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft (DSF) gegründet. Das Restaurant im Gebäude wurde weiter genutzt und bis 1990 betrieben. Mit dem Ende der DDR kam auch das Ende der staatlichen Organisation der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft.

Folgerichtig steht das Gebäude seit 1993 leer. Es steht zwar unter Denkmalschutz, soll aber dennoch abgerissen werden, sofern sich ein Investor findet. Ideen für mögliche Nachnutzungen gab es einige:  unter anderem war zunächst ein Kino geplant, später eine Jugendherberge. Diese Ideen wurden jedoch nicht umgesetzt. Unter aktivem Denkmalschutz verstehe ich etwas anderes.

Z-Haus der DSF 01

Zwickau – Villa Falck

Zwickau, Äußere-Schneeberger-Straße 35. Hier, in der Südstadt der westsächsischen Perle Zwickau, befindet sich ein innerstädtischer Lost Place, der seit vielen Jahren als Spekulationsobjekt dient: die Villa des Steinkohlenbergwerksbesitzers Carl Gottlieb Falck.

Sie zählt zu den schönsten Fabrikantenvillen der Stadt.

Erbaut wurde sie im Jahre 1876 und war der Wohnsitz der Familie Falck. Das Bauwerk besticht von außen durch eine aufwändig gestaltete Putzfassade mit auffälligen Gestaltungselementen, zum Beispiel die markante Giebelverdachung der Fenster, waagerecht im Erdgeschoss, dreieckig im ersten Stock; die Fensteröffnungen sind von Säulen flankiert.

Zwickau - Villa Falck 02

Der noch heute sichtbar nicht zum Ensemble passende Ausbau des Dachgeschosses erfolgte 1948 durch den damaligen Eigentümer (die „Verwaltung der Kohlenindustrie in Sachsen“). Später, in der DDR-Zeit, wurde das Gebäude als Teil der Stadtverwaltung genutzt. Seit 1990 steht das Gebäude leer und wurde notdürftig gesichert.

An der Nordseite des Gebäudes befindet sich der originale Eingangsvorbau mit zweiflügliger Hauseingangstür. In der Dreieckgiebelverdachung erkennt man noch die Jahreszahl 1875, flankiert von zwei Greifen.

Zwickau - Villa Falck 03

Von der noch vorhandenen Terrasse führte eine geschwungene Treppe einst in den Garten des Hauses.

Zwickau - Villa Falck 11

Im noch erhaltenen winkelförmigen Hinterhaus fand sich Platz für Ställe, Wagen-Remisen, Gesindewohnung, Kutscherstube, Küche und Waschküche. Zu DDR-Zeiten befand sich hier eine kleine Fahrradwerkstatt.

Dresden – Universelle Werke (Tabakuni)

Das Gelände südlich der Bahnlinie entwickelte sich nach 1870 in der Dresdner Südstadt zu einem wichtigem Gewerbestandort.

1893 wurde die Firma Compagnie Universelle vom Ingenieur Otto Bergsträßer gegründet, die sich auf der Grundlage eigener Patente als Spezialhersteller für Zigaretten- und Verpackungsmaschinen schnell einen Namen machte. In der Zwickauer Straße 48 – 54 wurde 1898 der Hauptsitz neu errichtet, nach dem der ursprüngliche Sitz des Unternehmens zu klein geworden war.

Ab 1915 firmierte das Unternehmen unter dem Namen Universelle-Zigarettenmaschinenfabrik J.C. Müller & Co.

Durch die Übernahme verschiedener Dresdener Maschinenfabriken wuchs das Unternehmen schnell. Hergestellt wurde ein Sammelsurium an Maschinen: Spezialmaschinen für die Tabakbe- und Verarbeitung, Rohtabak-Mischanlagen, Röst- und Schneidemaschinen, Spezialmaschinen zur Herstellung von Zigaretten-Mundstücken, Schokoladenzigarettenmaschinen, Kühlmaschinen, Buchdruckmaschinen. Das drückte dann auch der neue Name des Unternehmens aus: Universelle-Werke J.C. Müller & Co.

Ab 1936 stieg der Anteil der Rüstungsproduktion. Hergestellt wurden nun unter anderem Flugzeugteile, Scheinwerfer, Torpedos und Maschinengewehre.

Die Anfang der 1940er Jahre neu errichteten Fabrik- und Verwaltungsgebäude gelten als markantes Zeichen der Industriearchitektur jener Zeit: repräsentativer und wuchtiger Kopfbau, rechteckiger Trakt mit langen Fensterachsen, die dem Gebäudeensemble ein wuchtiges Aussehen verleihen.

 

Im zweiten Weltkrieg wurden fast alle Betriebsteile zerstört oder schwer beschädigt und nach 1945 teilweise als Reparationsleistung demontiert. 1946 wurde das Unternehmen enteignet und zunächst als VEB Universelle Werke Dresden fortgeführt. Neben Maschinen für die Herstellung von Zigaretten wurden nun auch Stanz- und Druckmaschinen hergestellt.

1948 erfolgte eine Umbenennung in VEB Tabak- und Industriemaschinen (Tabakuni).

1972 erfolgte die Zusammenlegung mit dem VEB Verpackungs- und Schokoladenfabrik Dresden zum VEB Verpackungsmaschinenbau Dresden und war spezialisiert auf die Herstellung von Verpackungsmaschinen für die Nahrungs- und Genußmittelindustrie.

Der Produktionsstandort in der Dresdner Zwickauer Straße wurde zum Stammbetrieb des VEB Kombinat NAGEMA.

1990 erfolgte eine Teilprivatisierung – aus dem VEB Verpackungsmaschinenbau Dresden wurde die Verpackungsmaschinenbau GmbH Dresden und firmierte fortan unter dem Namen Pactec.

1994 wurde Pactec durch die Kölner Firma Rose-Theegarten übernommen und firmiert seit dem unter dem Namen Theegarten-Pactec.

1997 wurde der Standort in der Zwickauer Straße aufgegeben.

Pläne zur Nachnutzung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude als Innovationszentrum sollen ab 2017 umgesetzt werden.

Dresden – Teekanne

Das Gelände südlich der Bahnlinie entwickelte sich nach 1870 in der Dresdner Südstadt zu einem wichtigem Gewerbestandort.

In der Zwickauer Straße 27 siedelte sich die 1882 als Tee-Importfirma gegründete Firma Importhaus R. Seelig & Hille an. Hier wurde Tee und Teemischungen unter dem Markennamen „Teekanne“ verkaufte.

Die weltweite erste Teebeutelpackmaschine war 1929 serienreif und wurde weltweit vermarktet.

Nach 1945 wurde das Unternehmen enteignet. Das im zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt gebliebene Gebäude war nach 1948 der Sitz der Bau-Union Süd GmbH, die als Betrieb Brückenbau in den VEB Autobahnbaukombinat eingegliedert wurde.

1990 wurde das Unternehmen an die österreichischen Maculan-Gruppe verkauft und ging 1996 in Konkurs.

DD - Teekanne Seelig und Hillig Zwickauer Straße

Dresden – Alte Posthalterei

Entlang der Bahntrasse siedelten sich ab 1870 in der Dresdner Südstadt verschiedene Unternehmen an.

In der Feldschlößchenstraße 40 / Ecke Kunadstraße entstand dieses imposante Gebäude, das der Reichspost gehörte. Hier wurden Pferde und später Lastkraftwagen untergestellt; das Gebäude war auch Lager- und Versandort – heute würde man Postversandzentrum dazu sagen.

In den 1920er Jahren war hier auch der Sitz der Dresdner Motorwagen Gesellschaft m.b.H. Unter dem Namen „Hofmanns Rund und Vergnügungsfahrten“ wurden Stadtrundfahrten in Dresden angeboten.

Als einziges Gebäude der Vorkriegszeit überstand es die Zerstörungen des zweiten Weltkrieges.

DD-Posthalterei 02 - Feldschlösschenstraße