Prerow – Bahnhof

Es war ein langer Kampf, bevor Prerow endlich seinen Anschluss an die Eisenbahn erhielt. Noch um 1900 war die gesamte Halbinsel Darß (heute Fischland – Darß – Zingst) eine sehr abgelegene Region. Im Sommer nur erreichbar über Fähren; die Orte untereinander waren nur durch sandige Feldwege miteinander verbunden. Ein erster Antrag der Gemeinde Prerow vom April 1900 an das Königliche Landratsamt in Franzburg zur Herstellung einer Eisenbahnverbindung nach Barth (das seit 1888 an das Bahnnetz angeschlossen war) wurde mit dem Hinweis auf bestehende Fährverbindungen abgelehnt. Nach vielen Bemühungen und einigem Hin und Her kam es im Dezember 1904 in Stettin zu einer „Konferenz über die Darßbahn“; hier wurde die grundsätzliche Streckenführung abgestimmt, jedoch ging man noch von einer Schmalspurbahn aus (Spurweite 1 Meter).

Im August 1905 war die zu bauende Trasse grundsätzlich abgesteckt und vermessen; unklar war neben der Finanzierung  aber immer noch, ob eine Schmalspurbahn oder eine Regelspurbahn gebaut werden sollte. Die Entscheidung für eine normalspurige Nebenbahn fiel erst 1907 durch das Ministerium für öffentliche Arbeiten in Berlin. Die zuständige  Königliche Eisenbahndirektion Stettin konkretisierte die Pläne im Jahre 1908. Im Frühjahr 1909 begannen endlich die Bauarbeiten.

Am 30.11.1910 fand die Abnahme der Strecke mit einer Probefahrt statt, offiziell für den Verkehr freigegeben wurde sie am 01.12.1910. Prerow war nun Endbahnhof der Darßbahn – eine geplante Erweiterung der Strecke bis nach Ahrenshoop (die Prerow zum Durchgangsbahnhof gemacht hätte)  wurde nie realisiert. Wie alle Bahnhofsgebäude der Strecke, war auch das Prerower Empfangsgebäude bereits zur Eröffnung der Strecke fertig gestellt.

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Während die Dampfschifffahrt ihre Fährverbindungen zwei Wochen nach der Streckeneröffnung einstellten, begannen in Prerow und Zingst die Grundstückspreise zu steigen.

Prerow Bhf 005Für den Bahnhof Prerow wurden im Jahre 1911 28.700 Fahrgäste gezählt; im Jahre 1913 27.900 – Prerow selbst hatte etwa 1.500 Einwohner in jener Zeit. Der erste Weltkrieg und die Zeit danach brachte einen Einschnitt – nicht nur in den Passagierzahlen. Kohlemangel führte oft zu Betriebseinschränkungen. In den „Goldenen Zwanzigern“ hatte Prerow jährlich um die 5.000 Badegäste –dies entsprach in etwa der „Bettenkapazität“. Alle Gäste reisten mit der Bahn an! Die Zahl der jährlichen Übernachtungsgäste stieg bis 1941 auf etwa 6.500, verursacht hauptsächlich durch „KdF-Reisen“.

1940 hatte der Bahnhof Prerow zwei Bahnsteige, eine Güterverladestraße (als Gleis 3 abgehend vom Gleis 1) und eine Verladerampe am Gleis 1 nach dem Bahnhof, kurz vor der Kopframpe, die das Streckenende darstellte. Mit der über das Gleis 2 angebundenen Drehscheibe (Durchmesser 16 Meter)  konnten die Lokomotiven gedreht werden.

Im April 1944 ereignete sich im Bahnhof Prerow der einzige schwere Unfall der Darßbahn. Ein Bahnhilfsarbeiter hatte (in dem Glauben, der Zug hätte sie schon passiert) die fernbedienbare Einfahrt-Weiche gestellt, als der einfahrende Personenzug 296 diese gerade befuhr. Mehrere Wagen entgleisten und stürzten um. Dabei starben 7 Menschen. Die defekte Einfahrweiche und das beschädigte Streckengleis wurden nicht mehr repariert; der Betrieb im Bahnhof Prerow nicht wieder aufgenommen. Die Züge verkehrten nur noch bis Zingst.

1946 wird die Strecke von Prerow ausgehend bis nach Barth demontiert.  Verschiedene Ansätze, die Strecke wieder aufzubauen, hat es in den 1960er und 1970er Jahren gegeben, wurden aber nicht realisiert.

Nachdem das Bahnhofsgebäude in Prerow acht Jahre leer gestanden hatte, wird 1953 in dem Gebäude eine Betriebsakademie des Ministeriums für Verkehrswesen der DDR eingerichtet. In den Sommermonaten wird es als Betriebsferienheim genutzt. Ab 1990 stand das Bahnhofsgebäude viele Jahre leer, wurde 1997 verkauft und zu einem Hotel umgebaut.

Die Betreiber des Hotels erinnern mit einigen Bahnrelikten an die Geschichte und Bedeutung dieses Ortes.

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Quellen:

Jonas, G. / Schulz. F. „Eisenbahn zwischen Meer und Bodden. Ein Beitrag zur Geschichte der Darßbahn Barth-Prerow“;  Broschüre, herausgegeben vom  Deutschen Kleinbahnverein Barth, o.D.

Schultz, Lothar „Die Darßbahn. Was sie ist, was sie war, was wird sie sein“, o.D.

Volkmann, Erwin „Rügen und die Seebäder Vorpommerns. Illustriertes Reisehandbuch für die Freunde des Seestrandes“ (Eintrag zu Prerow), Görlitz, 1895


 

waswostatus
Bahnhofsgebäude PrerowKirchenort 6, PrerowBahnhofsgebäude saniert und nachgenutzt als Hotel; Außengelände im Rahmen der Nachnutzung begehbar

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